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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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auf sich hat, hinter dem alle her sind. Vermutlich kennst du ja eh schon sein Geheimnis.«
    Dann erzählte er dem Bettlerkönig, was er bislang herausgefunden hatte. Nathan hörte aufmerksam zu, seine Miene verriet dabei nicht das Geringste. Als Simon geendet hatte, bohrte das Oberhaupt der Regensburger Bettler lange und ausgiebig in der Nase.
    »Gott sei mein Zeuge, das ist der wahnsinnigste Plan, den ich jemals gehört habe«, murmelte er und begutachtete das Ergebnis seiner Bemühungen auf dem Zeigefinger. »Den ganzen Reichstag will dieser Irre also vergiften …«
    »Tu doch nicht so, als ob dich das groß überraschen würde!«, unterbrach ihn Simon zornig. »Wahrscheinlich hast du schon viel früher gewusst, was es mit diesem Pulver auf sich hat! Ich weiß, dass du mit den unterschiedlichsten Parteien in der Stadt zusammenarbeitest. Sag schon, von wem kam der Auftrag, uns zu bespitzeln?«
    Nathan hob amüsiert die Augenbrauen. »Ach, deshalb euer verfrühter Aufbruch. Ich hätt’s mir denken können.« Er hob feierlich die Hand zum Schwur. »Beim heiligen Martin, dem Schutzpatron der Bettler, ich hatte wirklich keine Ahnung! Im Übrigen ist jetzt keine Zeit für lange Moralpredigten.« Er deutete auf die immer noch brennenden Überreste der Mühle. Die ersten Wachen kamen von der Steinernen Brücke her angelaufen, blieben aber angesichts der Katastrophe wie erstarrt stehen. Für die Mühlekam ohnehin jede Rettung zu spät. Jetzt ging es nur noch darum, das Feuer von den umliegenden Gebäuden fernzuhalten.
    »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns diese Trottel da drüben entdeckt haben«, knurrte der Bettlerkönig. »Für die hast du ohnehin schon die halbe Stadt angezündet. Wenn sie dich hier finden, wirst du als berühmter Feuerteufel auf dem Schafott ausgeweidet, gevierteilt und verbrannt werden. Na ja, wenigstens gehst du so in die Stadtgeschichte ein. Dann kann man in ein paar hundert Jahren vielleicht noch von dir lesen. Ist auch was.«
    Simon murmelte etwas Unverständliches, er schien in Gedanken versunken.
    »Was gibt’s denn da zu flüstern?«, fragte Nathan. »Hast du mich nicht gehört? Wir müssen schleunigst von hier weg!«
    »Ich frag mich, wo Silvio Contarini Magdalena und das Mutterkorn hingebracht haben könnte«, sagte Simon leise. »Er sprach von einem anderen Plan, der weitaus mehr Opfer fordern wird. Was in drei Teufels Namen kann das sein?«
    »Vielleicht will er das Mutterkorn jetzt eben auf andere Weise einsetzen«, erwiderte Nathan achselzuckend. »Er könnte es ja auch in Wein oder Bier schütten, was weiß ich.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Bei Wein und Bier müsste er erst einige Brauer und Winzer in sein Geheimnis einweihen. Das ist zu riskant. Mit dem Bäckermeister Haberger ist es ja auch schiefgegangen. Es muss viel einfacher sein. Bloß wie?«
    Er hielt inne, als ihm plötzlich die Worte einfielen, mit denen sich Silvio in der Mühle von ihm verabschiedet hatte. Was hatte der Venezianer noch mal genau gesagt?
    Der Mensch lebt nicht vom Brot allein …
    Was brauchte der Mensch zum Überleben? Etwas zu essen, ein Dach über dem Kopf, ein wärmendes Feuer, Wasser …
    Wasser.
    Simon schlug sich an die Stirn. »Natürlich!«, rief er. »Jeder in Regensburg braucht Wasser! Zum Waschen, zum Trinken, zum Brauen … Silvio Contarini will das Mutterkorn in die städtischen Brunnen schütten. Nur so kann er dafür sorgen, dass wirklich jeder während des Reichstags damit in Berührung kommt!«
    Nachdenklich wiegte Nathan den Kopf. »Wie soll das gehen?«, lispelte er. »Es gibt in Regensburg unzählige Brunnen. Soll er da zu jedem einzelnen pilgern und sein Gift reinschütten? Das fällt doch auf.«
    »Natürlich nicht! Er muss das Mutterkorn in das Wasser schütten, bevor es die Brunnen erreicht …« Simon hielt kurz inne, dann fragte er aufgeregt: »Gibt es hier in der Gegend nicht eine Quelle, die die Stadt speist? Ein Reservoir? Einen unterirdischen Bach vielleicht?«
    »Von einem Bach weiß ich nichts«, murmelte Nathan. »Aber …«
    »Was ist? Sprich schon!«
    Der Mund des Bettlerkönigs verzog sich zu einem breiten Grinsen, so dass die schief eingehängten Goldzähne in der Mittagssonne funkelten. »Natürlich, das wäre durchaus möglich. Dieser Venezianer ist wirklich ein Fuchs.«
    »Was meinst du?«, zischte Simon. »Das Leben Magdalenas steht auf den Spiel! Red, bevor ich dir noch an die Gurgel geh!«
    Nathan sah den Medicus mitleidig an. »Wie denn? Du

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