Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
widersprochen hast?“
„Wovon redest du? Es macht sehr wohl Sinn, wenn man nicht jedes meiner Worte auf die Goldwaage legt. Und soll ich dir noch was sagen? Das Kolosseum ist mit den Augen eines Sterblichen nicht zu sehen. Wir sind vor den Blicken der Sterblichen geschützt, und das in einem Reich, das wir nicht durch eine Pforte betreten müssen. Hier und doch nicht hier.“
„Und wie soll das gehen?“
„Juliette hat das irgendwie hingekriegt.“
Allein beim Klang dieses Namens biss sie unwillkürlich die Zähne aufeinander. Juliette hatte sie in eine Falle gelockt, hatte einigen Sterblichen – die zufällig Striders Feinde waren – die Gelegenheit gegeben, sie zu töten. Die Schlampe musste endlich bezahlen. „Und?“
„Und wir werden wie Gladiatoren kämpfen. Was ich vorhin schon versucht habe, dir zu sagen. Aber du hast ja nicht zugehört. Na ja, egal, du kannst prima mit bloßen Händen kämpfen, und unser Team braucht dich in dieser Runde. Bist du fit dafür?Immerhin wurdest du in Alaska ziemlich übel verletzt.“
Sie brauchten sie? Obwohl sie den ersten Sieg ohne sie eingefahren hatten? Argwöhnisch sah sie ihre Schwester an und suchte nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass sie ein falsches Spiel mit ihr trieb oder sie beschwichtigen wollte. Doch in diesen wunderschönen bernsteinfarbenen Augen lagen nur Unschuld und Vertrauen. Nur Entschlossenheit verhärtete diese roten Lippen.
Also kein Beschwichtigungsversuch. Und auch keine Schuldzuweisung wegen ihrer vergangenen Niederlagen. Bianka glaubte an sie.
Konnte sie selbst auch an sich glauben?
Ihre neue Fähigkeit könnte ihre Schwestern verletzen, ja, aber sie würde ihr definitiv helfen, einen zweiten Sieg zu holen. Einen Sieg, auf den Strider angewiesen war. Damit er überlebte.
Sie sah zu ihm hinüber. Er stand noch immer mit seinen Freunden im Kreis, doch jetzt sah er sie an. Seine blonden Haare waren zerzaust, seine Wange gerötet. In ihrer Nähe waren sie immer gerötet, als wäre er permanent erregt. Das gefiel ihr.
Seine langen Wimpern bogen sich nach oben. Sie bildeten wirklich den perfekten Rahmen für diese verwegenen blauen Augen. Seine Lippen waren geschwollen und köstlich rot. Sie mochten nicht noch mal miteinander geschlafen haben, aber geküsst hatten sie sich sehr wohl. Oft. Und lange. Bei jeder Gelegenheit hatte sie an seiner Zunge gesaugt.
Sie war süchtig nach ihm, keine Frage.
Sie musterte ihn intensiver. An Fingern und Handflächen hatte er Schnittverletzungen. Dieselben Verletzungen hatte er vorher schon gehabt, doch sie waren verheilt. Oder nicht? Ihr Blick verfinsterte sich. Es gefiel ihr gar nicht, dass er schon wieder verletzt war. Und noch weniger gefiel ihr, dass sie nicht wusste, warum oder wie das geschehen war. War sie dafür verantwortlich?
Bei diesem Gedanken verkrampfte sich ihr Magen. Sie, nun ja, sie liebte ihn einfach so sehr, verdammt. Bevor sie die Worteherausgeschrien hatte, war sie sich nicht sicher gewesen, aber jetzt wusste sie es. Er war die personifizierte Stärke. Er war teuflisch. Er war witzig und charmant und hatte ein vorlautes Mundwerk, dem sie nicht widerstehen konnte. Er brachte sie zum Lachen. Er reizte sie bis aufs Blut, weil er wusste, dass sie es aushalten konnte. Er neckte sie, hatte keine Angst vor ihr. Er kannte sie, verstand sie, war manchmal zärtlich und manchmal harsch. Er sorgte sich um sie und vertraute ihr.
Er hatte sie sogar miteinander verheiratet.
Als sie davon erfahren hatte, war sie zutiefst erschrocken. Ja, er dachte, das wäre immer noch sein kleines Geheimnis, aber sie war ihm auf die Schliche gekommen. Sie war sich nicht sicher, warum er es noch nicht zugegeben hatte, geschweige denn, warum er es überhaupt getan hatte, aber ihre Sturheit verlangte von ihr, dass sie wartete, bis er mit der Sprache herausrückte. Und weil sie so verschlagen war, würde sie ihn solange reizen, bis er endlich Klartext redete.
Aber unterm Strich mochte sie seine Methoden.
Genauso wie es ihr gefiel, zu wissen, dass sie genauso ihm gehörte wie er ihr. Und daher wusste sie auch, dass er es getan hatte. Sie fühlte ihn. Er war Teil ihrer Gedanken, war in ihrem Blut, in ihrer Seele, in ihrem Herzen. Die tiefe Verbindung zwischen ihnen war stärker als alles, was sie je erfahren hatte.
Seit sie in seinen Armen erwacht war, wusste sie, dass sich zwischen ihnen irgendetwas verändert hatte. Und sie hatte unzählige Stunden damit verbracht herauszufinden, was es war. Die
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