Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
Vom Netzwerk:
nun?«, flüsterte Simon. »Wollen wir den Büttel vielleicht fragen, ob wir uns mal umschauen dürfen?«
    »Trottel!«, zischte Magdalena. »Wobei es schon merkwürdig ist, dass sie das Haus immer noch bewachen. Schließlich ist der Mord eine ganze Weile her.« Sie überlegtekurz. »Wir schauen, ob wir vom Hinterhof reinkommen. Da sieht uns keiner.«
    Simon hielt sie am Ärmel fest. »Magdalena, überleg dir das noch mal! Wenn sie uns da drinnen erwischen, werden wir gemeinsam mit deinem Vater gevierteilt! Willst du das?«
    »Du kannst ja draußen bleiben.«
    Magdalena machte sich los und schlich auf die nur hüftbreite Gasse zu, die das Baderhaus vom benachbarten Gebäude trennte. Seufzend folgte ihr Simon.
    Sie stiegen über schleimige Dreckhaufen und ein zum Himmel stinkendes Bündel, das sich bei genauerem Hinsehen als der Kadaver eines Schweins entpuppte. Ein Dutzend Ratten huschten herum. Nach wenigen Metern tauchte rechts eine Lücke in der Mauer auf, dahinter schien es tatsächlich in einen Hof zu gehen.
    Simons Blick glitt über vom Moder zerfressene Holzzuber, undefinierbares Gerümpel und einen frisch gemauerten Brunnen. Dahinter schloss ein kleiner Garten an, in dem in fein säuberlich abgetrennten Reihen Kübel mit Erde standen. Eine kleine Türe führte in das Rückgebäude des Baderhauses.
    Magdalena eilte darauf zu und rüttelte leise daran. Die Tür war verschlossen.
    »Und jetzt?«, flüsterte Simon.
    Die Henkerstochter deutete auf ein Fenster zu ihrer Linken, das offenbar zur Badestube gehörte. Die Fensterläden waren einen Spaltbreit geöffnet.
    »Sieht ganz so aus, als wär mein Oheim nicht besonders vorsichtig gewesen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Oder jemand war schon vor uns da.«
    Sie öffnete die Fensterläden, die quietschend zur Seite gingen, und hievte sich ins Innere des Gebäudes. »Komm schon«,flüsterte sie Simon zu, bevor sie im dunklen Fensterloch verschwand.
    Simon kletterte ihr nach und leuchtete mit der Laterne den großen Raum dahinter aus. Er schien bis zur Vordertür des Hauses zu reichen und war in Nischen abgeteilt, in denen jeweils ein Holzzuber stand. In Regalen an den Seiten stapelten sich frische Leinentücher, daneben standen zahlreiche Krüge mit duftenden Ölen.
    Plötzlich hielt Magdalena wie erstarrt inne. In der Wanne direkt zu ihrer Rechten war noch Wasser, dunkle Flecken breiteten sich davor aus. Die Henkerstochter bückte sich und fuhr mit dem Finger über den Boden. Im Schein der Laterne erkannte sie, dass ihre Fingerkuppe rötlich gefärbt war.
    »Hier sind meine Tante und mein Oheim also ermordet worden.« Sie wischte sich die klebrige Substanz am Rock ab. »Im Badezuber. Wie mein Vater gesagt hat. Schau, hier sind auch noch Tropfen.«
    Schritt für Schritt näherte sie sich einem weiteren Fenster, das auf den Hinterhof hinausging, und winkte Simon, näher zu kommen. Als der Medicus mit seiner Laterne leuchtete, konnte er auf dem Fensterbrett den Abdruck einer blutigen Hand erkennen.
    Es war die Hand eines Mannes von eher mittlerer Größe. Sicher nicht die Pranke Jakob Kuisls, der über die größten Hände verfügte, die Simon je gesehen hatte.
    Der Medicus zuckte die Schultern. »Der Abdruck könnte auch von einer der Wachen stammen, die die Leichen von hier weggebracht haben.«
    »Ach, durch den Hinterhof vielleicht?«, entgegnete Magdalena schnippisch. »Schmarren! Der Mörder ist hier hinten eingestiegen, hat die beiden umgebracht und ist auf demselben Weg wieder verschwunden. Die Größe der Handzeigt ganz deutlich, dass der Täter nicht mein Vater gewesen ist!«
    »Vor Gericht wird dir das keiner glauben«, sagte Simon und begann weiter den Raum abzusuchen. Mittlerweile hatte seine Neugier die Angst besiegt. Nach einer Weile deutete er auf eine Tür, die sich versteckt hinter einer der Nischen befand, so dass sie nicht auf den ersten Blick zu sehen war. »Hier scheint es noch weiterzugehen.«
    Er drückte die Klinke und stand in einem Raum mit einem gewaltigen Ziegelofen. Fleckige Kupferkessel, groß wie Schlachtzuber, standen darauf, daneben war ein Haufen Holz gestapelt, der ausgereicht hätte, eine Hexe zu verbrennen. Eine schmale Stiege führte in die oberen Zimmer, die Decke war tiefschwarz vor Ruß.
    »Die Heizkammer«, sagte Magdalena mit anerkennendem Nicken. »Tante Lisbeth hat nicht übertrieben, als sie meinem Vater schrieb, ihr Badehaus sei eines der größten der Stadt. Bei so viel heißem Wasser kann vermutlich der gesamte

Weitere Kostenlose Bücher