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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zog Bán den Kamm hervor und begann, ihre Mähne damit zu bearbeiten. Die Mähne war weniger verzottelt als ihr Schweif, und hier würde sie der Kamm wohl auch am wenigsten erschrecken. Hail schritt die verlassene Weide hinter ihnen ab, auf der Suche nach Mäusen. Der Römer legte sich rücklings ins Gras, den Kopf auf die verschränkten Hände gebettet, und wandte seine geschlossenen Augen der Sonne zu.
    »Was hat Breaca gesagt?«, fragte Bán.
    Er hatte nicht unbedingt eine Antwort erwartet. Für eine Weile schien es so, als würde er auch keine bekommen. Er fuhr mit der Fellpflege der Stute fort. Sie graste friedlich und schlug auch nicht aus, als er sich zu ihrem Hinterteil vorarbeitete und den Kamm durch ihren Schweif zog. Jeden Tag überwand er eine weitere kleine Barriere, so wie diese hier. Neben ihm regte sich der Römer.
    »Deine Schwester sagte, wenn sie mich dafür verurteilen, was ich bin, und nicht, wer ich bin, dann wäre euer Volk auf das Niveau von Rom herabgesunken, und dieser Makel würde bis in alle Ewigkeit an ihm haften bleiben.« Er öffnete die Augen und starrte in den Himmel hinauf. »Sie beleidigt mich und stimmt dennoch für mein Leben. Ich glaube, sie hasst mich genauso, wie Dubornos mich hasst, doch sie geht anders damit um.«
    »Unsinn, sie hasst dich nicht. Sie ist nicht Dubornos. Und du hast doch auch ihr das Leben gerettet.«
    »Richtig. Aber sie hat ein besonders ausgeprägtes Ehrgefühl, und das habe ich verletzt.«
    Bán fragte nicht, wie er es verletzt habe. Wenn es von Bedeutung sein sollte, würde er dies später von Breaca erfahren. Er rupfte ein Büschel Gras aus und begann, damit den Schlamm aus dem Fell der Stute herauszustreichen. Seit dem Winter war sie nicht mehr richtig sauber gewesen. Es schien ein guter Tag zu sein, um das nun zu ändern.
    »Hast du gewusst, dass sie trächtig ist?«
    »Was?« Bán blickte überrascht zu dem Römer hinunter.
    Der Mann lag mit dem Kopf neben dem Hinterbein der Stute und blickte zu ihrem Euter hinauf. »Die Stute«, sagte er. »Sie ist trächtig.«
    »Ach so, ja. Von einem Vollbluthengst mit einer weißen Blesse. Luain mac Calma hat es mir erzählt. Als er sie kaufte, war sie gerade empfängnisbereit, und da hat er sie sofort decken lassen. Das Fohlen wird in dem Monat nach Mittsommer geboren werden. Airmid sagte, dass es schwarz sein wird, mit einem weißen Fleck auf der Stirn, und dass ich es im Kampf reiten werde.« Er sagte nichts von seinem Traum.
    »Dann wird sie wohl Recht haben.« Der Mann grinste plötzlich. »Du würdest aber vielleicht besser daran tun, die Stute zu reiten. Sie hat nämlich schon einige Schlachten erlebt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie trägt das Brandzeichen einer Legion, hier, siehst du?« Er streckte den Arm aus, um auf ein Zeichen auf ihrem Hals zu deuten; unter der Schlammschicht ließ sich undeutlich ein Wirrwarr aus kantigen Linien und Querstrichen erkennen. » LVIIIA - die achte Legion Augustus. Ich wette darauf, wenn du erst einmal den ganzen Schlamm von ihren Flanken entfernt hast, wirst du weiße Flecken in ihrem Fell erkennen. Das sind die Narben von den Sporen. Sie ist sehr hart geritten worden. Entweder hat ihr Reiter sie gehasst, oder er hatte auf dem Schlachtfeld Schwierigkeiten und musste es sehr rasch verlassen.«
    Bán ließ seine Fingerspitzen über die ihm zugewandte Flanke gleiten. Dort, hinter ihren Rippen, erspürte er einen Fleischwulst. Die Stute schlug mit dem Schweif und stampfte nervös mit den Hufen, und Bán zog seine Hand wieder weg. Er fuhr fort, mit seinem Grasbüschel über ihr Fell zu wischen, um den verkrusteten Schmutz zu entfernen. Nachdem auf diese Weise die Narben freigelegt worden waren, hoben sie sich wie Kreidezeichen von dem warmen Rotton ihres Fells ab. Es war ein Wunder, dass er sie überhaupt bemerkt hatte. Wieder ließ er seine Hand an ihrer Flanke hinuntergleiten, um das Ausmaß des Schadens zu ertasten. »Hast du sie gekannt?«, fragte er den Römer.
    »Nein, ich bin nie in der Achten gewesen. Aber ich habe viele wie sie gekannt. Sie haben ein kurzes Leben, und sie werden ziemlich brutal behandelt. Hier bei dir ist sie sehr viel besser dran. Du könntest...« Er brach mitten im Satz ab. In einem ganz anderen Tonfall fuhr er fort: »Eine Krähe. Das ist nun aber wirklich ausgesprochen... taktlos.«
    Er sagte das Wort auf Eceni, obwohl sie zuvor Gallisch gesprochen hatten. Bán, der gerade dabei gewesen war, den Bauch der Stute zu bearbeiten, richtete sich

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