Die Heimkehr des Prinzen
lächelte wieder, doch dann wichen Lebhaftigkeit und Wärme aus ihrem Gesicht, seine Melodine wurde kalt und starr in seinen Armen und entzog sich ihm. »Jetzt, Krieger Poseidons. Jetzt holen wir das Nereidenherz.«
Die eisige Stimme ihrer doppelten Natur klang ihm noch im Ohr, als er vor ihr herging und sie alle zusammen dahin drängten, wo das Licht herkam.
Quinn spürte, dass die donnernde Glocke etwas Wichtiges ankündigte, doch was es war, konnte sie nur ahnen. Sie hoffte, dass es etwas mit dem Edelstein zu tun hatte, den Erin und Ven suchten, und dass der Lärm bedeutete, dass sie ihn gefunden hatten.
Doch ganz gleich, was es auch bedeuten mochte, es schien, als habe ihre Glückssträhne mit dem Verklingen des Glockenschlags nun ein Ende. Daniel und Caligula kamen beide mit entblöÃten ReiÃzähnen auf sie zu, und mit einem Mal war sie sich nicht mehr sicher, ob dieser Daniel noch der war, den sie kannte. Dieser Vampir hier hatte intensiv rot glühende Augen, und in seinem bestialischen Blick konnte sie nur noch Drakos erkennen.
So viel zur Hoffnung.
»Ihr wollt euch doch nicht um mich zanken, Jungs«, flötete sie. »An mir ist wirklich nicht genug dran. Viel zu dünn und blutleer, ich glaube, Blutgruppe Null, negativ. Oder war es A und Rhesus positiv? Sollte man heutzutage als erwachsener Mensch eigentlich wissen, oder?«
Sie lächelte Daniel an und suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen dafür, dass dies nur wieder eine seiner Masken war, hinter denen er seine geheime Mission verbarg. Doch in seinen Augen sah sie nur ihren eigenen Tod, wenn nicht gar Schlimmeres.
Vielleicht eine lange Zukunft unter den schwachköpfigen Untoten, mit denen Caligula sich in seinem Blutsrudel so gerne umgab.
»Nur über meine Leiche«, stieà sie hervor.
»Genau darum geht es ja«, sagte Daniel und grinste breit, sodass sie seine ganz nach unten ausgefahrenen Vampirzähne sehen konnte, was nur der Fall war, wenn Vampire bereit waren, zuzuschlagen.
Das hatte sie einst auf ganz persönliche Weise gelernt.
»Mit einem Holzpflock könnte ich meinen Standpunkt klarer vertreten, Blutsauger«, sagte sie und zog den Hals ein, um schwach und hilflos auszusehen.
Caligula sprach nun endlich und lieà den Blick zwischen den beiden hin- und hergehen: »Wenn du mir wahrhaft dienen willst, Drakos, dann hätte ich nichts dagegen. Du musst nur wissen, dass ich immer noch einige ⦠Bedenken habe, was deine Loyalität angeht. Doch wenn du dich dieses kleinen Problems hier für mich annehmen könntest, dann würde das meine Bedenken weitgehend, wenn nicht gar ganz zerstreuen.«
Daniel verbeugte sich tief.
»Herr, Euer Wunsch sei mir Befehl. Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch ihren wertlosen Kadaver aus den Augen zu schaffen.«
Als er sie am Arm griff, schrie sie verzweifelt und versuchte, sich freizukämpfen, denn sie war sich nicht mehr sicher, ob Daniels Gehabe wirklich nur Caligula täuschen sollte. Der Blutgier war sie schon früher begegnet, und nun konnte sie sie klar in Daniels Augen erkennen. Daniel war vielleicht für immer zu Drakos geworden, und dann wäre sie tatsächlich verloren.
Caligula unterbrach ihn mit schneidender Stimme: »Aber nicht doch, mein General. Das ist durchaus nicht mein Wunsch. Viel mehr wünsche ich, dass an diesem Weibsstück ein Exempel statuiert wird, als mahnendes Beispiel für ihre lächerliche Rebellentruppe â und zur Unterhaltung unserer loyalen Truppen.«
Bei dem Wort »Unterhaltung« brachen die Vampire und Metamorphen entlang der Wände in Jubel aus und stampften mit den FüÃen. Quinn fühlte sich wieder an die römischen Kaiser erinnert. Die hatten doch Christen den Löwen vorgeworfen, um die Bevölkerung bei Laune zu halten â Sklaven im Kolosseum. Der Gladiator, der im Staub liegende Russel Crowe.
Sie war zwar zäh, aber sie war kein Russell Crowe.
»Ich will, dass sie konvertiert wird, und du, mein lieber Drakos, wirst jetzt damit beginnen. SchlieÃe mit ihr den Blutsbund und beweise mir so, dass ich mich wahrlich auf dich verlassen kann.«
»Niemals!«, schrie sie. »Nie. Ich bring dich eigenhändig um, du blutsaugendes Vieh!«
Sie nahm Kampfstellung ein, schrie, kratzte und verteilte gezielte Schläge, deren Wildheit Daniel wohl erschreckte, denn er packte sie und warf sie in hohem Bogen durch die Höhle bis
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