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Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Titel: Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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für sich allein zu haben? Danika riss ihre Augen weit auf. Aber musste sie das wirklich noch erschrecken? Die übernatürlichen Ereignisse häuften sich doch ohnehin. Schon bald würde sie die Normalität vielleicht sowieso hinter sich lassen und den Schritt nicht mehr rückgängig machen können.
    Wann warst du je normal?
    Als sie ein Kind war, wollten die Mädchen aus ihrer Klasse immerfort mit Barbies spielen. Danika hingegen wollte Engel spielen. Wie oft hatte sie so getan, als hätte sie Flügel, als würde sie über den Spielplatz fliegen und das Böse bekämpfen. Doch als das Böse tatsächlich an ihrer Tür klopfte, hatte sie nicht gekämpft. Sie hatte sich wie ein Fötus zusammengerollt und nach ihrer Mutter geschrien.
    Nie wieder!
    „Das hier ist noch nicht geklärt“, wiederholte Sabin, stolzierte aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.
    Danika schluckte. Jetzt war sie allein mit Reyes und Lucien. Wage es bloß nicht, klein beizugeben. Sie reckte ihr Kinn vor.
    Langsam drehte sich Reyes um und blickte sie an. Seine dunklen Augen waren die eines Verfolgten, eines Heimgesuchten, er wirkte durch und durch angespannt. „Als ich hereinkam, hattest du Tränen in den Augen.“ Auf seiner Schläfe zuckte ein Muskel. „Was für Zweifel hat Sabin bei dir gesät?“
    Dieser zuckende Muskel bedeutete normalerweise, dass sich ein Sturm in ihm zusammenbraute. Danika wusste tatsächlich nicht viel über ihn – das hatte sie ja gerade beklagt –, aber diesen Muskel hatte sie schon öfter zucken sehen, den kannte sie. „Zweifel?“
    Reyes beschränkte sich auf ein knappes Nicken. „Hat er dich dazu gebracht, an dir selbst zu zweifeln?“
    „Nein. Er hat mich gewarnt, euch nichts anzutun.“
    „Er wird die Zweifel auch nicht laut ausgesprochen haben. Du wirst sie nur in deinem Geiste vernommen haben.“
    „Wovon redest du überhaupt? Das Einzige, woran ich gezweifelt habe, war …“ Großer Gott, sie keuchte. „Das ist sein Dämon? Das ist seine geheime Kraft? Die Menschen dazu zu bringen, an sich selbst und ihren Taten zu zweifeln? Ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden wegen der Dinge, die sie getan oder unterlassen haben?“
    Wieder nickte Reyes.
    All die düsteren Gedanken, die ihr während Sabins Anwesenheit durch den Kopf gegangen waren, kamen noch einmal hoch. „Dieser Mistkerl! Ich bringe ihn um!“ Fluchend stürzte sie zur Tür. Sie würde ihn finden und …
    Doch Reyes griff sie am Arm und hielt sie fest an sich gedrückt, bis sie sich beruhigt hatte. „An welchem Nerv hat er gerührt?“ Langsam und vorsichtig hob er seine Arme und legte ihr ganz sanft seine Hände auf die Wangen.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie konnte sich ihm einfach nicht entziehen. Er bot ihr Trost in diesem Augenblick der Scham, und sie nahm diesen Trost dankbar an. Seine Handflächen waren warm und überzogen mit kleinen Wunden – aber sie gaben ihr das, was sie brauchte. „M…meine Familie. Alles meine Schuld.“
    Er schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das ist nicht deine Schuld. Es ist die Schuld der Götter, es ist unsere Schuld – aber in keinem Fall deine.“
    Wieder brannten ihr Tränen in den Augen. Das war alles, was sie in letzter Zeit tat: aufsteigende Tränen zurückhalten. „Ich habe sie nicht verteidigt.“
    Sein Griff wurde fester. Er tat nicht weh, war aber auch nicht länger zart. „Wir sind Krieger. Noch dazu unsterblich. Wir sind zum Töten ausgebildet. Was hättest du gegen uns ausrichten können?“
    „Mehr“, war ihre schlichte Antwort. Mein Gott, fühlte es sich gut an, von ihm berührt zu werden. Wie war sie je auf die Idee gekommen, sich diese Wonne versagen zu wollen?
    „Das hätte nichts geändert.“
    „Das kann man jetzt natürlich nicht mehr wissen.“ Wie schön musste es erst sein, sich in seine Halsbeuge zu kuscheln? Seinen Duft einzuatmen? Sich nicht zu regen stellte sie mehr auf die Probe als alle bisherigen Herausforderungen ihres Lebens. „Stimmt’s?“
    Sein Mund verzog sich langsam zu einem Lächeln. „Du bist dickköpfig.“
    Der Anblick seines Lächelns ließ sie augenblicklich dahinschmelzen. Bislang hatte sie ihn immer nur toben, fluchen oder die Stirn runzeln sehen. Gelächelt hatte er noch nie. Dabei brachte dieses herrliche Lächeln sein ganzes Gesicht zum Leuchten und gab seinen Augen die warme Farbe von Honig.
    Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken, und sie zwang sich, einen Schritt zurückzutreten. Keine weiteren Stimuli. Keine

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