Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
fast vor ihm stand, sprach sie hinter vorgehaltener Bierflasche und wagte nicht, in seine Richtung zu sehen. Er wusste, dass sie vor Kaia keine Angst hatte – auch wenn es klüger gewesen wäre. Sie wollte nur einem weiteren Angriff vorbeugen, während der Feind in der Nähe war.
Und verflucht noch mal – die Engel hatten ihn doch gewarnt. Niemand sonst konnte sie sehen. Außer Gwen und Sabin, wie es schien, denn auch sie lachten hinter vorgehaltenen Bierflaschen.
„Mit niemandem“, murmelte er. Mit niemand Wichtigem. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Kaia und Bianka, die Unruhestifter im Doppelpack.
„… keinen besseren Zeitpunkt“, sagte Bianka gerade.
„Dann lass es uns tun“, erwiderte Kaia und grinste teuflisch. „Juliette wird nie begreifen, wie ihr geschieht.“
Verflucht. Was hatten sie vor? Bei diesen beiden implizierte „es“ immer Blutvergießen, schweren Autodiebstahl oder einen Großbrand. Oder an besonderen Tagen eine Kombination aus allem. Mit wachsender Sorge beobachtete er, wie die beiden Frauen sich in Bewegung setzten, und war bereit, jederzeit loszustürzen.
Dann bewahrheitete sich seine schlimmste Befürchtung. Die beiden stiegen auf die Bühne.
Um Karaoke zu singen.
18. KAPITEL
P aris drückte sich in eine schattige Ecke des himmlischen Harems. In der zu warmen Luft schwirrten sinnloses Geplapper und das Geräusch verspielter Wasserschlachten umher. Der Duft von Jasminöl und Sandelholz stieg ihm in die Nase, und er versuchte, ihn nicht einzuatmen. Unter beide Düfte hatte sich Ambrosia gemischt, wie eine Kokosbrise, die ihn lockte und verführte, und er durfte nicht jetzt schon high werden. Ganz gleich, wie sehr sein Körper vor Verlangen nach einem Schuss zitterte.
Nach seiner Seitengassenschlägerei hatte er die erstbeste Frau genommen, die seinen Weg gekreuzt hatte. Sex hatte sie gefügig gemacht – trotz Paris’ zerfleddertem Aussehen – und er hatte sich anschließend schnell wieder von seinen Verletzungen erholt.
Leider war er aufgrund dieser lebhaften Begegnung eine Stunde zu spät zu seiner Verabredung mit Mina der Waffengöttin gekommen und musste nun für die Kristalldolche einen höheren Preis bezahlen.
Sie mochte es gern mit etwas Biss, und er hatte Dinge mit ihr anstellen müssen, die ihn vielleicht jahrelang verfolgen würden. Aber jetzt hatte er die Dolche und somit Punkt eins auf seiner To-do-Liste abgehakt.
Er rieb über die Griffe, während er sich mit wachem Blick umsah. Die kobaltblauen Stoffstreifen, die von der Decke herabhingen und das gesamte Zimmer zierten, fand er entsetzlich. Genauso wie die perlenbestickten Sitzkissen und die nackten, glänzenden Körper, die hier und da entlangschlenderten.
Zeit, Aufgabe Nummer zwei abzuhaken – Arca, die Göttin der Gesandten. Sie wusste bestimmt, wo Sienna gefangen gehalten wurde. Jedenfalls hatte ihn das einer seiner vielen Verbündeten glauben gemacht: Bettgeflüster – sein bester Freund und der Feind eines jeden anderen.
Wenn Arca es nicht wusste, hatte er keine Ahnung, an wener sich als Nächstes wenden sollte. Oder mit wem er es treiben sollte.
Hör auf, so zu denken. Hier hatte ihn noch niemand bemerkt. Noch nicht. Doch das würde sich allzu bald ändern. Sex verlangte nämlich nach seiner täglichen Dosis. Schon jetzt fing der unwiderstehliche Schokoladen-Champagner-Duft an, aus seinen Poren zu dringen. Nicht mehr lange, und Sterbliche wie Unsterbliche, die alle hier waren, um Cronus zu dienen, würden vom Appetit verschlungen.
Der Götterkönig hatte nicht mehr nur eine einzige Liebhaberin. Mittlerweile waren es drei…unddreißig. Ja, Paris hatte dreiunddreißig gezählt. Die siebenundzwanzig anderen standen rings um den Pool, und waren Leibwächter – und keine sexuellen Eroberungen.
Paris hegte große Zweifel daran, ob Cronus überhaupt mit irgendwem hier geschlafen hatte oder vorhatte, sie in der Zukunft alle flachzulegen. Aber Cronus täte alles, um Rhea, seine verräterische Ehefrau, wütend zu machen. Und nichts verletzte den Stolz einer Frau mehr als Untreue. Das wusste Paris nur allzu gut.
Er war nie treu gewesen. Konnte niemals treu sein. Ganz gleich, wie sehr er es wollte. Ganz gleich, wie sehr seine zahlreichen Eroberungen ihn anschrien und beschimpften, weil sie verzweifelt etwas wollten, was er ihnen nicht geben konnte. Etwas … mehr. Seine Liebhaberinnen waren die Nahrung für seinen Dämon, das war alles. Er durfte sie nicht mehr sein lassen. Und er wollte
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