Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Brust verschränkt. Er war genauso trendy wie Paris mit seinem albernen Pirates-of-the-Caribbean-Shirt, doch ihm fehlte dessen Finesse. „Sie hat Hunger.“
„Das hab ich mir schon gedacht. Aber so klein, wie sie ist, wird sie all das wohl kaum essen können. Außerdem hat sie gerade drei Tage mit den Jägern verbracht. Du solltest sie aushungern, bis sie dir erzählt, was da gelaufen ist, und ihr erst danach zu essen geben.“ Sabin streckte einen Arm aus, um sich eines der Sandwiches zu nehmen, doch Reyes packte seinen Freund mit eisernem Griff am Handgelenk: „Entweder du machst dir deine Brote selbst, oder du verlierst deine Hand. Außerdem macht sie nicht gemeinsame Sache mit den Jägern.“
Gekränkt zog Sabin seine sandfarbenen Augenbrauen hoch. „Woher willst du das wissen?“
Reyes hatte keine Antwort darauf, er wusste nur eines: Er würde niemandem erlauben, Danika in irgendeiner Weise wehzutun. „Halt dich einfach fern von ihr“, riet er. „Und lass das Essen in Ruhe.“
„Seit wann bist du so freigiebig?“, fragte Gideon von der anderen Seite und stibitzte sich ein Sandwich, bevor Reyes einschreiten konnte. „Freigiebig“ war in Gideons verkehrter Welt gleichbedeutend mit „geizig“.
„Zieht Leine“, grummelte Reyes.
Die beiden kicherten.
„Yeah, klar“, sagte Sabin und grapschte sich mit seinem freien Arm noch ein Brot.
Reyes biss die Zähne zusammen. Nein, ich werde keine Waffe auf meine Freunde richten. Ich werde keine verdammte Waffe auf meine Freunde richten.
„Oh, wie schön! Essen!“ Anya hüpfte in den Raum, Ashlyn untergehakt im Schlepptau. „Da hab ich ja richtig gerochen, dass hier ein kulinarisches Genie zugange ist.“
Reyes’ Blickfeld färbte sich rot. Schnell schnappte er sich Teller und Glas, bevor die Frauen zulangen konnten. „Das ist für Danika“, sagte er schroff.
„Aber ich liebe Putenbrust“, schmollte Anya. Sie war groß für eine Frau, doch selbst auf zehn Zentimeter hohen Absätzen reichte sie Reyes nur bis zum Kinn. „Außerdem schmecken die Sandwiches, die ich mir selbst zusammenbaue, nicht annähernd so gut wie deine. Irgendwie schmeckt von Männern zubereitetes Essen immer besser.“
„Nicht mein Problem.“ Reyes versuchte an ihr vorbeizukommen, doch sie baute sich direkt vor ihm auf, die Arme in die Hüften gestemmt. Er seufzte, denn er wusste genau, dass sie ihn zum Stolpern bringen würde, wenn er versuchte, sich an ihr vorbeizuschieben. „Lucien kocht dir bestimmt gerne was.“
Ein weiterer Schmollmund. „Er ist bereits schon unterwegs, Seelen sammeln.“
„Dann frag Paris.“
„Der ist in der Stadt und legt Frauen flach, der alte Erotomane.“
„Dann verhungere halt“, empfahl ihr Reyes barsch.
„Ich mache uns was“, bot Ashlyn an und rieb sich über den leicht gewölbten Bauch. Ihre Schwangerschaft zeigte sich bereits. „Und während ich koche, will ich alles über Danika erfahren.“
Reyes war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, dass Ashlyn und Maddox Nachwuchs bekamen. Würde das Baby ein Dämon werden? Oder ein Mensch? Er wusste nicht, was er schlimmer fand, permanente innere Qualen oder Sterblichkeit. „Ihr geht es gut. Mehr gibt’s nicht zu sagen.“
„Mach mir auch etwas“, bat Sabin Ashlyn. „Ich bin zu siebenundneunzig Prozent ausgehungert. Das geklaute Sandwich war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
„Ich bin pappsatt“, ließ sich Gideon vernehmen, was bedeutete, dass er kurz vor dem Hungertod stand. Er wischte sich mit der Hand die Krümel vom Mund.
„Schande über euch Jungs, dass ihr eine schwangere Frau für euch arbeiten lasst“, schimpfte Anya.
„Hey!“ Sabin wedelte mit der Hand in Richtung der bildschönen Göttin. „Du lässt dich doch auch von ihr bedienen. Wo ist da der Unterschied?“
„Schwanger oder nicht, ich lass mir auch gleich ein Brot mitmachen.“
Alle verstummten beim Klang dieser kratzigen Stimme und drehten sich um. Ein kollektives atemloses Keuchen war zu hören, dann riefen sie alle wie aus einem Mund: „Torin!“
Übers ganze Gesicht strahlend, die Arme ausgebreitet, ging Ashlyn auf den frisch geheilten Krieger zu, um ihn zu herzen. Anya packte sie an der Schulter und riss sie zurück.
„Er ist Krankheit, meine Süße“, rief ihr die Göttin in Erinnerung. „Du weißt: Du kannst ihn nicht berühren, ohne krank zu werden.“
„Ja, stimmt.“ Ashlyn lächelte ihn an. „Ich freue mich, dass es dir besser geht.“
Torin erwiderte ihr
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