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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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sie nur etwas Kuchen gegessen, den sie sofort wieder erbrochen hat.“
    „Erstens habe ich nie gesagt, dass ich für deine Frau den Babysitter spiele. Und zweitens wird sie auf keinen Fall etwas essen. Sie ist eine Harpyie.“ Anyas Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn für einen Vollidioten hielt.
    Vielleicht hatte sie recht. „Wovon redest du?“
    „Sie essen nur das, was sie stehlen oder sich verdienen. Oh Mann. Wenn du ihr etwas zu essen anbietest, muss sie es ablehnen. Ansonsten muss sie … Trommelwirbel, bitte …kotzen.
    Er winkte abwehrend mit der Hand. „Das ist ja lächerlich.“
    „Nein, das ist ihr Lebensstil.“
    Aber das … das war doch nicht … verdammt. Was maßte er sich an, zu sagen, etwas sei unmöglich? Seit Jahren hatte Reyes Maddox um Mitternacht in den Bauch stechen und hatte Lucien die tote Seele des Kriegers in die Hölle begleiten müssen – nur damit er am nächsten Morgen in einen verheilten Körper hatte zurückkehren können, um das Ganze am nächsten Abend zu wiederholen. Und an allen folgenden Abenden.
    „Dann hilf ihr bitte dabei, etwas zu stehlen. Bitte. Ist Bagatelldiebstahl nicht deine Stärke?“ Später würde er dafür sorgen, dass etwas zu essen in seinem Zimmer lag, das sie leicht stibitzen konnte.
    Plötzlich drang ein schriller Schmerzensschrei durch die Wände, ein Geräusch, das wie Balsam für Sabins Seele war. Die Vernehmung der Jäger hatte gerade eine neue Phase erreicht. Ich sollte dabei sein und helfen. Stattdessen blieb er wie angewurzelt stehen und wartete neugierig auf weitere Antworten. „Was muss ich sonst noch über sie wissen?“
    Nachdenklich stand Anya auf, ging zum Billardtisch und nahm eine der Kugeln aus einer Tasche. Sie warf sie in die Luft, fing sie auf und warf sie wieder hoch. „Mal sehen, mal sehen. Harpyien können sich so schnell bewegen, dass das menschliche Auge – oder in unserem Fall das unsterbliche Auge – keine einzige Bewegung wahrnehmen kann. Sie lieben es, andere zu quälen und zu bestrafen.“
    Beides hatte er aus nächster Nähe miterlebt. Die Geschwindigkeit, mit der sie den Jäger getötet hatte, die Brutalität, mit der sie ihn angegriffen hatte – mehr brauchte man über Folter und Strafe nicht zu wissen. Dennoch verwandelte Gwen sich jedes Mal in ein zitterndes Häufchen Elend, wenn Sabin den Angriff auf die übrigen Jäger erwähnte, die sie so schlecht behandelt hatten.
    „Wie jede andere Art können Harpyien besondere Begabungen haben. Einige können vorhersagen, wann eine bestimmte Person stirbt. Andere können die Seele aus einem toten Körper ziehen und ins Jenseits bringen. Zu schade, dass nicht viel mehr von ihnen dieses Talent haben – dann könnten sie meinem Schatz eine Menge Arbeit abnehmen. Einige können auch zwischen den Zeiten hin und her reisen.“
    Besaß Gwen eine besondere Begabung?
    Jedes Mal, wenn er etwas über sie oder ihre Herkunft erfuhr, tauchten tausend neue Fragen auf.
    „Aber mach dir um deine Frau keine Sorgen“, fügte Anya hinzu, als läse sie seine Gedanken. „Solche Fähigkeiten entwickeln sich erst im hohen Alter. Also nicht bevor sie einige Hundert Jahre alt ist – oder waren es einige Tausend? Weiß ich nicht mehr – sie hat ihre Begabung vermutlich noch nicht entdeckt.“
    Gut zu wissen. „Sind sie böse? Kann man ihnen trauen?“
    „Böse? Hängt von deiner Definition ab. Vertrauen?“ Auf ihrem Mund breitete sich ein Lächeln aus, so als würde sie die nächsten Worte genießen. „Kein bisschen.“
    Nicht gut für sein Vorhaben. Aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die süße, unschuldige Gwen ihm etwas vormachte. „Nach allem, was Lucien dir erzählt hat: Denkst du, Gwen könnte mit den Jägern zusammenarbeiten?“ Das hatte er nicht fragen wollen; er glaubte wahrhaftig nicht, dass sie zu so etwas fähig war. Der einzige Grund, warum dieser Gedanke in seinem Kopf herumschwirrte, war Zweifel. Zweifel, für den Vertrauen und Beteuerungen abscheuliche Flüche waren.
    „Nee“, meinte Anya. „Ich meine, ihr habt sie doch eingesperrt vorgefunden. Keine lebende Harpyie ließe sich freiwillig in einen Käfig einsperren. Gefangen zu sein bedeutet, verhöhnt und als unwürdig betrachtet zu werden.“
    Wie würden ihre Schwestern sie dann wohl behandeln, wenn sie zu Besuch kämen? Er würde ihnen nicht erlauben, sie zu bestrafen. Und verdammt, er hatte sie in sein Zimmer eingeschlossen. In ein geräumiges Zimmer, das dennoch ein Gefängnis war.

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