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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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den mein Leben noch hat.«
    Er ließ sie abrupt los, wandte sich ab. »Du lässt mir keine Wahl: Ich beschließe, dich in die Engelsburg sperren zu lassen, von wo du eine hervorragende Sicht über Rom hast – mein Rom. Dort wirst du langsam verrotten.« Er sah die Frau, die er sieben Jahre lang geliebt hatte, Über die Schulter an. »Wir werden uns nie wieder begegnen, Marocia.«
    Begleitet von der Wache und ohne sich noch einmal umzuwenden, verließ Marocia unter dem Gemurmel der Prälaten den Lateran. »Nein«, stieß sie halblaut hervor, so dass nur sie selbst es hören konnte. »Das ist nicht das Ende, Hugo, das ist nicht einmal der Anfang vom Ende. Das ist nur das Ende eines weiteren Kapitels.«

Sechster Teil
Das Kastell
Der Weihnachtstag, Anno Domini 963
Knarrend schloss sich die Tür hinter Marocia. Sie war in ihrem
triclinium
, dem Wohngemach, angekommen. Die Wärme, die den Raum beherrschte, ließ sie sich gleich besser fühlen. Beide Kamine prasselten, und der Duft der Myrrhe hüllte sie binnen eines Atemzuges beruhigend ein. über die dicken Teppiche schritt sie behutsam und um ihr Gleichgewicht bedacht zu einer Anrichte, wo Orangen in einer Schale auslagen. Sie nahm eine davon und schälte sie langsam, doch erst wenige Stücke waren von der Frucht entfernt, als Marocia abbrechen musste. Erneut wurde sie von Schwindel erfasst und setzte sich auf einen langen und breiten Diwan.
    Johannes, Berengar, Hugo. Liudprand war nur ein weiterer in der Reihe von Männern, die ihr im Laufe ihres Lebens auf die eine oder andere Weise Gewalt angetan hatten. Doch früher hatte sie zumindest die körperlichen Auswirkungen besser wegstecken können. Das ging nun nicht mehr. Sie war noch immer schlank, und sowohl die sparsame Ernährung wie auch die vielen kalten Bäder, die sie seit einigen Jahren nahm, sorgten dafür, dass sie so gut wie nie krank wurde. Ein Schlag jedoch . . .
    Die Tür ging auf, und die kleine Cecile stürmte herein. »Großmutter, da seid Ihr ja. Ich habe Euch überall gesucht. Wo wart Ihr den Nachmittag und Abend nur?«
    Sie bemühte sich, ein Lächeln für Cecile aufzubringen. Aber es fiel ihr schwer. Es war besser, ihren Enkelinnen noch nichts über das bevorstehende Urteil zu sagen. »Ich war in der Kapelle, Liebes.«
    Cecile stutzte. »Da habe ich Euch nun wirklich nicht vermutet.«
    »Siehst du. Ich bin wie das Wetter. Jeden Tag habe ich Neues zu bieten. Weshalb hast du mich gesucht?«
    Cecile holte tief Luft. Diese Frage war eine Einladung für sie, endlich so viel plappern zu können, wie sie wollte. Ihre Großmutter hielt sie nämlich allzu oft davon ab, weil sie meinte, weniger sei manchmal mehr. Eine Weisheit, mit der die Dreizehnjährige so gar nichts anzufangen wusste. »Es geht um Paulina. Sie war bei den Soldaten im Hof, und da . . .«
    Ceciles ältere Schwester verdarb ihr jedoch den Spaß, als sie schluchzend hereinkam und offensichtlich selbst ihre Geschichte erzählen wollte. »Es war so schrecklich«, jammerte sie und warf sich neben Marocia auf den Diwan.
    »Was war schrecklich?«, fragte Marocia.
    »So erniedrigend.«
    »Was denn?«
    »Das habe ich nicht verdient.«
    »Liebes«, begann Marocia, die an der Art, wie Paulina weinte, erkannte, dass es sich nicht um etwas wirklich Schlimmes handeln konnte. »Ich würde dir ja beipflichten, wenn ich wüsste, wozu ich dir beipflichten soll.« Sie lächelte Paulina an. Ihre Enkelin war mit ihren langen rotblonden Haaren und den großen braunen Augen ein hübsches Ding, wie alle drei Kinder Alberics, aber sie hatte leider auch etwas an sich, das einem Mühe bereitete, sie ernst zu nehmen.
    »Sie hat mit einem Offizier getändelt und sich eine Abfuhr geholt«, berichtete Cecile eilfertig, und das klagende Aufheulen Paulinas gab Zeugnis von der Richtigkeit dieser Behauptung.
    »Du liebes bisschen!«, rief Marocia und bettete Paulinas Kopf an ihre Schulter. »Davon geht doch die Welt nicht unter. Was glaubst du, wie viele Männer sich schon bald um dich reißen werden?«
    Paulina heulte erneut auf, was Marocia nun überhaupt nicht verstehen konnte. Cecile lieferte die Erklärung. »Darum geht es ja, Großmutter. Der Offizier sagte, kein Mann würde je etwas von ihr wissen wollen, weil ihre Großmutter eine Hure sei, vielleicht sogar eine Hexe. Und weil ihr Bruder ein . . .«
    »Es ist gut, Cecile«, bat Marocia, die die aufrichtige, direkte Redeweise ihrer jüngsten Enkelin oft zu schätzen wusste, jetzt gerade aber als verletzend empfand.

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