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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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brummte Hugo. »Dann überqueren wir den Po eben auf Booten. Gleich morgen früh. Du hast dich doch hoffentlich um die Boote gekümmert?«
    »Natürlich«, bestätigte Guido ruhig. »Während ich vier Tage lang auf der Suche nach intakten Brücken durch Sumpf, Schlamm und sandiges Geröll geritten bin, gegen Kälte und Sintflut gekämpft und tausend Leute befragt habe, wo denn der nächste Flussübergang zu finden sei, habe ich nebenbei auch noch jeden Kahn requiriert, der mir untergekommen ist, und selbstverständlich persönlich seine Instandsetzung überwacht.«
    Hugos Kieferknochen mahlten. »Das hört sich an, als würdest du dich beklagen wollen?«
    »Das wäre doch töricht, nicht? Morgen werde ich tot sein. Wenn die Strömungen und Strudel im Hochwasser des Flusses mich nicht schaffen, dann der Sturm, der jedes Boot zum Kentern bringt.«
    Hugo klatschte mit beiden Händen flach auf den Tisch. »Verdammt, wir haben doch schon ein Dutzend Male darüber gesprochen. Ich
muss
den Po überqueren, um Ansgar voranzutreiben. Er darf nicht zur Ruhe kommen.«
    »Ja, nur dass wir dabei ebenfalls nicht zur Ruhe kommen.«
    »Sind deine Knochen aus Sand, oder was?«
    Guido musste sich sehr beherrschen, um seinen Bruder und Feldherren und künftigen König nicht aus voller Kehle anzuschreien. Es wäre so leicht gewesen, ihm vor Augen zu halten, dass die derzeitige Lage allein seine Schuld war. Guido hatte ihm schon vor Wochen, gleich nach seiner Ankunft, geraten, den Po bei Cremona zu passieren und Ansgar von dort aus gegen die Alpenausläufer zu drücken. Dann hätte der aufständische Herzog Hugos Heer vor sich und die Provence im Rücken gehabt und wäre leicht zu besiegen gewesen. Aber Hugo musste ja den großen Strategen mimen und jede Idee anderer abtun.
    »Denk, was du willst«, sagte Guido lediglich und schenkte sich vom dampfenden Wein nach. »Aber wir sollten ernsthaft überlegen, ob wir mit Ansgar und Berengar von Ivrea nicht in Verhandlungen treten. Oder willst du ein weiteres Jahr Krieg führen?«
    »Warum nicht?«, schleuderte Hugo knapp zurück.
    »Der alte Berengar ist ein halbes Jahr tot, und du bist noch immer nicht gekrönt. Deine Hochzeitsnacht hast du allein mit deinem Schwert und dem Ehevertrag in Händen in einem Feldbett verbracht. Das Weihnachtsfest feierten wir im Dreck und dem Nebel der Poebene. Soll ich weiter aufzählen?«
    Hugo stand auf und legte einige Scheite auf dem Feuer nach. Das Holz war feucht und schlug hohe Funken in alle Richtungen, aber er wich dennoch nicht zurück. Mit weiten Augen blickte er in die Glut, als könne er darin lesen.
    »Ja richtig, die Krönung . . . und Marocia«, flüsterte er. Zum ersten Mal überhaupt entdeckte Guido so etwas wie Müdigkeit an seinem Halbbruder. Bisher hatte er Hugo nur heftig, ehrgeizig und angriffslustig erlebt, und er wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass Hugo durch irgendetwas erschöpft werden könnte. Dass er es doch sein konnte, machte ihn für Guido menschlich, ja, er spürte in diesem Moment sogar etwas Mitleid für ihn. Vielleicht hatte er Hugo falsch eingeschätzt.
    »Du hast Recht«, sagte Hugo plötzlich und fand wieder zu seiner üblichen Festigkeit zurück. »Dieser Krieg bringt uns tatsächlich nicht weiter.«
    »Na endlich«, stöhnte Guido erleichtert.
    »Vereinbare ein Treffen mit Ansgar und Berengar von Ivrea. Nur wir vier. Ohne Waffen, ohne Begleitung. Ein neutraler Ort, irgendetwas Abgelegenes. Schreib ihnen, dass sie ihre Länder zurückerhalten, wenn sie Verzicht auf alle Ansprüche gegenüber dem Königstitel leisten und bereit sind, mir den Lehnseid zu schwören.«
    Guido lachte. Die Mühen der letzten Woche fielen wie Frost vor dem Feuer von ihm ab. »Nach allem, was die durchgemacht haben, wird dein Angebot ihnen wie ein Gottesgeschenk vorkommen.«
    »Ich weiß«, murmelte Hugo, so dass sein Bruder es nicht hören konnte. »Deswegen mache ich es ja.«

    Der strenge Winter verschonte auch die Ewige Stadt nicht und überzog ihre Straßen und Dächer mit einem harten grauweißen Schleier aus Frost und Eis. Die Arbeiten an der Villa auf der Tiberinsel blieben buchstäblich stecken, noch bevor auch nur ein Drittel der notwendigen Baumaßnahmen abgeschlossen war. Obwohl erst wenige Räume bewohnbar waren, bestand Marocia darauf, das Haus in Besitz zu nehmen.
    Der Mangel an Bequemlichkeit und Luxus fiel ihr kaum auf. Sie war viel zu beschäftigt; zuerst musste sie von Rom aus ihre Regentschaft für Spoleto festigen,

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