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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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können. Aber so schnell und überhastet wollte sie sich nicht entscheiden. Und irgendwie bestand da ein Abstand zwischen den beiden.«
    »Inwiefern?«
    »Ich weiß es nicht. Nur einmal deutete sie etwas an. Ich hatte das Gefühl, es würde irgendwie mit ihrer Mutter zusammenhängen. Aber sie wollte auf Teufel komm raus nicht darüber reden.«
    Agnes wurde hellhörig. »Inwiefern sollte die Mutter damit etwas zu tun haben?«
    »Ich denke, ihre Mutter hat sie zu sehr zu dieser Verbindung gedrängt. Kuneke konnte eine Sache nicht ausstehen: Wenn man sie zu etwas zwingen wollte. Am besten noch heimlich und hinterhältig. Dann wurde sie bockig. Richtig stur. Offen über Dinge zu reden, sodass jeder es verstehen konnte, das war für sie in Ordnung.«
    »Und Kunekes Mutter?«
    »Tja, die ist keine einfache Bauersfrau. Sie stammt aus einer Ritterfamilie, wenn auch aus einer armen und unbedeutenden Familie, aber halt Ritter. Meine Mutter erzählte mir schon früher, dass sich Mechthild immer für etwas Besseres hielt. Sie nannte sie das hochnäsige Burgfräulein.« Gisela lachte. »Warum sie dann einen Bauern geheiratet hat, weiß ich nicht. Aber leicht hat es ihr Mann nicht gehabt. Mit ihren Ansprüchen hat sie ihn oft gereizt. Wie Kuneke erzählte, gab es andauernd Krach zwischen den beiden. Und jetzt dachte die Mutter bestimmt, wenn ich schon selbst keinen Mann von entsprechendem Rang bekomme, dann soll wenigstens meine Tochter einen haben. Dann werde auch ich dieses kleine, dreckige Kuhdorf endlich los.«
    »Ihr meint, dass der Mutter die Sache nicht schnell genug ging?«
    »So ungefähr. Kuneke gefiel der Mann irgendwie schon. Aber sie wollte ihn erst richtig kennenlernen, bevor sie Ja sagt. Ich habe nur durch Zufall an dem besagten, traurigen Sonntag ein Gespräch zwischen ihr und dem Händler mitbekommen. Sie bedankte sich für die Gnade und das Vertrauen. Was auch immer das heißen sollte. Sie bat ihn, ihr vier Wochen Zeit zu geben. Dann solle er eine endgültige Antwort bekommen. Ich nehme an, eine Antwort auf einen Heiratsantrag. Mechthild hatte aber bestimmt schon längst entschieden. Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Gesagt hat es Kuneke nie. Ich meine, dass die Mutter sie gedrängt hat.«
    Kunekes Mutter machte einen festen, aufrechten Eindruck. Oder war das doch mehr Stolz? Diese einmalige Partie war für sie der Schlüssel zu einem Leben, das sie sich schon immer gewünscht hatte. Und dann hatte sich die Tochter gesträubt! Wie weit war das Sträuben gegangen? So weit, dass die Bedrängte nicht mehr wusste, wie sie gegen die eigene Mutter standhalten sollte? Oder wie sie den aufdringlichen Verehrer noch auf Abstand halten konnte? Oder hatte Mechthild die Beherrschung verloren, weil ihr das Nachdenken zu lange dauerte? Vielleicht hatte sie ja auch plötzlich erkannt, dass die Tochter diese vorteilhafte Heirat gar nicht wollte.
    »Was ist?« Gisela hatte die Hand auf Agnes’ Arm gelegt und schaute sie fragend an. »Hat Euch das jetzt so mitgenommen?«
    Die Angesprochene stotterte ein wenig: »Nein, ähm. Eigentlich doch.«
    »Dann lasst uns über etwas anderes sprechen. Ich will jetzt noch ein wenig buttern. Vielleicht könntet Ihr mir dann erzählen, wie Ihr Euren Mann kennengelernt habt. Und wie Eure erste Nacht war.«
    Die Bäuerin zwinkerte anzüglich.
    »Na gut. Ich bleibe noch ein wenig.«
    Die beiden Frauen gingen in die Stube zum Plaudern.
    Wie konnte ein Hahn einem Huhn etwas über das Eierlegen erzählen? Oder wie sollte eine Nonne einer verheirateten Frau erklären, was sie nachts mit ihrem Mann machte? Agnes wurde ganz ängstlich zumute. Was sollte sie bloß sagen? Wenn das hier vorbei war, musste sie dringend zur Beichte. Wie viele Notlügen konnte sie sich denn noch erlauben, ohne dass ihr der Herr eine Strafe schicken würde?

Ludolf und Pater Anno
    Ludolf stand auf der Leiter, die beim Schuppen an der Wand gehangen hatte, und überlegte, wie er das verdammte Dach dicht bekommen solle. Ein kleines Gewitter, und alles in der Hütte würde durchnässt. Überall waren kleinere und größere Löcher. Wenn man in der Stube stand und nach oben schaute, konnte man jedenfalls ohne große Probleme tagsüber Wolken und nachts Sterne zählen. Ein paar Strohgarben und ein wenig Reisig lagen noch im Schuppen. Das wollte er verwenden.
    Er streckte den Arm aus, um zu prüfen, wie fest die Bedachung noch saß. Plötzlich rutschte die Leiter ein Stück zur Seite. Laut fluchend griff Ludolf nach den

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