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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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rechten Knie aufgerissen. Man sah ihm an, wie schwer es ihm gefallen sein musste, die Soldaten zu holen. Damit hatte er deutlich Stellung gegen seinen Vater bezogen. Agnes zollte dem Burschen Hochachtung für seinen großen Mut und seine Rechtschaffenheit. Mit zitternder Stimme dankte sie ihm. Aber jetzt brauchte Ludolf dringend Hilfe. Als sie den Raum verließ, sah er aus, als würden ihn jeden Augenblick die Kräfte verlassen. Agnes wandte sich wieder an den Soldaten, der sie nun schon seit geraumer Zeit in seinen Armen hielt.
    »Ihr müsst helfen ...! Ihr müsst Euch noch um ...« Während sie an dem aufdringlichen Soldaten emporschaute, blieb ihr der Satz im Halse stecken. Zum ersten Mal beachtete sie das Gesicht oberhalb des Brustpanzers. Ein strahlendes Lächeln traf sie wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Dazu ein klarer Blick aus blauen Augen. Groß und kräftig wie er war, vermittelte er ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Agnes fühlte sich auf der Stelle besser. Er trug keinen Helm, sein dunkelblondes, dichtes Haar fiel offen bis auf die Schultern. Plötzlich bekam Agnes wieder weiche Knie.
    »Keine Angst mehr, mein Liebchen«, unterbrach er ihre Gedanken, ohne sie loszulassen. »Den Dudenhausen werden wir schon bändigen.«
    Liebchen war sie noch nie genannt worden. Was erlaubte sich der Kerl eigentlich? Jedem anderen hätte sie dafür eine geknallt. Irgendwie hatte der Soldat sie durcheinandergebracht. Was war da noch? »Ludolf!«, platzte sie heraus und wollte sich in Richtung der Gästestube des Händlers drehen, aber die kräftigen Hände des Soldaten hielten sie weiterhin fest.
    »Was für ein Ludolf?« In einem lauten und herrischen Ton wies der Hüne die anderen Soldaten an, die beiden Männer dort in der Gästestube zu verhaften. Drei finster blickende Männer zückten ihre Schwerter und stürmten in den Raum. Der Anführer wandte sich wieder Agnes zu und entließ sie endlich aus seinen Armen. »Darf ich mich vorstellen, werte Frau? Wolfram von Lübbecke hat Euch gerettet. Ich bin der Hauptmann der Stadtwache.«
    Agnes war durcheinander. Sie war beeindruckt, von seiner stattlichen Erscheinung und der Sicherheit, mit der er so selbstverständlich seine Männer befehligte. Seine kräftigen Arme hatte sie schon spüren können, dazu den festen Griff seiner Hände. Agnes musste sich zwingen, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    Die anderen Soldaten waren in die Gästestube gestürmt. »Äh, ja ... Danke für Eure Hilfe«, stotterte sie. »Ich heiße Agnes. Aber was ich sagen wollte, Ludolf gehört zu mir. Er ist ...« Wollte sie mein Ehemann sagen? Das stimmte ja nicht. Gegenüber der Stadtwache, die ja für Recht und Ordnung sorgte, musste sie schon ehrlich sein. Sonst gab es nur unnötigen Ärger. Es gab ja die Briefe des Bischofs Otto, die alles erklärten. »Er unterstützt mich bei einem Auftrag im Namen des Bischofs.«
    »Ein Auftrag? Für’n Bischof? Das müsst Ihr mir jetzt mal genauer erklären.«
    Doch ehe Agnes etwas sagen konnte, erklangen Lärm und Geschrei aus dem Gastzimmer. Möbel wurden umgeworfen. Dann war es plötzlich ganz still. Agnes schaute voller Angst auf die Tür, durch die sie erst vor wenigen Augenblicken selbst entflohen war. Was war mit Ludolf? Hoffentlich waren die Soldaten schnell genug gewesen.
    Einen Moment später kam einer der Soldaten zurück. In einem gleichgültigen, gelangweilten Ton erstattete er Bericht. »Ham beide plattgemacht. Der Junge hat’n Klaps gekriegt. Jetzt schlummert’r sanft. Den Alten musst’n wa fesseln und knebeln.«
    Agnes schrie auf, stieß den Soldaten zur Seite und stürmte zur Tür der Gästestube. Vorsichtig und mit wild schlagendem Herzen spähte sie durch die Tür. Halb unter dem schweren Tisch versteckt lag Ludolf auf dem Rücken. Das Gesicht zur Seite gedreht, die Augen geschlossen. Blut oder eine Verletzung konnte sie nicht erkennen, aber das sollte nichts heißen. Er hatte ihr helfen wollen und hatte jetzt den Schaden davon. Das war nicht gerecht. Sie fühlte sich schuldig. Ihre ungestüme Art hatte erneut Ärger verursacht.
    Ein Stück weiter lag der gefesselte Händler bäuchlings am Boden. Er wand sich wild hin und her. Aber ohne großen Erfolg; einer der Soldaten saß grinsend auf seinem Rücken. Durch den Knebel im Mund war der Wortschwall von Verwünschungen und Beschimpfungen nun abgeschnitten, man hörte nur noch ein ärgerliches Grunzen und Stöhnen.
    »Was habt Ihr mit Ludolf gemacht?«,

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