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Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Titel: Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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tränenüberströmtem Gesicht lag sie hilflos da. Das war es. Das Ende. Endlich. Nur dass in dem schwarzen Meer, das sie umgab, noch ein letzter Gedanke glühte: Hatte sie ihr schönes Leben aufgegeben, um in der Hölle zu sterben? Ohne jemals Freude zu erfahren, ohne Zeit mit Aeron verbracht zu haben? Nein. Nein!
    Du bist stärker. Kämpfe! Ja. Ja! Sie war stärker. Und sie würde kämpfen. Sie würde …
    „Olivia.“
    Die harte, vertraute Stimme kroch in ihr Bewusstsein und vertrieb augenblicklich die verhassten Bilder, den Schmerz und den Kummer. Die Entschlossenheit.
    „Olivia. Wach auf.“
    Ein Albtraum, dachte sie und war ein wenig erleichtert. Nur ein Albtraum. Das hatten Menschen oft. Aber sie wusste, für sie war das Erlebte weitaus mehr gewesen. Nämlich eine Erinnerung. Sie hatte ihre Zeit in der Hölle noch einmal durchlebt.
    Ihr Rücken brannte selbst jetzt noch, und der Rest ihres Körpers war von Blutergüssen übersät und verspannt. Während sie sich zur Ruhe zwang, öffnete sie die Augen. Sie war immer noch außer Atem, ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, die Luft brannte in ihrer Nase, und ihre Kehle fühlte sich an, als inhalierte sie Säure. Sie war schweißgebadet, und ihre Robe klebte an ihrer Haut. Das gesegnete Taubheitsgefühl von zuvor war vollständig verflogen. Nun spürte sie alles.
    Vielleicht wäre der Tod doch vorzuziehen gewesen.
    Erneut hockte sich Aeron neben das Bett und sah sie an. Ein Mann – er hieß Torin, erinnerte sie sich – stand neben ihm und beobachtete sie mit rastlosen grünen Augen.
    Ein Dämon, dachte Olivia. Torin war ein Dämon. Genau wie die, die ihr die Flügel ausgerissen hatten. Die sie begrapscht und verhöhnt hatten.
    Aus ihrer rauen Kehle drang ein greller Schrei. Sie wollte Aeron, nur Aeron; niemandem sonst vertraute sie. Sie wollte nicht, dass irgendjemand außer ihm für sie sorgte. Und schon gar kein Dämon. Dass auch Aeron besessen war, spielte dabei keine Rolle. Für sie war Aeron einfach nur Aeron. Doch wenn sie Torin ansah, konnte sie an nichts anderes denken als an die geschuppten Hände, die ihr in die Brustwarzen gekniffen und sich zwischen ihre Beine gewühlt hatten. Daran, dass die Besitzer dieser Hände noch viel mehr getan hätten, wenn sie nicht angefangen hätte zu kämpfen.
    Kämpfen. Ja. Sie versuchte, nach Torin zu treten, doch ihr dämliches Bein versagte. Ihre Muskeln waren viel zu verkrampft, um ihr zu gehorchen. Hilflos. Schon wieder. In ihren Schrei mischte sich ein Schluchzen. Dann erstickte beides, als sie versuchte, sich aufzurappeln und in Aerons Arme zu werfen. Doch wieder ließ sie ihr kraftloser Körper im Stich.
    „Er soll gehen, er soll gehen, er soll gehen“, schrie sie und barg ihr Gesicht im Kissen. Allein der Anblick des anderen Mannes war schmerzhaft für sie. Vom Sehen mochte sie Torin kennen, doch sie kannte ihn nicht so, wie sie Aeron kannte. Sie begehrte ihn nicht so, wie sie Aeron begehrte.
    Aeron, der alles besser machen könnte, wie er es Nacht für Nacht für seinen Freund Paris tat. Aeron, der sie genauso beschützen könnte wie seine kleine Legion. Aeron, der so furchteinflößend war, dass er ihre Albträume verscheucht hatte.
    Sie spürte, wie sich starke Hände auf ihre Schultern legten und sie sanft in die Matratze drückten, um sie davon abzuhalten, sich weiter zu winden. „Schhh. Ist ja gut. Du musst dich beruhigen, bevor du dir noch mehr wehtust.“
    „Was ist los?“, fragte Torin. „Wie kann ich helfen?“
    Nein. Nein, nein, nein. Der Dämon war immer noch hier. „Er soll gehen! Mach, dass er weggeht! Jetzt! Sofort!“
    „Ich werde dir nicht wehtun, Engel“, sagte Torin sanft. „Ich bin hier, um …“
    Hysterie stieg in ihr auf und war kurz davor, sie zu verschlingen. „Er soll gehen. Bitte, Aeron, mach, dass er geht. Bitte.“
    Aeron knurrte tief in der Kehle. „Torin, verflucht. Verschwinde endlich. Vorher wird sie sich nicht beruhigen.“
    Ein schwerer Seufzer, in dem Trauer mitschwang, und dann, zum Glück, Schritte.
    „Warte“, rief Aeron, und Olivia hätte am liebsten geschrien. „Hat sich Lucien neulich wie geplant in die Staaten gebeamt, um für die Frauen Paracetamol zu besorgen?“
    „Soweit ich weiß, ja“, erwiderte Torin.
    Sie machten Small Talk? Jetzt? „Er soll gehen!“, schrie Olivia.
    „Bring mir was davon“, sagte Aeron über sie hinweg.
    Die Tür quietschte. Endlich, der Dämon ging – aber er würde wiederkommen, mit dieser Menschenmedizin. Olivia

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