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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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zu müssen, wie er wieder hinabrollte – und diese Aufgabe musste er bis in alle Ewigkeit erfüllen. Die Verantwortlichen in den Zentralbanken scheinen ein ähnlich trauriges Schicksal zu haben – wenn auch nicht für die Ewigkeit: Sie müssen zusehen, wie sich ihre Erfolge allmählich in Misserfolge verwandeln. Ihr Ziel ist eine starke Wirtschaft mit stabilen Preisen. Das ist aber exakt dasjenige Umfeld, in dem übermäßiger Optimismus und Spekulation entstehen, die letztlich die Wirtschaft destabilisieren. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre sollte der ansteigende Aktienmarkt die destabilisierende Kraft in den USA sein. In Deutschland war es die Aufnahme von Auslandskrediten.
    Anfang 1927 schien sich Deutschland vollständig von den Albtraumjahren der Hyperinflation erholt zu haben. Schacht hatte sich in der Reichsbank eine unantastbare Position gesichert. Nach dem Dawes-Plan war er für eine Amtszeit von vier Jahren ernannt worden, während der er durch das neue Bankgesetz vollen Kündigungsschutz und Unabhängigkeit von der Regierung genoss. Er hatte seine Position innerhalb der Reichsbank gestärkt, indem er die alte Garde der Ära von Havenstein entließ, die sich seiner Ernennung widersetzt hatte, und die betreffenden Ämter mit seinen eigenen Leuten besetzte. Hinzu kam: Der aus sechs deutschen Bankiers und sieben Ausländern bestehende Aufsichtsrat, der ihn kontrollieren sollte, traf sich nur einmal pro Quartal, sodass er ungehindert schalten und walten konnte. Ein erfahrener deutscher Politiker aus dieser Zeit erinnerte sich, Schacht habe »die Taktik verfolgt, jeden um Rat zu fragen und dann genau das zu tun, was er wollte.«
    Durch seine Position und seine Persönlichkeit dominierte er die meisten Diskussionen über Wirtschaftspolitik in Deutschland. Der liberale Ökonom Moritz Bonn, ein Berater der Reichsbank, schrieb in diesen Jahren über Schacht: »Er betrachtete die Welt als Hjalmar Schachts private Auster und reagierte sehr empfindlich auf öffentliche Kritik. Da er sich schon mit vielen starken und ehrgeizigen Persönlichkeiten aus der deutschen Geschäfts- und Bankenwelt angelegt hatte, war er voller Verbitterung gegen Kollegen, die ihn früher karrieremäßig abgehängt hatten. Sobald er Chef der Zentralbank war, rühmte er sich, deren Boss zu sein.«
    Für die Öffentlichkeit blieb Schacht der »Magier«, der Retter der Mark. Der Besuch Strongs und Normans im Juni 1925, seine eigene Reise in die USA im Herbst dieses Jahres und seine Akzeptanz als drittes Mitglied des Zentralbank-Triumvirats, das die Finanzen der Welt lenkte, hatten sein Ansehen enorm erhöht. In den drei Jahren seit ihrer ersten Begegnung hatte er ein sehr starkes persönliches Verhältnis zu Norman aufgebaut – sie trafen sich fünfmal 1924, dreimal 1925 und viermal 1926. Norman räumte ein, dass es schwierig sein konnte, mit Schacht zusammenzuarbeiten, dass zu seinen vielen Eigentümlichkeiten sein Drang zur Öffentlichkeit und die Angewohnheit gehörten, zu viele Reden zu halten. Aber er sagte, es sei »eine Freude« mit Schacht »über Finanzen zu sprechen.« Seine Bewunderung für den Deutschen war so groß, dass Sir Robert Vansittart, später Leiter des britischen diplomatischen Dienstes, sich beklagte, Norman sei »in Schacht vernarrt.«
    Strong war allerdings nicht so begeistert von Schacht. »Er ist zweifellos ein extrem eitler Mensch. Das wirkt sich nicht so sehr in Form von Prahlerei als in Form einer bestimmten naiven Selbstsicherheit aus«, schrieb der Amerikaner. Dennoch war er davon beeindruckt, wie Schacht die Reichsbank leitete. »Er macht seinen Teil der Arbeit mit eiserner Hand. Das tut er offen, ehrlich und couragiert, und er scheint die Unterstützung seiner Regierung zu haben, aber in Amerika würde das sicher nicht funktionieren … Er handelt die Dinge nicht flüchtig ab und scheint die Probleme tatsächlich zu genießen. …«
    Macht schien zu Schacht zu passen. Die Familie war aus ihrer Villa in Zehlendorf in die offizielle Residenz des Reichsbankpräsidenten in der obersten Etage des Reichsbankgebäudes in der Jägerstraße gezogen. Finanziell hatte er wenig Grund, sich Sorgen zu machen – sein Gehalt betrug umgerechnet 50 000 Dollar, und weitere 75 000 Dollar erhielt er aus einer Pension, die er der Danatbank abgerungen hatte. Um zu zeigen, dass er es geschafft hatte, kaufte er ein großes Landhaus etwa 60 km nördlich von Berlin, das früher das Jagdhaus und das Gut des Fürsten Friedrich

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