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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Stuhlnachbarn.
    »Die Liste vom Domkapitel wurde vom Kustos Caspar von Ilse bestätigt, da er in jenem Jahr diese Aufgabe übernahm. Die von der Vogtei ist jedoch nicht bestätigt. Warum nicht? Weil der Amtmann Wiegand diesen schrecklichen Unfall hatte? Oder hat er sie gar verweigert?«
    Wie aufs Stichwort meldete sich wieder Josef Resenbach: »Er hatte einen Unfall. Er ist vom Pferd gefallen, bevor er unterzeichnen konnte. Und seine Witwe wollte die Sachen nicht rausrücken. Also konnte ich nichts bestätigen.«
    »Möglich.«
    »Die Listen waren wie immer. Warum sollte er sich dann auf’n Mal weigern?«
    »Genau. Die Listen waren wie jedes Jahr.«
    Agnes wandte sich direkt an Bischof Otto. »Vor drei Jahren wurde ein Vertrag über die Grundherrschaft des Dompropstes und des übrigen Domkapitels als Gemeinschaft der Domherren geschlossen. Gab es eine Prüfung beim Vertragsschluss?«
    Dompropst Simon war hellhörig geworden. Es war ärgerlich, dass ihm diese äußerst lästige und unangenehme Angelegenheit immer wieder begegnete. Er antwortete für seine Brüder. »Der Amtmann Wiegand wurde beauftragt, weil er rechtschaffen war. Ihm wurde von beiden Seiten vertraut. Sein Bericht wurde nach seinem Unfall von seinem Nachfolger, dem Amtmann Resenbach, an uns übergeben.«
    »Wurde der Bericht von Wiegand oder von Resenbach beendet?«
    »Wir sahen keinen Grund, uns darüber Sorgen zu machen.«
    »Bitte seht Euch die Listen an.«
    Mittlerweile hielt der Domdekan die Dokumente in der Hand. Er grübelte und verglich, aber konnte nichts finden. Die drei Brüder gesellten sich zu ihm. Mit einem triumphierenden Lächeln zeigte Agnes auf eine bestimmte Spalte in den Eintragungen. Sie sagte kein Wort, deutete nur stumm auf das Papier. In der angegebenen Spalte war verzeichnet, wem der Hof abgabenpflichtig war. Ein
Dom
stand höchstwahrscheinlich für Domkapitel. Dieser eine Hof musste also seine Steuern nach Minden abliefern. Bei der anderen stand ein
Vogt
. Diese Abgaben gingen also an die Burg. In beiden Listen standen bei den entsprechenden Hofstätten die gleichen Kennungen. Bis auf die elfte Zeile. In der Liste an den Vogt hatte jemand
Domkapitel
geschrieben, in der anderen stand jedoch
Vogtei
. Jeder Empfänger der Abgaben musste nun denken, der Hof gehöre nicht ihm, sondern dem anderen.
    Plötzlich ging den Männern ein Licht auf. Der Bischof schlug sich mit einem Aufruf des Erstaunens mit der flachen Hand vor die Stirn. Genauso wie Ludolf und Agnes gestern rechnete er grob aus, welchen Schaden dieser Betrug ausmachte. Alle drehten sich zum am Boden liegenden Amtmann um.
    Josef Resenbach war die unerwartete Aufmerksamkeit sichtlich unangenehm.
    Johann von Rottorf kniete neben dem Amtmann. »Was ist eigentlich mit den Abgaben des Hofes Buschmann?«
    »Was meint Ihr?«, kam die Antwort mit sehr zittriger und dünner Stimme.
    »Nun, wir überlegen, wer diese Abgaben bekommen hat. Also, wer war damals der Amtmann in Neesen? 1381 und davor. Wer führte die Listen?«
    Resenbachs Lippen bewegten sich, aber er brachte keinen Ton kam heraus. Nur ein Stöhnen, fast ein Röcheln, war zu hören.
    »Wie bitte? Wir verstehen Euch nicht. Ihr müsst schon ein wenig lauter reden.«
    Endlich fand Resenbach seine Stimme wieder. »Ich führte damals die Listen. Aber falls es da Fehler geben sollte, kann es sich nur um Missverständnisse handeln. Ich kann Euch bestimmt alles erklären. Ihr müsstet mir nur ein wenig Zeit geben.«
    »Um noch mehr zu fälschen?«, mischte sich jetzt Otto ein.
    »Oh, nein, Euer Ehrwürden. Falls etwas fehlt, ich werde alles zurückzahlen.«
    »Du gibst also zu, dass das Geld in deine eigene Tasche geflossen ist?«
    »Nein. Ich bin Euer treuester Diener.«
    »Warum willst du es dann zurückzahlen?«
    »Weil ich verantwortlich war. Wenn ich die Eintragung für einen Hof verwechselt habe, werde ich dafür Ersatz leisten.«
    »Aber warum weißt du plötzlich, was wir meinen? Wo der Fehler ist?«
    Josef Resenbach merkte, dass er sich verraten hatte. Er wimmerte und bettelte um Gnade. Aber keiner beachtete ihn mehr.
    Agnes erklärte weiter, dass die Listen nur dann verräterisch waren, wenn man sie beide zusammen sah. An die Dokumente des Domkapitels konnte der Amtmann natürlich nicht kommen, deshalb brauchte er unbedingt die der Vogtei. Das war Grund genug, um einen Mord zu begehen.
    Der Amtmann brüllte dazwischen, dass er es nicht getan hatte. Der Bischof Otto nickte nur kurz dem Hauptmann Wolfram zu, und schon

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