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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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presste Agnes hervor und zeigte auf den Bewusstlosen.
    »Nichts Besond’res. Nur so’n klein’ Schlag auf’n Hinterkopf. Schwups, lag er auf’r Erde und rührte sich nich’ mehr. Das wird gleich wieder.« Beide Soldaten lachten laut los.
    Agnes kniete neben dem bewusstlosen Ludolf nieder. Er atmete. Zwar schwach, aber immerhin. Vorsichtig hob sie seinen Kopf an und untersuchte ihn. Ihre Finger glitten durch die Haare, tasteten nach einer Verletzung. Sie fühlte eine Schwellung kurz oberhalb des Nackens. Nicht besonders groß, aber es würde eine dicke Beule geben. Ein Schädelbruch schien es zum Glück nicht zu sein. Wenn Ludolf wieder aufwachte, würde er einen Brummschädel haben. Einen Klaps hatte es der Soldat genannt. Ein schöner Klaps, der nicht nötig gewesen wäre, wenn sie nur schnell genug gewesen wäre, um der Stadtwache die Lage klarzumachen.
    »Werte Frau. Der gehört zu Euch?« Der Hauptmann stand im Türrahmen und beobachtete missbilligend, wie sich Agnes um den Bewusstlosen kümmerte.
    Sie nickte ihm nur kurz zu.
    »Das mit dem Auftrag vom Bischof will ich wissen. Aber zügig jetzt.«
    »Wir haben Briefe vom Bischof, die ich Euch zeige, wenn Ludolf versorgt ist.«
    Wolfram von Lübbecke brummte vor sich hin. »Heinrich, Hildebrand!« Im scharfen Ton wendete er sich an die Soldaten. »Bringt den Wüterich in den Wachraum im Rathaus. Ich komme später und sage Euch, was mit ihm weiter geschehen soll.«
    »In Ordnung.« Leichtfüßig stand Hildebrand auf, zerschnitt die Fußfesseln des Händlers und riss ihn am Oberarm hoch. Dudenhausen ließ sich ohne Widerstand von den beiden Wachen abführen. Mit hängendem Kopf trottete er aus dem Zimmer, ohne irgendjemanden noch anzublicken.
    Nach dem Abführen des Besiegten machte der Hauptmann auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Nur Agnes und Ludolf blieben zurück.
    Die Scholasterin schaute sich um. Einer der Stühle war zerbrochen. Die Einzelteile lagen zwischen Tür und Fenster verteilt herum. Sie nahm die gepolsterte Sitzfläche und schob sie Ludolf vorsichtig unter den Kopf. Der Krug mit Wein stand noch auf den Tisch. Sie holte ihn und versuchte, Ludolf etwas von dem Getränk einzuflößen. Es war mehr ein Benetzen der Lippen, damit er sich nicht verschluckte. Seine Lippen bewegten sich, mehr nicht. Sie hockte sich neben ihn und strich ihm die Haare aus der Stirn. Sie beugte sich ein wenig zu ihm hinunter, nahm seine Hand. »Ludolf, es tut mir leid«, flüsterte sie leise. Das brauchte kein anderer zu hören. Besonders nicht der Hauptmann. »Danke, dass du mir geholfen hast. Du hast etwas bei mir gut.«
    Es schien zu helfen, er rührte sich. Ganz leicht öffneten sich seine Augen. Er schnaufte leise auf, als er sich bewegen wollte, und griff dann an seinen Hinterkopf.
    »Wie geht es dir?« Agnes Stimme zitterte ein wenig.
    »Mein Kopf brummt.«
    Sie lächelte wieder. Der Schlag war wahrscheinlich doch nicht so hart gewesen. Halt ein kleiner Klaps, wie der eine Wachsoldat es so lässig ausgedrückt hatte.
    Was war bloß geschehen? Ludolf konnte sich nicht erklären, woher der Schlag gekommen war. Irgendjemand musste in den Raum gekommen sein, bevor er endlich hatte fliehen können. Aber wer? Agnes? Das passte nicht zu ihr. Erst jetzt merkte er, dass sie seine linke Hand hielt. Agnes kümmerte sich um ihn! Sie saß bei ihm, sprach liebevoll mit ihm, hielt seine Hand! Trotz der Kopfschmerzen war es ein schöner Augenblick. »Ich habe gehört, was du eben gesagt hast.«
    Sie nickte. Das war gut.
    »Ich habe jetzt etwas bei dir gut?«
    Wieder ein Nicken.
    Ludolf musste grinsen. Ihm lag schon wieder eine freche Bemerkung auf der Zunge. Jetzt einen Kuss als Wiedergutmachung zu verlangen, hätte die friedliche Stimmung zwischen ihnen aber wohl jäh zerstört. Für dieses Mal verkniff er sich den Spaß. »Ist schon in Ordnung. Es ist schließlich unsere Aufgabe, Nachforschungen anzustellen. Da müssen wir halt damit rechnen, dass wir einigen Leuten auf die Füße treten. Hauptsache, du hast nichts abbekommen. Meine Beule ist in einer Woche auch nicht mehr der Rede wert.«
    »Danke, Ludolf.« Sie war froh, dass diese missliche Aktion so glimpflich ausgegangen war. Wie schnell hätte es ihr beider Leben kosten können. Er hatte bewiesen, dass er sich für sie einsetzte, wenn es darauf ankam. Spontan und ohne lange zu überlegen, beugte sie sich zu ihm hinunter und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    Ludolf starrte sie völlig überrascht an.

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