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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Kommunen weiterhin im Ausland. Alles, was Schacht mit diesem hastigen Manöver erreicht hatte, war ein unnötiger Vertrauensverlust gegenüber der Wirtschaft.
    Da er damit gescheitert war, durch seine Breitseite gegen den Aktienmarkt den Strom ausländischer Kredite einzudämmen, begann Schacht nun darüber zu reden, dass er bezüglich der Reparationen Dramatisches plane. Pierre Jay, ein Vertreter der New Yorker Fed, der im Juni 1927 nach Berlin kam, bemerkte, dass »Schacht nicht wünschte, dass die Dinge in Deutschland zu gut aussehen, weil er fürchtete, dies könne der Durchführung des [Dawes-] Plans nutzen.« Er spekulierte, Schacht könne absichtlich andere Maßnahmen ergreifen, um Deutschlands fragiles Wachstum zu untergraben und damit beweisen, dass die Reparationen zu belastend waren. Parker Gilbert, der amerikanische Generalbevollmächtigte für die Reparationen, der Schacht so nahestand wie kaum ein anderer, beobachtete, dass dieser begonnen hatte »offen und aktiv auf einen Zusammenbruch« des Dawes-Plans »hinzuarbeiten« und beschrieb ihn in diesem Zeitraum als »wankelmütig und launisch«.
    Niemand war sich sicher, was Schacht vorhatte. In Berlin kursierten Gerüchte, er werde absichtlich eine neue Krise herbeiführen. Es war der Beginn dessen, was ein Historiker als Schachts Abstieg in »Unverantwortlichkeit und Unberechenbarkeit« beschrieb. Seine Neigung zu »extremem und erratischem« Verhalten schien eine absichtliche Strategie zu sein, Freunden wie Feinden weiterhin Rätsel aufzugeben. Seinen Kollegen Strong und Norman ging das sicherlich auf die Nerven. Sie fürchteten, da er derart von den Reparationen besessen war, könnte er ein rücksichtsloses und verwegenes Spiel treiben, um die Dawes-Vereinbarungen zu sabotieren. Das würde nicht nur Deutschland ins Chaos stürzen und seine fragile neue Demokratie schwächen, sondern auch die internationale monetäre Struktur, die sie in den letzten Jahren so sorgfältig gemeinsam aufgebaut hatten, zum Kentern bringen.
    Sie hatten sich schon immer über Schachts Neigung Sorgen gemacht, sich in aller Öffentlichkeit in politische Konflikte verwickeln zu lassen. Er war nie ein guter Diplomat gewesen und hatte die Budgetpolitik der Regierung sehr offen kritisiert, vor allem die der Staaten und Kommunen, die sich so stark im Ausland verschuldeten. Beim Besuch der Zentralbankiers 1925 in Berlin hatte Strong eine Bemerkung über Schachts Neigung gemacht, »sich in politische Angelegenheiten einzumischen, aus denen sich der Chef der Reichsbank [besser] heraushalten sollte«, und Norman hatte Schacht freundlich geraten, diskreter vorzugehen. Allerdings hatte es immer so ausgesehen, als habe Schacht Überlebensinstinkt genug, um seine politischen Provokationen nicht zu weit zu treiben. Nun aber wurde er immer indiskreter, und seine Anmerkungen wurden immer schriller.
    Vor allem eine Episode trieb diese Konfrontation mit der Regierung auf die Spitze. Bei einer Kabinettsbesprechung im Juni brach Schacht in eine Schmährede aus, die die Minister vor Empörung sprachlos machte. Es war typisch für diesen Mann, dass er sich nicht damit zufrieden gab, das Kabinett beleidigt zu haben. Bei einem privaten Abendessen am selben Abend prahlte er damit, wie hart er sich die Politiker zur Brust genommen hatte. Er enthüllte vertrauliche Einzelheiten über die gesamte Debatte im Kabinett, machte beleidigende Bemerkungen über einzelne Minister, bezeichnete den Finanzminister als inkompetent und forderte dessen Rücktritt. Sogar sein alter Mentor Stresemann war der Meinung, Schachts Verhalten sei ein Problem und seine ständige Selbstglorifizierung werde allmählich unerträglich. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was noch kommen sollte.
    Imperialistische Träume
    Das Wunder der Erholung des Franc war vielleicht gut für Frankreich, aber es verursachte seine eigenen finanziellen Belastungen für Europa. Das Geld, das in Poincarés Kielwasser in den Franc zurückfloss, strömte im Frühling und im Frühsommer 1927 immer noch, der größte Teil davon kam aus Großbritannien. Die Banque de France kaufte weiterhin Fremdwährungen, um zu verhindern, dass diese Kapitalflut den Franc auf nicht mehr wettbewerbsfähige Höhen trieb. Ende Mai hatte sie eine Devisen-Kriegskasse im Volumen von 700 Millionen Dollar akkumuliert, deren größter Teil auf Pfund Sterling lautete.
    Die Erholung der finanziellen Position der Banque de France erwischte Norman auf dem völlig falschen

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