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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Allee nach Schongau entlanggingen. Erst vor einigen Minuten hatte die Henkerstochter leicht angetrunken das Haus von Balthasar Hemerle verlassen. Nun wollte sie noch dem Altenstadter Wirt einen Besuch abstatten, um ihn nach den merkwürdigen Fremden vom letzten Sonntag zu fragen.
    Der Anblick Simons zusammen mit der Fremden aus der Stadt traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Die zwei schienen sich gut zu unterhalten, nach einer Weile legte Simon Benedikta sogar seinen Mantel um die Schultern. Magdalena glaubte, von weitem leises Gelächter zu hören. Sie versuchte, die bösen Ahnungen zu vertreiben, aber es gelang ihr nicht.
    Der Alkohol in ihrem Körper tat ein Übriges, er überschwemmte sie mit einer trüben Welle aus Hass, Eifersucht und Traurigkeit. Wütend zog sie ihr Mieder fester und stapfte in Richtung Wirtshaus. Ihr Vater hatte gesagt, sie solle den Handwerkern schöne Augen machen. Er konnte sich auf sie verlassen.
     
    » Was willst?« Der Henker nahm den Pfeifenstiel aus dem Mund und sah Simon ungläubig an. Simon hatte ihn im Stall neben dem Henkershaus angetroffen, wo Jakob Kuisl gerade den frischen, noch dampfenden Mist ausräumte. Die Kuh Resl an der Seite des Henkers blickte mit blöden Augen auf den nervösen, jungen Medicus, der versuchte, zwischen den Fladen und den gefrorenen Urinpfützen am Boden nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Simon knetete einen Filzhut mit Straußenfedern zwischen den Händen, er hatte seine besten Kleidungsstücke an. Die hochgebundene Rheingrafenhose, ein Hemd mit polierten Manschetten, einen knielangen Rock aus feinstem französischem Tuch und darüber seinen guten Wollmantel, den er noch eilig von Flecken gereinigt hatte. Nun stand er verlegen vor dem Henker und wiederholte seine Frage.
    »Ist es möglich, das Ihr mir Euer Pferd leiht?« Er nuschelte mehr, als er sprach. »Nur bis morgen.«
    Jakob Kuisl sah ihn nachdenklich an. Dann brach er in ein Lachen aus.
    »Meine alte Walli? Das Mistvieh? Die frisst deinen schönen Hut, als wär’s ein Sellerie. Und dann wirft sie dich schneller ab, als du schauen kannst!« Er schüttelte grinsend den Kopf.
    Simon warf einen Blick auf die dürre Mähre, die im hinteren Teil des Stalles mürrisch vor sich hin kaute. Es war gut möglich, dass der Henker recht hatte.
    »Überhaupt, wo willst denn hin, so wie du ausschaust? Nach Venedig, zum Karneval?«, fragte Kuisl, während er Simons Kleider von oben bis unten musterte.
    »Ich ... ich will nach Steingaden, zum Kloster. Vielleicht erfahre ich dort mehr über die verborgene Krypta in der Lorenzkirche.«
    Stockend erzählte er dem Henker von seinem Besuch in der Basilika St. Michael und was er dort herausgefunden hatte. Ganz nebenbei fügte er zum Schluss an: »BenediktaKoppmeyer wird mich im Übrigen begleiten. Sie will mehr über den Tod ihres Bruders wissen.«
    »So, so.« Jakob Kuisl nickte. Er spuckte in den Mist, dann fing er an, mit der Gabel das frische Stroh im Stall zu verteilen. »Deshalb also die Verkleidung. Sei’s drum, wegen mir kannst du die Walli haben. Brauch sie ohnehin nur, um die armen Sünder zum Galgenhügel zu fahren. Und gehängt wird zurzeit nicht. Aber sieh dich vor. Das Vieh ist störrisch wie ein Maulesel. Und bösartig!«
    »Ich ... kenne mich mit Pferden aus«, beruhigte sich Simon selbst. Jetzt war es ohnehin schon zu spät für einen Rückzieher. Benedikta wartete auf ihn vor dem »Stern«, und er war bereits spät dran. Das Ankleiden hatte etwas länger gedauert als erwartet. Simon war stolz auf seine Garderobe, die er sich trotz seines kläglichen Salärs leistete. Oft steckten ihm die Töchter reicher Patrizier etwas zu oder versorgten ihn mit feinem Tuch. Trotz seiner geringen Körpergröße galt er in Schongau als Mann von Welt. Magdalena versicherte ihm aber immer wieder, dass das in einer bayerischen Kleinstadt wie Schongau nicht sonderlich viel heißen wollte.
    »Nun denn, habt vielen Dank!«, rief Simon ein wenig zu fröhlich und tappte, vorsichtig darauf achtend, nicht seinen Rock zu beschmutzen, in den hinteren Teil des verdreckten Stalles.
    Walli wartete in einem abgetrennten Verschlag auf ihn. Der alte, abgezehrte Rappe sah ihn mit bösen Augen an, während er stoisch auf einigen Halmen herumkaute. Er schien keinerlei Interesse zu haben, sich mit dem Zweibeiner vor ihm abzugeben. Als Simon sich näherte, schnaubte das Pferd kurz und stellte sich dann auf die Hinterbeine, um mit den Vorderhufen nervös gegen die Bretterwand zu

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