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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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Beziehungen... in erster Linie den Interessen des mächtigeren Partners zugute kommen«, verfügt die verheiratete Frau zumindest über die gleiche Macht, falls ihr Geliebter verheiratet ist; möglicherweise sogar über mehr Macht als er, falls er es nicht ist.
    Obwohl sich Iris und Ethel erinnerten, in der Zeit vor ihrer Heirat teilweise dieselben Gefühle gehabt zu haben, wußten sie auch noch, daß das Ziel — die Heirat — alles überschattete.
    Ethel sagte:
    Es gibt eine kurze Zeitspanne in einer Liebesbeziehung, in der man vom Mann mit Aufmerksamkeiten überhäuft wird; aber sehr bald danach, sobald er weiß, daß man sich für ihn interessiert, kippt die ganze Geschichte, und, wumms, du fängst an, darüber nachzudenken, wo das Ganze hinführen wird, ob ihr heiraten werdet, wann und wo er dir einen Antrag machen wird und was die Leute davon halten werden. Man fängt an, sein Sexualleben darauf auszurichten: Soll ich ihm mehr oder weniger geben, damit er mich heiratet? Inzwischen beginnt er, sich zurückzuziehen. Hier jedoch steht keine Heirat am Ende, deshalb wird Sex nicht benutzt und ist auch gar nicht benutz bar. Die Zeit der Brautwerbung hat man schon hinter sich; man braucht sich für kein Ziel »aufzusparen«, denn es gibt gar kein Ziel.
    Und Iris:
    Ich hätte dies nicht erleben können, ohne bereits verheiratet zu sein. Ich wäre so ganz anders gewesen; um soviel bedürftiger.
    Iris erlebt damit etwas, das neu für sie ist: das Fehlen der emotionalen Angewiesenheit, die die Beziehung von Frauen zu Männern sonst so häufig kennzeichnet.
    Und die neunundvierzigjährige Dora erzählt mir:
    Sooft ich einen Mann kennenlernte, der mir gefiel, begann bei mir sofort die »Wann werde ich ihn wiedersehen ?« -Tour, und anschließend die »Habe ich das Richtige gesagt, das Richtige getan, bin ich die Richtige gewesen ?« -Tour. Nie zuvor habe ich mir gesagt, das war ein schöner Abend oder das war toll im Bett, ohne sofort von der Frage besessen zu sein, ob ein weiterer schöner Abend und noch mehr so genußreicher Sex folgen würden. Nie bin ich imstande gewesen, die Beziehung zu genießen, so wie sie im Augenblick war, statt dessen habe ich sie immer geprüft, wie sie sich entwickeln wird, wie sie sein würde, könnte, sollte.
    Die sechsundzwanzigjährige Sandy sagt:
    Ich brauche nicht zu wählen zwischen ich selbst sein und begehrt werden. Ich wähle ersteres und bekomme letzteres — es ist ein Wunder! Wenn ich mich vor meiner Heirat dafür entschied, ich selbst zu sein, dann schaute mich keiner an! Also ließ ich es natürlich bleiben. Ich war zu hungrig nach Liebe, offen gestanden. Es ist, als ob man erst heiraten müßte, um den gesellschaftlichen Erwartungen zu genügen, bevor man frei ist, diese ehrliche Geschichte zu erleben.
    Die achtundvierzigjährige Anne sagt:
    Was er bekam, das war ich. Ich mit all meinen Ängsten und Problemen. Ich gab nicht vor, anders zu sein, wie ich es getan hätte, wenn ich darauf aus gewesen wäre, ihn zu erobern. Für all diese Spielchen hatten wir gar keine Zeit. Und trotzdem schreckte ihn das nicht ab.

Die Macht »unauffälliger Männer«

    In auffälligem Gegensatz zu den Kriterien, nach denen sie früher Männer gewählt hatten, erkoren sich die Frauen ihre außerehelichen Partner ohne die übliche sorgfältige Beachtung von Alter, beruflicher Position, Familienstand, gesellschaftlichem und finanziellem Status. Während dies Kriterien für die Wahl des Ehemannes waren, betrachteten die Frauen sie als irrelevant, wenn sie sich einen Mann zum Vergnügen aussuchten. Wofür sie sich interessierten, waren die persönlichen Vorzüge eines Mannes, nicht seine »Checklist«-Qualifikationen: seine körperlichen Vorzüge, sein Lächeln, seine Qualitäten als Freund und Liebhaber; ob er sie respektvoll, liebenswürdig und als ebenbürtig behandelte.
    Die gewählten Männer waren in der Regel im gleichen Alter wie die Frauen oder, falls ein Altersunterschied bestand, ebensooft jünger wie älter. Untersuchungen zeigen, daß, nachdem die Ehe einer Frau einen höheren sozialen Status verleiht, als sie ihn als Ledige hatte, sie in diesen Beziehungen von Anfang an ihrem Partner eher gleichgestellt ist. Wenn sie einen jüngeren Partner wählt oder einen Mann, der weniger verdient als sie bzw. der unverheiratet ist, wie es viele Frauen tun, findet sie sich in einer Beziehung, in der sie sogar noch mehr Macht hat als ihr Liebhaber.
    Frauen, denen es schwerfiel, genau zu benennen, was

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