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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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setzte sich auf ihren Hocker. Der Sud schmeckte bitter, und bald setzten Magenkrämpfe ein, die sich nur im Stehen ertragen ließen. Verzweifelt krampfte sie die Finger umeinander.
    »Herr! Mechthild war eine gute Frau. Warum strafst du sie? Oder strafst du mich? Herr, ich weiß nicht mehr weiter, ich …«
    »Wendelgard! Bete, klage nicht!«
    »Ja, ehrwürdige Wiborada!«
    »Dann bete still.«
    »Ja, Wiborada. Gestattest du mir eine Frage?«
    »Nein! Bete!«
    »Ja!«
    »Und bezähme deinen Trotz!«
    »Verzeih.«
    Wendelgard krümmte sich vor dem Altar zusammen und presste die Hände gegen den Leib. »Ich habe dieses Leben gewählt, weil mir ohne dich alles so leer erschien«, wisperte sie. »Udalrich! Warum bist du nicht zurückgekommen?« Sie schluchzte auf. »Herr, mein Gott, ich bin nur eine arme Sünderin. Aber habe ich denn der Sünde nicht abgeschworen, als ich Wiboradas Beispiel folgte? Warum schickst du mir diesen jungen Mann? Warum Wildfang?«
    Bittere Galle füllte ihren Mund. Sie würgte. Als sie taumelnd auf die Füße kam, übermannte sie eine Müdigkeit, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Sie war gerade noch fähig, ihren Auswurf aus dem Fenster zu werfen, dann brach sie auf der Pritsche zusammen.
     
    Daglinda pochte wild an Wendelgards Tür. »He, Klausnerin! Die Morgenandacht! Hast du Wiborada nicht gehört?«
    Wendelgard richtete sich matt auf ihrem Lager auf und begriff nicht recht, was geschehen war. Ihr Kopf dröhnte. »Es ist schon Morgen?« Sie sah aus dem Fenster. »Oh, es ist schon Morgen.«
    »Von der Nachtheulerin zur Schlafmütze?«
    »Beatas Kräuter!«, murmelte Wendelgard und fasste sich an den Kopf.
    »Ach so! Komm endlich!«
    Wendelgard öffnete die Tür und trat hinaus in eine nebelverhangene Morgendämmerung. »Es ist schön hier.«
    Daglinda sah sie verwirrt an. »Geht’s dir gut?«
    »Der Herr meint es gut mit mir.«
    »Die Kräuter soll sie mir auch mal geben.«
    Wendelgard warf Daglinda einen strafenden Blick zu. »Spotte nicht des Herrn!«
    Daglinda zuckte die Achseln und begleitete Wendelgard stumm zu Wiboradas Fenster, vor dem die Inklusinnen demütig niederknieten. Während ihre geistige Mutter die Psalmen intonierte, huschte Wendelgards Blick über die kleine Schar, bis sie an Agnes’ hagerer Gestalt haften blieb. Einen Augenblick lang wünschte Wendelgard, die bleiche Stirn allein durch die Kraft ihrer Gedanken durchdringen zu können. Als die Andacht beendet war, erhob sich Wendelgard mit den anderen, um sich in ihre Zelle zu begeben. Hinter der hohen Mauer erstrahlte irgendwo ein sonniger Morgen, und Wendelgard hoffte, dass er bald die Kälte der Nacht aus den Steinen der Zelle vertreiben würde.
    Als sie ihren Napf vor das Fenster stellte, hörte sie ihren Namen.
    »Wendelgard.«
    »Ja, ehrwürdige Wiborada?«
    »Agnes hat mir in den frühen Morgenstunden eine Nachricht gebracht, die du nicht gern hören wirst.«
    Wendelgard stockte der Atem. Fragend sah sie Wiborada an.
    »Die arme Frau, die gestern ins Hospiz gebracht worden ist, ist tot. Wendelgard?«
    Die junge Inkluse schluckte. Sie fühlte, wie ihre Unterlippe zitterte, aber sie war machtlos dagegen. »Aber sie war doch auf dem Weg der Besserung. Das hat der Mönch gesagt. Oh Gott, das ist nicht gerecht!« Sie schlug die Hand vor den Mund, als sie Wiboradas Blick sah. »Verzeih, aber …«
    »Kein Aber. Es war Gottes Wille.«
    »Wie ist sie gestorben?«
    Einen Augenblick schien Wiborada zu zögern. »Sie ist wohl ihren Verletzungen erlegen. Aber Agnes hat mir gesagt, dass sie nicht gelitten hat. Sie hat die ganze Nacht an ihrem Lager gewacht und ihre Hand gehalten, als es zu Ende ging. Lass dir das ein Trost sein.«
    Wendelgard konnte nur nicken. »Und nun?« Sie unterdrückte den heftigen Schluchzer, der sich als dicker Kloß in ihrem Hals festsetzte.
    »Der Sohn möchte, dass seine Eltern in Buchhorn bestattet werden.«
    »Kann ich …« Wendelgard unterbrach sich erschrocken.
    »Was wolltest du sagen?«
    »Ich dachte nur«, begann Wendelgard scheu, »vielleicht könnte ich … ich werde in wenigen Wochen ohnehin nach Buchhorn reisen, um mit einer Armenspeisung meines Mannes zu gedenken. Und wenn ich jetzt schon aufbräche, könnte ich mich auch um die Beerdigung kümmern. Ich glaube, Mechthild hätte das sehr glücklich gemacht«, setzte sie mit einem hoffnungsvollen Lächeln hinzu.
    Wiborada betrachtete die junge Klausnerin stumm. Auf ihrem faltigen Gesicht lag ein seltsamer Zug, der Wendelgard

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