Die Heimkehr des Prinzen
unerreichbar, und erinnerte ihn wieder an die Göttin, zu der sie im Nereidentempel geworden war. »Dann führt uns, Lord Rächer«, sagte sie mit einer Stimme, die eigenartig tief und voluminöser war als ihre eigene. »Deine Bedenken wurden zur Kenntnis genommen.«
Ven tat wie ihm geheiÃen und führte sie weiter. Was hätte er sonst auch tun können, angesichts seiner Ãberzeugung, dass jeden Moment eine Armee von Vampiren und Metamorphen den Tunnel heraufstürmen würde. Seine Bedenken waren vielleicht zur Kenntnis genommen worden, dachte er, aber ausgeräumt waren sie nicht. Er war zwar jetzt schon so weit, zugeben zu können, dass er sich in eine Hexe verliebt hatte, aber er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte, eine Göttin zu lieben.
30
Erin folgte Ven tiefer und tiefer in das dunkle Herz des Bergs und hatte das seltsame Gefühl, als steckte sie nicht mehr alleine in ihrer Haut. Sie war mehr geworden â jemand anderes. Sie spürte die Präsenz der Nereidengöttin, die ihr helfen würde, ihrer wahren Berufung als Melodine zu folgen und ihre Gabe zu entwickeln.
Woher sie das wusste, war ihr nicht klar, doch dieses Wissen war tief in ihr verankert. Sie folgte Ven, der sie bis in den neunten Kreis der Hölle verteidigen würde, und sie ging mit der Göttin, die ihr helfen würde, das zu werden, wofür sie in Wahrheit geschaffen war.
Sie schwebte auf dem Gesang des Rubins, der nun nur für sie sang und für niemand anderen, und sah verzückt die steinernen Wände an, die im Licht des Nereidenherzens rot schimmerten. Mit einem Mal verstand sie die Worte des Liedes â Worte, die sie direkt ansprachen:
Komm zu mir, Melodine. Singe mich frei von diesem Felsenkerker. Singe mich zurück in meine Heimat.
Der Teil ihres Gehirns, der nur Erin war, konnte sich darüber amüsieren. Welche Anrede sah das Protokoll für einen leblosen Stein vor?
Der Teil von ihr, der von der Göttin erfüllt war, erwiderte heiter und gelassen: »Wir kommen, gesegneter Rubin. Leite uns auf dem Weg.« Die Göttin schien ihre ganze Gestalt und ihr Wesen auszufüllen, sodass kein Platz mehr für Angst oder Unsicherheit blieb.
Ven, der vor ihr herging, blickte zögernd zurück, als wolle er ihr eine Frage stellen oder ihr womöglich eine seiner üblichen Gardinenpredigten halten. Warnend kniff sie die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf, sodass er leise vor sich hin schimpfend weiterging.
Eingeklemmt zwischen diesem Atlanter, der sie beschützte, und der Göttin, die sie benutzte, konzentrierte sich Erin auf das einzig Wichtige: Sie musste das Nereidenherz finden, sie musste ihre Schwester befreien und Riley mit ihrem Kind retten â und irgendwie an all den Vampiren und Metamorphen vorbeikommen, die sich ihr dabei in den Weg stellen würden.
Sie rief die Wildlingsmagie auf und genoss ihr sofortiges Erscheinen. Sie war sicher, sie würde keinerlei Probleme haben.
Im Hauptquartier des Lichtkreises von Seattle
Im groÃen Saal des Gebäudes zog Alaric seine Kreise um die Pritschen mit den genesenden Metamorphen. Justice oder Ven hätten in der Zwischenzeit mit ihm Kontakt aufnehmen müssen. Irgendetwas war passiert.
Quinn könnte in Gefahr sein.
Quinn könnte in Gefahr sein.
Endlich fasste er einen Entschluss und durchschritt rasch die Räume, bis er in einer der Küchen Christophe fand, der dort Kaffee trank und mit einer der Hexen plauderte.
»Christophe, auf ein Wort.«
Der Krieger entschuldigte sich und folgte Alaric sogleich in den Flur hinaus.
»Ich muss jetzt weg. Du übernimmst die Verantwortung für den Schutz der Leute hier im Haus, bis ich wieder zurück bin.«
Christophe nickte. »Wie du willst, Alaric. Gehst du nach Atantis zurück?«
Der wachsame Gesichtsausdruck des Kriegers zeigte Alaric, dass seine Augen die Energie verrieten, die er gerade aufrief. »Nein. Ich gehe zum Mount Rainier.« Ven roch die Wölfe, bevor er sie sah. Die dunkle Passage war vor wenigen Schritten etwas heller geworden, und der Wolfsgeruch, vermischt mit etwas Stärkerem, verdichtete sich. Er blieb stehen und streckte Erin seine Hand hin, ohne sicher zu sein, ob sie diese Geste annehmen würde. Erleichtert stellte er fest, dass sie ihre kleine Hand in seine legte, doch ihre Finger waren eiskalt. Er sah zu ihr hinüber und ihm wurde klar, wie viel von ihrer
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