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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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sich, ihren Lauscherposten aufzugeben. Dennoch verstand sie nur Bruchstücke der nun leise geführten Unterhaltung.
    »… der letzte Wunsch einer Sterbenden.«
    »… Gelübde …«
    »Wendelgard!«
    Die junge Frau zuckte schuldbewusst zusammen, als sie Wiboradas Stimme hörte. »Ja?«
    »Sieh aus dem Fenster.«
    Mit zitternder Hand schob Wendelgard das Tuch vollends beiseite.
    »Kennst du diesen jungen Mann, der dich noch Gräfin von Buchhorn nennt?«
    »Ich … ich weiß nicht recht …« Vergeblich durchforschte Wendelgard ihre Erinnerungen. »Ich kannte einen Gerald, er war der Schmied meines Mannes. Sein Vertrauter. Und er hatte …« Sie riss die Augen auf. Ihr Tonfall wurde fragend. »Einen Sohn? Seid Ihr Geralds Sohn?«
    Der junge Mann starrte sie an. »Gräfin Wendelgard?«
    Sie schüttelte den Kopf und fragte sich gleichzeitig, was dieser junge Mann sehen mochte, das ihn so aus der Fassung brachte. »Nein, keine Gräfin mehr«, berichtigte sie tonlos. »Das ist lange her. Was führt Euch hierher, junger Mann?«
    Augenblicklich kam Leben in Geralds Züge. »Mein Vater ist tot! Von Räubern erschlagen. Meine Mutter liegt mit schweren Verletzungen im Kloster, und sie verlangt nach Euch, Gräfin! Immer wieder, wenn sie aus der Ohnmacht erwacht ist, hat sie Euren Namen gerufen und mich angefleht, sie zu Euch zu bringen.« Sein junges Gesicht wurde trotzig. »Es ist Christenpflicht, dass Ihr sie besucht.«
    Wendelgard fühlte, wie ihr Herz bis zum Hals schlug. Sie konnte Wiboradas Gesicht nicht sehen, nur ihre beiden Hände, die gefaltet auf dem Fenstersims ruhten. »Herr Gott, lass sie Ja sagen«, flehte sie.
    Eine Weile blieb Wiborada stumm, dann löste sie ihre klauenartig mageren Finger. »Ich werde meine Dienerin Agnes zu deiner Mutter schicken. Sie ist in der Heilkunde bewandert und mag den Mönchen bei der Pflege helfen. Die ehemalige Gräfin von Buchhorn jedoch ist eine Klausnerin, die den weltlichen Dingen abgeschworen hat. Sie erhält keine Erlaubnis, die Zelle zu verlassen. Ich werde für die Seele deines Vaters beten und um baldige Genesung für deine Mutter.«
    »Aber meine Mutter …!«
    »Es ist alles in Gottes Hand, mein Sohn. Geh!«
    »Ich komme wieder!« Geralds Blick huschte zwischen den beiden Fenstern hin und her, und seine Augen blitzten. »Es muss einen Grund gegeben haben, dass meine Eltern hierherkommen wollten. Und Gott sei mein Zeuge, ich werde nicht ruhen, bis ich weiß, weshalb sie diese Reise unternommen haben.«
    »Es wäre umsonst, noch einmal zu kommen!«, erklärte Wiborada fest. »Kümmere dich um die Bestattung deines Vaters, aber komm nie wieder hierher!«
    Gerald öffnete den Mund, aber Bruder Matthias legte ihm sanft die Hand auf den Arm. Der junge Schmied fuhr herum, und einen Augenblick lang sah es so aus, als ob er den alten Mann schlagen wollte, aber dann sackten seine Schultern nach vorne, und er trottete hinter dem frommen Bruder her zurück zum Spital des Klosters. Wendelgard blickte ihnen nach. »Was kann das bedeuten?«
    Sie merkte erst, dass sie laut gesprochen hatte, als Wiboradas Stimme ihre Frage beantwortete: »Es bedeutet, dass du dich noch mehr ins Gebet vertiefst als bisher. Es bedeutet, dass Gott dir eine neue Prüfung auferlegt! Geh in dich!«
    »Ja, ehrwürdige Wiborada.«
    »Da ich Agnes um der Nächstenliebe willen entlassen habe, wird Schwester Beata dir den Sud bringen, der dich heute Nacht wach hält. Nutze die Nacht für deine Gebete!«
    »Ja.«
    »Und geh vom Fenster weg!«
    Wendelgard gehorchte, aber weder die Worte, die sie mit gefalteten Händen vor sich hinmurmelte, noch die Näharbeit konnten sie von ihren wilden Gedanken ablenken. Es war das erste Mal seit mehr als drei Jahren, dass die Außenwelt in anderer Form als wehmütigen Erinnerungen an sie herantrat. Sie war so versunken in ihre Grübeleien, dass sie gar nicht merkte, dass die Tür ihrer Zelle geöffnet wurde.
    »Wendelgard!«
    Die junge Inkluse schreckte auf und blickte verwirrt in ein blasses Gesicht mit brennenden, dunklen Augen. »Agnes … ich … ich habe dich gar nicht gehört.«
    Etwas wie düsterer Spott huschte um Agnes’ breiten Mund, aber sie erwiderte nichts darauf. Stattdessen sagte sie nur knapp: »Du sollst mich zum Spital begleiten.«
    »Aber Wiborada …«
    »Es geht der armen Frau sehr schlecht, und Wiborada hat entschieden, wenn der Herr beschließt, sie zu sich zu rufen, so soll sie in Frieden gehen können. Komm!«
    Ohne auf Wendelgard zu achten, verließ sie

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