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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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zugleich fertig würde.
    Aber ich habe mir versprochen, dass ich nicht über den Tod reden werde. Darum geht es hier nicht. Dies ist kein Schuldbrief. Sondern ein Liebesbrief. Nur das. Ich liebe Dich noch immer, Rupert. Ich vermisse Dich noch immer. Wirklich, das ist alles, was ich sagen wollte. Ich liebe Dich noch immer. Ich vermisse Dich noch immer. Wenn ich Dich nicht mehr wiedersehe, dann … ist daran wohl nichts zu ändern. Aber irgendwie hoffe ich doch noch darauf.
    In Liebe
    Allan
    Einige Zeit später erschien eine Lehrerin am Eingang, umringt von ihrer fröhlichen Schülerschar. Sie hatte vorgehabt, die Kinder den Nachmittag über das Porträt von Elisabeth  I . skizzieren zu lassen. Aber als sie den jungen Mann in der Mitte des Raumes sitzen sah, ließ sie die Kinder kehrtmachen und führte sie zu einem anderen Gemälde. Rupert, der in stumme Tränen ausgebrochen war, bemerkte sie nicht einmal.
    Bei Harrys Heimkehr am Nachmittag parkte Simons Auto an seinem üblichen Platz vor dem Haus. Er begab sich geradewegs zum Zimmer seines Sohnes und klopfte. Als er keine Antwort erhielt, öffnete er die Tür einen Spalt. Das Erste, was er sah, war Simons Cut, der noch immer an der Schranktür hing. Im Papierkorb lag eine der Hochzeitseinladungen. Harry zuckte zusammen, dann schloss er die Tür und ging hinüber in den Wellnessbereich.
    Die Unterwasserbeleuchtung ließ den Swimmingpool schimmern, leise Musik war zu hören, aber im Wasser war niemand. Die Tür zur Sauna am anderen Ende des Raums war beschlagen. Harry marschierte geradewegs hin und öffnete. Simon sah überrascht hoch, das Gesicht gerötet und verletzlich.
    »Dad?« Er spähte durch den dichten Dampf. »Was willst …«
    »Ich muss mit dir sprechen.« Harry setzte sich Simon gegenüber auf die Plastikbank. »Ich muss mich entschuldigen.«
    »Entschuldigen?«, fragte Simon ungläubig.
    »Ich hätte dich heute Morgen nicht anschreien dürfen. Es tut mir leid.«
    »Oh.« Simon sah fort. »Na ja, ist nicht so wichtig.«
    »Doch, ist es wohl. Du hast einen großen Schock hinter dir. Und das hätte ich verstehen sollen. Ich bin dein Vater.«
    »Das weiß ich«, sagte Simon, ohne sich zu rühren. Harry sah ihm einen Augenblick fest in die Augen.
    »Wünschst du dir, ich wäre es nicht?«
    Simon schwieg.
    »Ich würde es dir nicht verübeln«, meinte Harry. »Was war ich bloß für ein Scheißvater.« Simon rutschte verlegen auf seinem Sitz herum.
    »Du …«
    »Du brauchst jetzt nicht höflich zu sein«, unterbrach ihn Harry. »Ich weiß, dass ich alles falsch gemacht habe. Sechzehn Jahre lang hast du mich nie gesehen, und dann plötzlich, peng!, hast du mich ständig vor der Nase. Kein Wunder, dass alles ein bisschen schwierig war. Hätten wir geheiratet, dann wären wir längst wieder geschieden. Entschuldige«, sagte er nach einer Pause. »Heikles Thema.«
    »Schon okay.« Simon wandte sich zu ihm um und grinste ihn widerwillig an, dabei bemerkte er zum ersten Mal die Kleidung des Vaters. »Dad, dir ist doch klar, dass du dich eigentlich ausziehen solltest?«
    »Für ein Dampfbad, ja«, entgegnete Harry. »Aber ich bin hier reingekommen, um mich zu unterhalten.« Er runzelte die Stirn. »Okay, meinen Teil habe ich jetzt aufgesagt. Jetzt musst du mir sagen, was für ein wunderbarer Vater ich gewesen bin, und dann kann ich in Frieden ruhen.«
    Es entstand eine lange Pause.
    »Ich wünschte bloß …«, begann Simon schließlich und brach dann ab.
    »Was?«
    »Ich wünschte bloß, ich käme mir nicht immer wie ein Versager vor«, brach es aus Simon hervor. »Alles, was ich mache, geht schief. Und du … In meinem Alter warst du schon Millionär!«
    »Stimmt doch gar nicht.«
    »In deiner Biografie steht …«
    »Ach, dieses Scheißbuch. Simon, als ich in deinem Alter war, da hatte ich eine Million Schulden . Zum Glück habe ich eine Möglichkeit gefunden, sie zurückzuzahlen.«
    »Und ich nicht«, versetzte Simon bitter. »Ich habe Pleite gemacht.«
    »Okay, du hast also Pleite gemacht. Aber zumindest bist du dir immer treu geblieben. Zumindest kamst du nie heulend angerannt, damit ich dir aus der Patsche helfe. Du hast deine Unabhängigkeit bewahrt. Mit aller Macht. Und deswegen bin ich stolz auf dich.« Er machte eine Pause. »Ich bin sogar stolz, dass du mir die Schlüssel für die Wohnung zurückgegeben hast. Hab zwar die Schnauze voll – aber ich bin stolz.«
    Eine lange Pause trat ein, unterbrochen nur von ihrer beider Atmen im heißen Dampf und

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