Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
will, das du stirbst.“
Anya trank einen Schluck schweren Rotwein und sah ihn über den Rand des Glases hinweg an. „Stimmt nicht. Ich habe dir erzählt, dass ich etwas besitze, das er haben will.“
„Deinen Körper?“ Noch bevor er nachdenken konnte, hatte er es schon ausgesprochen.
„Wenn ich dir glauben soll, gebe ich meinen Körper ja jedem.“ Ihre Worte klangen ein wenig verbittert. „Isst du auch etwas, oder willst du mir nur zusehen?“
Sein Magen knurrte. Lucien füllte sich etwas auf den Teller und biss in die Hühnerpastete. Sie war köstlich, hervorragend zubereitet. „Hast du die gemacht?“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie in der Küche stand und kochte.
„Himmel, nein. Ich habe sie gestohlen.“
Sie verzog das Gesicht, als ekele sie sich. Er musste grinsen. „Gestohlen?“
„Ja.“ Sie starrte ihm auf den Mund, ihr Blick war feurig. „Ich mag es, wenn du lächelst.“
Er schluckte. „Also … Cronus.“ Er wollte, dass sie beim Thema blieb. „Warum sucht er dich nicht und bringt dich selbst um? Ich bin sicher, dass er Mittel und Wege hat, deinen Aufenthaltsort herauszufinden.“
„Er ist ein interstellarer Mann, der seine Geheimnisse hat. Niemand weiß, was ihn antreibt. Warum er die Dinge tut, die er tut.
„Du hast keine Ahnung?“
„Nun ja …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Er ist einfach ein Idiot. Soviel weiß ich.“
Lucien lauschte angespannt. Er wartete darauf, dass es blitzte und donnerte. Es dauerte einige Minuten, bis er sich wieder entspannen konnte. „Das, was er unbedingt haben will … bitte sag mir, was es ist. Bitte. Und um Himmels willen, gib mir einmal eine klare Antwort, Anya.“
Wenn er nur wüsste, worum es ging. Er könnte es Anya stehlen und Cronus übergeben. Dann hätte der Albtraum ein Ende.
„Eine klare Antwort?“ Sie zeigte mit ihrer Gabel auf Lucien. „Ich gebe dir nur klare Antworten.“
„Dann einfach noch mal.“ Er seufzte.
Sie sah ihn lange eindringlich an. Sie sprach nicht, noch rührte sie sich. Schließlich sagte sie: „Du willst die Wahrheit wissen, dann sage ich sie dir. Aber diese Information ist nicht umsonst. Wir machen ein Tauschgeschäft. Was hältst du davon, wenn ich dir deine Frage beantworte, und du beantwortest mir meine.“
„Abgemacht. Was hast du, was Cronus haben will?“
„Ich habe einen … einen … verdammt, Lucien … ich habe einen Schlüssel. Jetzt zufrieden?“
„Ja. Geht doch. Wir haben beide eine Frage beantwortet.“
„Wir haben beide … Verdammt. Tatsächlich, ich habe dich was gefragt. Eins zu null für dich.“
„Also, du hast einen Schlüssel“, nahm Lucien das Thema wieder auf. „Für was?“
„Das werde ich dir nicht sagen.“ Sie nahm noch ein Stückchen Huhn, schob es in den Mund, kaute und schluckte.
„Für was ist der Schlüssel?“
„Ich habe deine Frage beantwortet, wie wir es vereinbart hatten“, stellte sie trocken fest. „Du hältst dich nicht an die Regeln.“
Er konnte zu ihrem Gerechtigkeitssinn nichts mehr sagen, spielte das Spielchen aber weiter: „Warum gibst du ihm den Schlüssel nicht einfach?“
„Weil er mir gehört“, gab sie kurz zurück. Sie ließ die Gabel klirrend auf den Teller fallen. „Und nun gib Ruhe, bevor ich dich den Krokodilen zum Fraß vorwerfe. Du ruinierst mir den Appetit, obwohl ich das Essen stundenlang gekocht habe.“
„Du hast doch gerade gesagt, dass du es nicht gemacht hast.“
„Ich habe gelogen.“
„Ein Schlüssel wird dir wenig nützen, wenn du erst mal tot bist“, stellte er fest. Er konnte das Thema einfach nicht ruhen lassen. Es stand zu viel auf dem Spiel.
„Hau ab, Tod.“
Sie nannte ihn nur Tod, wenn sie auf ihn wütend war, wurde ihm bewusst. Sonst nannte sie ihn Honey, Love oder Zuckerschnecke. Und Liebster, fiel ihm noch ein. Diese Kosenamen waren ihm lieber. Mit Ausnahme von Zuckerschnecke gaben ihm die Spitznamen das Gefühl, ein Mann zu sein. Er fühlte sich dann nicht wie ein Unsterblicher, ein verfluchter Krieger und auch nicht hässlich. Oder wie jemand, der sie früher oder später vernichten musste.
Er runzelte die Stirn. „Ich glaube einfach nicht, dass du nur wegen eines Schlüssels bereit bist zu sterben.“
„Es ist schließlich nicht irgendein Schlüssel, und du brauchst mich ja auch nicht umzubringen.“
„Ich muss es aber tun.“
„Ist ja auch egal.“ Sie trank den restlichen Wein, der noch im Glas war, zügig aus. „Ich habe dir noch mehr Fragen beantwortet, jetzt
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