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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Vorhaben vielleicht auch in den Augen der Äbtissin rechtfertigen, wenn man sie erwischte.
    »Fertig!«, Notburga war aus der Zelle getreten und machte einen Schritt um die Schwester herum. »Wir werden der Ziege schon zeigen, dass sie mit ihren Büchern nichts Besonderes ist«, zischte sie. Zorn auf die Mitschwester, die inzwischen immer öfter an der Seite der Äbtissin in der Kammer neben dem Stall verschwand, brodelte in ihr.
    »Soll sie doch in ihrer Kriechhöhle da drüben ersticken«, gab Bebette zurück. Wie konnte sich ein Weib nur freiwillig außerhalb der Unterweisungen den Buchstaben hingeben! Nur Geschmeide, Stoffe und Duftwässerchen, da war sich Bebette sicher, bezeugten den wahren Wert einer Herrin.
    »Komm, schließ die Tür. Ich halte den Gestank hier nicht länger aus«, wies Notburga die Jüngere an und eilte mit Babette zu ihrer Zelle.
    »Und werdet Ihr es bis zum Auferstehungsfest des Herrn schaffen?«, fragte Alwine, die gerade in die Schreibstube getreten war und erst, nachdem sie sich geräuspert hatte, bemerkt worden war. Sie streckte ihren beiden Mitschwestern jeweils einen Becher warmen Weins entgegen. Radegunde erhob sich und griff nach der angebotenen Erfrischung.
    »Wir sind auf der letzten Seite«, erklärte Uta und blickte nun ebenfalls auf.
    Alwine trat ihr entgegen. »Ihr müsst Euch stärken, Schwestern.«
    Uta nickte und spürte eine angenehme Wärme, als der Wein ihre Kehle hinabfloss. Vor wenigen Tagen hatte sich ein Gefühl in ihr ausgebreitet, das sie schon lange nicht mehr gehabt hatte. Ein Hauch von Behagen darüber, die Aufgabe der Äbtissin zu deren Zufriedenheit erledigen zu können. Die Archivlisten hatte Uta bereits nach einem Mondumlauf fertiggestellt und danach Radegunde beim Säubern der Bücher geholfen. In zwei Tagen, so hatte die Äbtissin angekündigt, beabsichtige sie, den anderen Sanctimonialen die geordnete Schreibstube zu zeigen.
    Äbtissin Hathui betrat die Kammer. »Schwestern?«
    Die drei Sanctimonialen versteckten die Weinbecher hinter ihren Rücken und schauten sich unschlüssig an.
    »Wie weit seid Ihr gekommen?«, fragte die Äbtissin und blickte sich in der Kammer um, die mit mehr Kerzen als sonst ausgeleuchtet war. »Schwester Alwine, Euch hoffte ich in der Krankenkammer bei den fiebernden Knechten und unserer erkrankten Schwester Klara vorzufinden.«
    Alwine zögerte mit einer Antwort.
    »Verzeiht, Schwester Hathui«, kam Uta ihr mit einer Erwiderung zuvor. »Schwester Alwine hat sich gerade nach unserem Wohlbefinden erkundigt. Damit wir das letzte Buch heute noch fertig säubern können. Weil es doch trotz des Frühjahrs so frisch hier drinnen ist.« Die Wände der Schreibkammer waren zwar mit Lehm und Stroh verstärkt worden, doch der Wind gab nicht auf, eisige Luft gegen das Gebäude zu peitschen. Zur Bekräftigung ihrer Worte begannen Uta und Radegunde wie verabredet, ihre freie Hand anzupusten, um sie zu wärmen.
    Die Äbtissin vermochte ein Schmunzeln nicht zu verbergen.
    »Wird Schwester Radegunde die Reinigungsarbeiten ohne Euch beenden können, jetzt, wo Ihr gesehen habt, dass sie sich wohl befindet?«, fragte sie an Alwine gewandt.
    »Aber ja«, bestätigte die Krankenschwester beflissen.
    »Und, Schwester Alwine, schaut doch bei Gelegenheit auch nach Euren anderen Patienten. Unsere Klara soll rasch wieder genesen.«
    »Natürlich«, bestätigte Alwine und ging zur Tür.
    »Und …« Hathui hielt sich für einen kurzen Moment am Schreibpult fest, als sie sich noch einmal nach ihrer Krankenschwester umdrehte, »nehmt doch gleich noch die Becher Eurer Mitschwestern mit.«
    Ertappt händigten Uta und Radegunde Alwine daraufhin das irdene Objekt hinter ihren Rücken aus.
    Die lächelte und verabschiedete sich.
    Äbtissin Hathui trat nun auf Radegunde und Uta zu und blätterte einige Seiten des aufgeschlagenen Buches um. »Eure Arbeit sieht gut aus, Schwestern. Ich bin sehr zufrieden.«
    Uta zog sich den Schleier etwas tiefer über den Haaransatz.
    Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Schwester Uta, was Eure Bücherlisten angeht«, fuhr die Äbtissin fort. »Ihr habt eine ruhige Hand an der Feder. Ich möchte Euch eine weitere Aufgabe übertragen. Während Schwester Radegunde zukünftig die Aufsicht über die Schreibstube übernehmen wird, sollt Ihr eine Abschrift fertigen.«
    »Ein ganzes Buch kopieren?«, fragte Uta verwundert.
    Die Äbtissin legte ihr die Hand auf die Schulter. »Schreiben können zwar einige, aber die Geduld

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