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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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sie ist sich dessen nicht sicher.
    »Das würde bei meinem Mann nicht funktionieren«, entgegnet sie, meine Frage vorwegnehmend, rasch.
    »Warum nicht ?« frage ich.
    »Er ist auch launenhaft .«
    »Ja und ?« sage ich.
    »Zwei launenhafte Leute, das gibt eine schwierige Ehe .«
    »Aber keine schwierige Affäre?«
    »Schwierig, aber nicht unmöglich.«
    »Warum der Unterschied, warum könnte nicht auch die Ehe ebenso wie das Verhältnis zwar schwierig, aber nicht unmöglich sein ?«
    »Man kann zwar eine schwierige Geliebte, aber nicht eine schwierige Ehefrau sein .«
    »Aber genau das frage ich Sie ja. Wer behauptet das ?«
    »Sie wissen, warum. Wir alle wissen, warum. Es ist zu stupid, um es zu sagen .«
    »Weil es nicht so viele Konsequenzen hat, wenn man sich nur zeitweilig sieht ?«
    »Ja, einmal das, aber auch, weil Unvorhersagbarkeit bei einer Ehefrau zwar anfangs attraktiv sein mag, am Beginn der Ehe, aber genau diese Unbeständigkeit für einen Ehemann bald inakzeptabel wird; auf die eine oder andere Weise wird er es unerträglich finden; ihr Zuspätkommen oder ihre schlechte Laune, oder daß sie so schwierig ist. Das ist zu verstörend, zu bedrohlich. Natürlich wird er sie nicht schlagen, um sie zur Besinnung zu bringen, aber zusammen werden sie nach einem Weg suchen, um sie zu einer besseren Ehefrau zu machen, um sie zu verändern, zu zähmen .«
    »Meinen Sie, daß die Ehefrau ihre Bereitschaft signalisiert, sich zähmen zu lassen ?«
    »Ja. Ich merkte die Verwirrung meines Mannes und eilte ihm zu Hilfe, indem ich meine Persönlichkeit veränderte. Das ist natürlich sehr subtil, dieses Komplizentum. Ich hatte nie das Gefühl, >verändert zu werden<, ich spürte bloß, wie inakzeptabel meine Persönlichkeit war, daß sie einfach nicht liebenswürdig genug war. Ich stieß ihn ständig vor den Kopf. Ich... machte mich einfach sanfter... Das geschah alles, um... ein besserer Mensch oder eine bessere Ehefrau zu werden oder — genauer gesagt — eine bessere Mutter für ihn als seine eigene. Aber statt all dies zu erreichen, enttäuschte ich uns beide. Ich versteckte mich. Ich wurde jemand, der ich nicht bin — ein halber Mensch, irgendwie .«
    »Aber Cliff gegenüber empfinden Sie nicht diese Notwendigkeit, sich anders darzustellen ?«
    »Überhaupt nicht, nein. Er haßt es, wenn ich das tue. Er sagt es mir auf den Kopf zu. >Du bist nicht da, um mir zu gefallen! Du gefällst mir, wie du bist !< «
    »Glauben Sie nicht, daß Sie auch bei ihm mit der Zeit demselben Druck ausgesetzt sind ?«
    »Nein, bestimmt nicht .«
    »Wie kommt das ?«
    »Weil es nicht meine Nettigkeit ist, was ihn anzieht; und daran wird die Zeit nichts ändern. Er will wirklich das Gegenteil von diesem gezähmten Teil in mir. Wenn wir irgendwann heiraten würden, nun, vielleicht würde ich dann diesen Druck verspüren. Ich weiß es nicht .«
    »Aha. Denn wenn Sie heiraten würden, dann würde er Sie vielleicht zähmen wollen ?«
    »Möglicherweise.«
    »Oder Sie würden es tun. Sie würden vielleicht genau das wieder tun, was Sie gegenüber Vince getan haben. Vielleicht haben Sie auf Signale reagiert, aber die Entscheidung, Ihre Stimmungen unter Kontrolle zu halten, haben doch Sie getroffen, oder ?«
    »Ja, das ist ein stillschweigendes Abkommen .«
    »Sie beschuldigen also nicht Ihren Mann .«
    »Keineswegs. Ich beschuldige die Ehe .«

»Die angenehme Pflicht« der Ehefrauen

    Lauras »Launenhaftigkeit« ist für sie der Prüfstein ihres wahren und »egoistischen« Selbst, aber sie gestattet sich nur außerhalb ihrer Ehe, sie zu zeigen. Nur dort kann sie gefahrlos ihre authentischen Gefühle sammeln und ausleben. Unter der Bezeichnung »Launenhaftigkeit« konnte sie Leidenschaft empfinden — »was«, wie sie sagt, »weder sittsam noch beherrscht ist« — , und sie durfte streiten. Weil sie »launenhaft« ist, konnte sie Nähe oder Distanz zu jemand herstellen, wie sie es wünschte. Ihre Launenhaftigkeit gewährleistet aber vor allem, daß sie nicht in »Nettigkeit« erstarrte, was umgekehrt gewährleistete, daß sie — jedenfalls von Cliff — »wie eine Erwachsene behandelt« wurde.
    Andere Frauen äußerten sich genauso wie Laura und merkten, daß sie, sobald sie sich auf eine Affäre einließen, gar keine andere Wahl hatten, als ihre wahren Gefühle zu zeigen. Wie die neunundzwanzigjährige Alix sagt:
    Es war schließlich die Laune eines Augenblicks, die mich überhaupt in diese Affäre hineinstolpern ließ, und ich habe mich

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