Die Herren von Buchhorn
hinüber.
Wendelgard beugte langsam das Knie. »Salomo«, flüsterte sie. »Lass mich gehen. Ich habe meinen Mann heute wiedergefunden. Ich kann ihn nicht wieder aufgeben. Ich kann es einfach nicht. Und wenn es Sünde ist, dann kann ich es nicht ändern. Ich liebe ihn.«
Ein leichtes Lächeln zuckte um den Mund des Bischofs, als er ihr die Hand entgegenstreckte. »Die Synode hat dich auf meinen Wunsch Klausnerin werden lassen, ich bin zuversichtlich, dass sie auch meinem Rat folgen wird, dich von deinem Gelübde zu entbinden. Eine gute Nonne wärst du nie geworden.«
»Danke!« Udalrich verneigte sich. Dann fiel sein Blick auf Wulfhard, und seine Züge verhärteten sich. »Du!«
Wortlos fiel der Mann auf die Knie. Sein Gesicht zuckte, aber er sagte nichts.
»Du wirst mir später Rede stehen. Jetzt gib mir die Spange.«
Der Mann gehorchte, und Udalrich nahm ihm das Schmuckstück aus der Hand. Vorsichtig steckte er es an Wendelgards Kleid. »Du hast sie von Anfang an bekommen sollen. Nun ist sie dein, und ich dazu!« Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Und die Welfen?«
Salomo zuckte die Achseln. »Eckhard verfolgt sie bereits. Aber selbst wenn er herausfindet, wer sie waren, werden wir wohl nie Beweise für ihre Absichten bekommen«, sagte er. »Gebt Euch zufrieden mit dem Ausgang dieses Tages, Udalrich. Seid nicht gierig wie jene. Wendelgard, nimm nun deine Pflicht wieder auf.«
»Pflicht?«
Er lächelte. »Die Armenspende, mein Kind.«
Eine Weile sah er zu, wie Wendelgard mit Fridruns Hilfe die milden Gaben austeilte, dann schlenderte er langsam zum Bodensee hinunter. Niemand hielt ihn auf. Er blickte auf den See und faltete die Hände. »Das alles wegen einer Spange, Herr? Manchmal verstehe ich dich weniger als deine Kinder. Aber ich danke dir, ich danke dir von ganzem Herzen!«
Die Wellen rauschten zustimmend.
E N D E
Danksagung
Viele Menschen waren daran beteiligt, dass dieses Buch den Weg aus unseren Köpfen aufs Papier finden konnte. Unser ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Herbert Böhm für seine sachkundigen Hinweise und Anregungen sowie Ruth für ihren unerschütterlichen Optimismus, ihre Engelsgeduld und ihre Kochkünste.
Nachwort
Örtlichkeiten
Wer Buchhorn heute auf der Landkarte des Bodenseeraumes sucht, wird enttäuscht sein, denn seit 1811 bildet die ehemalige Freie Reichsstadt zusammen mit dem Nachbarort Hofen das heutige Friedrichshafen. Spuren des alten Buchhorn finden sich noch im Buchhornplatz, dem Hotel Buchhorner Hof oder auch der Buchhorn-Passage. Auch das alte Wappen, die Buche und das Horn, wurde von der Stadt Friedrichshafen übernommen und kann von Ortskundigen zum Beispiel an der Hauswand des Buchhorner Hofs bewundert werden.
Die Orte Lagenargen, damals Argenau, und Wasserburg sind seit dem 8. Jahrhundert urkundlich belegt, doch auch hier sind die Zeugnisse aus dem ersten Jahrtausend mehr als dürftig. Ähnliches gilt auch für Aeschach, das 1079 an Wichtigkeit einbüßte, als der Markt des Klosters Lindau aus Sicherheitsgründen von Aeschach auf die Klosterinsel verlegt wurde. Das Damenstift ›Unserer Lieben Frau unter den Linden‹ selber wurde im frühen 9. Jahrhundert gegründet, doch die ursprünglichen Gebäude wurden im 18. Jahrhundert durch einen Brand zerstört.
Ein bisschen besser sieht es in Bregenz, damals auch unter dem lateinischen Namen Brigantium bekannt, aus. Auch wenn die meisten Spuren frühmittelalterlichen Lebens aus dem Stadtbild verschwunden sind, kann man doch die durch die Römer vorgegebene Unterteilung in Ober- und Unterstadt wiedererkennen und beim steilen Aufstieg durch die teilweise engen Gassen einen Schritt zurück in die Vergangenheit tun.
Noch erfolgreicher erweist sich die Spurensuche in Rorschach, dem alten Rorscahun. Auch wenn die Jakobskapelle nicht mehr existiert, markiert doch der Jakobsbrunnen am Seeufer den früheren Standort, und auch die Kirche St. Kolumban befindet sich noch an derselben Stelle wie einst, wenn auch mit einem neuen, klassizistischen Gesicht.
Überhaupt fehlen archäologische Zeugnisse aus der Zeit um 900 für diese Region fast gänzlich, und selbst die Römer haben uns nicht allzu viel hinterlassen. Auch die Ansichten auf alten Stichen reichen nicht weit genug zurück, um uns ein lebensechtes Bild der Siedlungen im frühen Mittelalter zu zeigen. Diese Lücken musste die dichterische Fantasie schließen, die sich auf die spärlichen Angaben der schriftlichen Quellen und die
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