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Die Heimkehr des Prinzen

Die Heimkehr des Prinzen

Titel: Die Heimkehr des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Day
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Blick streifte er den Himmel. Noch etwa zwanzig Minuten, länger nicht. Dann würde die Sonne aufgehen.
    Er war alt genug, um etwas Sonnenlicht auf seiner Haut ertragen zu können, aber sie würde verbrennen und sterben. Das wollte er auf keinen Fall riskieren. Aber zwanzig Minuten waren allemal ausreichend für den Nachtisch, den er für sich eingeplant hatte …

20
    Im Hinterland des Mount Rainier
    Ven beobachtete Erin, die neben ihm den schneebedeckten Pfad entlangstapfte. Sie sah stur auf ihre Füße, und ihre Erschöpfung zeigte sich in jedem müden Schritt, den sie tat. Lange hatte sie darauf bestanden, ihren Rucksack selbst zu tragen, bis er ihr das verdammte Ding gegen ihren Willen abgenommen hatte. Trotzdem überstieg es fast ihre Kräfte, diese ein, zwei Kilometer zu gehen, die sie von dem unauffälligen Coupé aus, das Gennae ihnen zur Verfügung gestellt hatte, zurücklegen mussten.
    Â»Ich würde ja gerne als Wasserdunst reisen und dich tragen, Aber Alaric hat mich gewarnt, dass ein Aufrufen der Energie so nahe bei Caligulas Versteck ihn auf uns aufmerksam machen könnte, und das können wir uns einfach nicht leisten«, sagte er zum dritten oder vierten Mal.
    Sie nickte und machte sich nicht einmal die Mühe, zu antworten. Er hatte das Gefühl, ihr mit seiner Fürsorge ziemlich auf die Nerven zu gehen. Eigentlich wollte er nichts weiter, als sie beschützen und lieben und ein bis zwei Jahrhunderte lang Sex mit ihr haben, doch stattdessen wanderten sie gerade direkt in den Rachen des Ungeheuers.
    Als sie sich die nächste Erhebung hochgeschleppt hatten, stolperte Erin wieder, und er fing sie auf, bevor sie stürzen konnte. Dann hob er sie in seine Arme. »Mir reicht es. Ich kann mir deine Erschöpfung nicht länger mit ansehen.«
    Diesmal leistete sie keinerlei Widerstand, und das ängstigte ihn mehr als alles andere. Sie sah nur einfach mit dunkel umschatteten Augen zu ihm hoch, dann lehnte sie den Kopf an seine Schulter. »Es singt zu mir, Ven. Kannst du es nicht hören? Das Nereidenherz singt so laut. Es ruft mich. Es braucht mich, um es aus dem Dunkel zu erretten.«
    Er spitzte die Ohren und konzentrierte seinen atlantischen Hörsinn auf die frühmorgendlichen Geräusche am Berg, doch fiel ihm nichts Außergewöhnliches auf. »Tut mir leid, Erin. Ich kann nichts hören. Ist es unangenehm?«
    Â»Nein, es ist wunderschön, richtig magisch. Meine Edelsteine singen wie Anfänger im Vergleich zu diesem Meistergesang. So wunderbar …« Ihre Stimme verlor sich. Ein Blick nach unten zeigte ihm, dass ihre Augenlider flatterten und sie sich anstrengen musste, wach zu bleiben.
    Â»Du musst nicht länger gegen den Schlaf ankämpfen, mi amara. Wir sind da.« Er blieb vor einer winzigen Berghütte stehen, die so gut in einem Gehölz verborgen lag, dass man sie selbst aus drei Metern Entfernung kaum bemerkte. Vorsichtig setzte er sie ab, löste eine komplizierte Reihe von Knoten in einem Seil, das die Tür zuhielt, und öffnete dann weit die Tür. Als er vor ihr eintrat, empfing ihn ein leicht muffiger Geruch, doch offensichtlich hatten sich keine Waldtiere eingenistet, und die Hütte war so sauber, wie er sie vor mehr als acht Jahren verlassen hatte. Erin kam hinter ihm herein und sah sich in dem einzigen Raum der Hütte um. »Was ist das? Sieht nicht so aus wie die offiziellen Hütten hier.«
    Â»Ich bin mir nicht sicher, ob die Parkverwaltung von der Existenz dieser Hütte überhaupt etwas weiß«, sagte er. »Auf jeden Fall gibt es sie seit mehr als hundert Jahren. Vielleicht wurde sie von einem Trapper erbaut. Echte Wanderer folgen der Tradition, die Hütte immer sauber zu hinterlassen, von den Vorräten nur das Nötigste zu verbrauchen und für den Nächsten all das von den eigenen Vorräten zurückzulassen, was man selbst entbehren kann.« Er ging zu dem einfachen Holzregal an der Wand hinüber und inspizierte die Lebensmittelkonserven. »Die meisten Sachen hier sind frisch genug, dass man sie essen kann, und ich könnte noch etwas Wild jagen.«
    Â»Lieber nicht«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, das klingt lächerlich, aber im Moment kann ich kein weiteres Töten ertragen, nicht einmal, wenn es sich um einen Hasen oder eine Ente handelt.«
    Er widersprach nicht, nickte nur und legte die Rucksäcke auf einer Bank

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