Die Heimkehr des Prinzen
kompliziert ineinander verflochtener Zöpfe frisiert. »Bis jetzt hat Alaric sie lieber zum Menschenarzt gebracht als hierher.«
Erin nickte. »Ven hat mir erzählt, dass ihr hier immer noch überlegt, wann ihr bekannt geben wollt, dass Atlantis existiert.« Sie hob eine Hand an ihren eigenen wilden Haarschopf und seufzte: »Im Moment haben wir zwar ganz andere Probleme, aber ich wünschte wirklich, meine Haare wären mehr wie deine.«
Marie lächelte. »Dein Haar ist wunderschön, Erin. Es passt zu dir.«
»Danke. Ich überlege mir aber immer wieder, ob ich mir nicht einen Radikalschnitt verpassen lassen sollte. Egal. Aber warst du nie oben an Land? Wolltest du nie auf der Erdoberfläche herumlaufen, ins Kino gehen, oder einkaufen?«
»Nur die Krieger haben das Recht, zu den Landläufern zu gehen«, sagte Marie. »Aber ich gedenke, den Rat um eine Sondergenehmigung für mich zu bitten. Mein Bruder Bastien ist mit einer Metamorphin eine Seelenverschmelzung eingegangen, und ich möchte die beiden gerne besuchen und sie kennenlernen.«
Erin versuchte vergeblich, den Gesichtsausdruck der anderen Frau zu enträtseln.
»Was ist das, eine Seelenverschmelzung? Ist das so etwas Ãhnliches wie eine Ehe bei uns Menschen?«
Noch bevor Erin den schockierten Blick sah, den Marie ihr über die Schulter zuwarf, spürte sie, dass er sich näherte. Ein tiefes Summen lieà ihre Sinne und ihre Haut vibrieren, und ihre Smaragde trillerten einen verführerisch süÃen Klang.
Marie riss die Augen auf. »Deine Steine singen tatsächlich für ihn. Es steht in den Schriften, aber ⦠soweit sich jemand zurückerinnern kann, hatten wir keine Melodine mehr hier im Tempel. Um die Wahrheit zu sagen, schon seit der groÃen Katastrophe nicht mehr.«
Ven stellte sich direkt hinter Erin, und der Klang seiner Stimme spülte Wogen von Wärme und Verlangen über ihren Körper. Der Umstand, dass sie auf ihn sauer war, schien keinerlei Auswirkung auf ihre Edelsteine oder ihre Hormone zu haben. »Wir hatten noch nicht genügend Zeit, alle Umstände dieser Situation ausreichend zu besprechen, Marie.« In seiner Stimme lag ein unmissverständlich warnender Unterton.
Marie schien sich davon jedoch nicht einschüchtern lassen. »Lady Erin hat sich nach der Seelenverschmelzung erkundigt. Die müsst Ihr ihr noch erklären, Lord Rächer. Es ist ihr Schicksal.«
Ohne ihn anzusehen, spürte Erin bei diesen Worten Vens stummen Widerstand. » Schicksal ist ein Wort, das hier ziemlich überstrapaziert wird, Oberste Tempeljungfrau. Erin hat ihren freien Willen, ebenso wie ich.«
Marie lächelte, und in ihrem Blick lag etwas Dunkles, Wissendes. »Meint Ihr?«
Dann murmelte sie eine Entschuldigung und ging davon, sodass Erin mit Ven allein zurückblieb. Erin drehte sich um und sah Ven an.
»Also gut, spuckâs aus. Seelenverschmelzung? Was zum Teufel ist das?«
»Hier ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, Erin«, sagte er kalt und mit verschlossener Miene. »Und glaube ja nicht alles, was du hier zu hören bekommst.«
»Ich bin doch nicht blöd, Ven. Wir haben beide gestern Nacht etwas gefühlt. Ich denke doch, dass du mir genau erklären solltest, was das war. War das etwa Seelenverschmelzung? Oder haben die Atlanter immer Sex ohne jeden mentalen Schutzschild, so wie gestern?«
Er schüttelte den Kopf, noch bevor sie die Frage zu Ende gestellt hatte. Mit beiden Händen packte er sie an den Schultern und starrte ihr mit seinem heiÃen, durchdringenden Blick direkt in die Augen.
» Mi amara, noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so etwas gefühlt wie gestern. Glaube ja nicht, dass ich das, was zwischen uns beiden vorgefallen ist, auf die leichte Schulter nehme.«
Erin sah ihn buchstäblich aufgerüttelt an und überlegte sich ihre Antwort, doch am Ende nickte sie nur langsam mit dem Kopf.
»Erin, ich â¦Â«
»Ven.« Die Stimme, die sie nun unterbrach, war so gebieterisch, dass sie nur dem Priester gehören konnte. »Deine Anwesenheit und die deiner Melodine werden hier verlangt. Bitte nehmt Platz.«
Ven knurrte wütend eine Antwort in der Sprache, von der sie annahm, dass sie Atlantisch war, und alle anderen im Raum schienen geschockt den Atem anzuhalten. Eine Minute lang hielt sich die Stille im Raum, doch dann sprach Alaric wieder,
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