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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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ja, weiter.«
    »Der Bischof und sein Sekretär waren dort«, fuhr sie tonlos fort. »Und dieser Gerald. Sie haben die Botschaft des Grafen gefunden.«
    »Was?«
    Ein schwaches Lächeln zuckte um ihren Mund. »Sei lieber leise. Der Bischof hat die Botschaft.« Sie blieb stehen und blickte Ludowig fest in die Augen. »Der Graf kündigt darin seine Rückkehr an.«
    Ludowig wurde blass. »Also doch! Und was hat Salomo jetzt vor? Will er es Wendelgard sagen?«
    »Ich glaube nicht.« Sie flüsterte nur noch.
    Er legte die Hände um ihre Schultern und presste sie zusammen. »Agnes! Bring mir diese Botschaft, und ich schwöre dir, ich werde dich mit allem überhäufen, was du dein Leben lang vermissen musstest.«
    Agnes unterdrückte ein Stöhnen. Ihre Augen waren wild, und sie schüttelte seine Hand ab. »Was willst du mir denn bieten?«
    Unerwartet wurde sein Blick sanft. »Was ich kann. Agnes, hasst du Wendelgard denn so sehr?«
    Agnes dachte nach. Endlich sagte sie: »Nein, ich hasse sie nicht. Ich verabscheue sie nur. Sie ist eine Sünderin, und sie wird dich verderben. Sie ist Gottes Gnade nicht würdig.«
    Ludowig entgegnete nichts.
    »Und du? Wie kannst du eine Frau lieben, die dich abgewiesen hat?«
    Sein Blick wurde noch weicher. »Ach Agnes«, flüsterte er und strich mit der Hand über ihr dunkles Haar. »Wendelgard braucht den Schutz eines Mannes. Wenn die Welfen sich erst über ihr Land hermachen …«
    »Ist sie nur in der Klause sicher«, vollendete Agnes hart.
    Er ließ die Hand sinken und starrte sie an. »Manchmal machst du mir Angst. Salomo kann sie von ihrem Gelübde entbinden. Er sieht doch selber, wie unglücklich sie ist.«
    Ihr zynisches Lächeln verlor sich in der Dunkelheit.
    »Also?«, fragte Ludowig endlich. »Kann ich auf dich zählen?«
    »Ja. Wie immer.«
    »Und wie willst du die Botschaft in deinen Besitz bringen?«
    »Ich finde einen Weg.« Sie schaute nach vorn, wo jetzt die Burg als Silhouette gegen den Nachthimmel zu erkennen war. »Es gibt Mittel und Mittelchen.«
    »Agnes, du willst doch nicht … es hat genug Tote gegeben!«
    Ihre Stimme klang müde. »Keine Sorge, auf Wendelgards Dach wird kein Schatten fallen. Das schwöre ich dir.«
    »Ich wollte nie andeuten, dass du …«
    »Sei mal still!«
    Aus dem Wald war das schwerfällige Rumpeln eines Wagens zu hören.
    »Wer kann das sein?«, fragte Ludowig mit großen Augen.
    »Wer schon! Salomo. Ich hab dir doch erzählt, dass er noch in der Kirche war.«
    Ludowig zog die Stirn kraus. »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn zu begrüßen. Halt still.« Ohne auf ihren fragenden Blick zu achten, packte er sie um die Taille und hob sie auf das Pferd. Erschrocken klammerte Agnes sich am Sattel fest.
    »Ich werde sagen, du hast dir den Fuß verletzt«, zischte er. »Das ist unverdächtig. Und du hältst den Mund.« Er trat auf den Weg und zog das Pferd am Zügel hinter sich her. »Gott zum Gruße, Fürstbischof«, rief er, als die Kutsche neben ihm zum Stehen kam. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie froh ich bin, Euch zu sehen. Wenn Ihr so gnädig seid, in der Burg Bescheid zu geben, dass ich die fromme Schwester Agnes gefunden habe. Sie hat im Dorf gebetet und sich dann verirrt.«
    »Wir werden noch mehr tun.« Salomo lächelte erst Ludowig, dann Agnes gütig zu. »Eckhard wird dir gerne seinen Platz abtreten. Es ist nicht schicklich, dass du auf einem Gaul sitzt.«
    »Ihr seid zu gütig.« Die Dunkelheit verbarg Ludowigs Stirnrunzeln, als er Agnes wieder vom Pferd hob.
    Ihr warmer Atem streifte seine Wange. »Es ist alles gut, er hat keinen Verdacht geschöpft.«
    »Das gebe Gott.«
    Eckhards Kutte raschelte, als er von seinem Sitz kletterte. Zusammen mit Ludowig half er Agnes in den Wagen. Es fiel ihr nicht schwer, so zu tun, als humpele sie. Sie merkte erst jetzt, wie wund und müde ihre Füße waren. Wenig später schwang sich Ludowig in den Sattel und ritt langsam neben dem Wagen her. Das Schweigen wurde drückend.
    Endlich sagte Salomo: »Es ist schön hier, nicht wahr, Agnes?«
    Sie blickte auf ihre fest gefalteten Hände. »Ja, ehrwürdiger Abt.«
    »Man hat das Gefühl, Gott nah zu sein, wenn man nachts am See entlanggeht, nicht wahr?«
    »Ja, ehrwürdiger Abt. Obwohl ich den Wald noch mehr liebe.«
    »Du warst auch heute am See?«
    Sie hob den Blick. »Ja, ehrwürdiger Abt. Verzeiht, wenn ich damit eine Regel verletzt habe. Ich werde Buße tun.«
    Ludowig biss sich auf die Unterlippe, aber er schwieg.
    Salomo

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