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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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sicher.
    Trotzdem bestand Captain Morgan darauf, in diesem waghalsigen Tempo weiterzureisen. Sie hatten in den letzten Tagen so viele Meilen zurückgelegt, dass Juliet kaum noch wusste, wie es war, ruhig zu schlafen. Während der ganzen Zeit hatte Will sich als vollendeter Gentleman erwiesen: In jedem Gasthof hatte er getrennte Zimmer angemietet. Manchmal wünschte sie fast, er wäre weniger ... rücksichtsvoll. Sie hatte eigentlich gehofft, er würde sich etwas leidenschaftlicher zeigen.
    Doch er trat ihr nicht einmal ein wenig zu nahe, was sie ausgesprochen ärgerte. Ihre Liebe zu ihm war so aufwühlend, dass sie sein Gesicht unablässig mit Küssen bedecken wollte - allein, sie traute sich nicht. Zweifellos würde ihn ein solches Verhalten schockieren, da sie einander doch erst so kurz kannten. Er hingegen schien ganz Herr seiner Gefühle zu sein. Obwohl sie es ihm darin hätte gleichtun müssen, fiel ihr dies jedoch mit jedem Tag schwerer, den sie zusammen verbrachten.
    „Wann werden wir Winchelsea erreichen?“ fragte sie. „Wahrscheinlich heute Abend.“
    „Und dort wartet das Schiff deines Freundes auf uns?“ „Das kommt darauf an, wann er in Rye Harbour anlegt. Der Ort liegt ganz in der Nähe. Bis dahin bleiben wir in Winchelsea. Es kann allerdings ein paar Tage dauern.“ „Vielleicht hätten wir doch über Bristol „Ich sagte dir doch, dass mir dafür die Mittel fehlen. Mein Freund bringt uns umsonst von Winchelsea nach Schottland.“ Offenbar hatte er den scharfen Ton seiner Stimme bemerkt. „Mach dir darüber keine Gedanken, mein Liebling. Alles wird gut.“
    Ihr missfiel die herablassende Art, in der er mit ihr sprach. Am Anfang hatte es sie nicht gestört, weil er ansonsten so reizend war. Er hatte sie alle Schüchternheit vergessen lassen und ihr so viel vom Krieg auf dem Kontinent erzählt. Kein anderer Mann seines Alters hatte ihr je solche Aufmerksamkeit geschenkt.
    Auch hatte er sich sehr verständnisvoll gezeigt, als sie sich bei ihm über Helena beklagt hatte. Er war außerdem ganz ihrer Meinung gewesen, dass Mrs. Knighton sich nicht richtig um Papa kümmerte. Nicht so, wie sie selbst es tat. Er hatte nach Rosalinds Heirat ihre tiefe Verzweiflung verstanden, ihre Enttäuschung.
    Sie zweifelte nicht daran, dass sie beide ebenso zusammengehörten wie ihre Schwester Rosalind und Griffith. Als Will sie davor warnte, dass Papa dieser Ehe nie seinen Segen geben würde, war sie leichten Herzens mit ihm geflohen. Und obwohl er es nie sagte, war sie dennoch sicher, dass er sie liebte. Er sprach davon, wie wohl er sich in ihrer Gesellschaft fühlte, wie viel sie ihm bedeutete und derlei, doch nie von Liebe. Es schien zu seiner natürlichen Zurückhaltung zu gehören, deshalb hatte sie sich zunächst keine Sorgen darüber gemacht. Dafür liebte sie ihn viel zu sehr.
    Doch mit der Zeit beunruhigte sie Wills Schweigen in diesem Punkt. Manchmal schien es ihr, dass er in ihr ohnehin nicht die Geliebte sah - viel eher ein Kind, ganz wie ihre Schwestern es taten.
    Hatte sie Helenas Bedenken doch zu schnell vom Tisch gewischt, was ihn betraf? Was, wenn sie sich nun in ihm getäuscht hatte und Helena trotz allem richtig lag?
    Himmel, wie konnte sie auch nur daran denken, der Schwester Recht zu geben? Die Schwester besaß eben ein Herz aus Eis und hielt fast jeden Mann für einen finsteren Schurken. Dabei hatte sie kaum mit Will gesprochen. Woher wollte sie also wissen, was für ein Mensch er war?
    Tatsächlich beschäftigte Juliet nur eine einzige Frage. Sie konnte nicht mehr länger schweigen. „Will?“
    „Was denn, Liebes?“
    „Warum küsst du mich nie?“
    Erstaunt schaute er sie an und warf ihr dann einen verlangenden Blick zu. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Nie zuvor hatte er sie mit derart leidenschaftlichem Verlangen betrachtet. Es erschreckte sie ebenso sehr, wie es sie entflammte.
    „Möchtest du denn, dass ich dich küsse?“ fragte er endlich leise, als ob es ihm schwer fiele, die Worte auszusprechen.
    „Selbstverständlich!“ Verlegen ergänzte sie: „Ich ... nun, wir wollen heiraten, und dennoch hast du mir bis jetzt nur die Hand geküsst. Selbst die Jungs in Stratford haben versucht ...“ Himmel, wie furchtbar das klang! „Ich habe es natürlich nicht gestattet“, erklärte sie schnell. „Doch versucht haben sie es. Einer oder zwei zumindest.“
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Das kann ich mir vorstellen.“ Doch gleich darauf war er wieder ganz

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