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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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gekommen, der
superista
mit seinen höchsten Offizieren, die als Befehlshaber der entmachteten Miliz über beträchtliche militärische Erfahrung verfügten, die
defensores
aus den Stadtteilen, ja sogar Ablabius, der
primus magistratus.
Seit Monaten hatte er schon versucht, sie alle auf seine Seite zu ziehen, aber erst der mysteriöse und frevelhafte Tod von Desiderius und Alberics beginnende Popularität beim gemeinen Volk hatten sie endlich aufmerksam und gefügig gemacht. Nun konnte gehandelt werden.
    »Erschweren ja«, erwiderte Alberic auf den Einwand. »Nicht verhindern.«
    »Wie soll die Miliz ohne Waffen den König vertreiben?«, fragte Ablabius skeptisch. Er war an Abenteuern nicht interessiert.
    »Hugo hat die Miliz zwar entwaffnet, aber es gibt Waffenverstecke, von denen er nichts weiß. Macht Euch keine Sorgen. Wichtig ist nur, dass jeder die ihm übertragene Aufgabe wahrnimmt. Ihr, edle
magistrates,
wiegelt gemeinsam mit mir das Volk auf. Wenn die Leute sehen, dass Stadtregierung und Miliz gegen die Besatzer vorgehen, werden sie sich unserem Kampf anschließen.«
    Während Alberic in den Augen der Offiziere aufrichtige Treue und Zuversicht sehen konnte, entdeckte er in jenen der
defensores
und des
primus magistratus
Angst. Kein Zweifel, sie beteiligten sich nur an dieser Rebellion, weil ein Leben unter dem despotischen Hugo für sie mittlerweile mehr Gefahren barg als ein Kampf gegen ihn. Von Enthusiasmus, Vision oder Pflichtbewusstsein keine Spur. Aber Alberic war nicht in der Position, sich die Motive seiner Verbündeten aussuchen zu können, und wenn auch die Angst nicht wie der Glaube einen Berg versetzen konnte, so konnte sie ihn zumindest überwinden. Die Furcht im Nacken, würden diese selbstsüchtigen Memmen ihr Bestes geben.
    »Was ist mit dem Patrimonium?«, fragte der
superista
. »Wird es auch dort einen Aufstand geben?«
    Alberic schüttelte den Kopf. »Die Gefahr, dass ein solch umfangreicher Plan im Vorfeld aufgedeckt würde, ist zu groß. Wir müssen uns auf unsere geliebte Stadt konzentrieren. Rom ist das Wichtigste.« Er machte eine Pause, in der er den Halbkreis der Versammelten abschritt.
    »Morgen ist es soweit«, verkündete er schließlich. »Der Tag, der Hugos größten Triumph markieren soll, wird sein größtes Debakel sehen. Meine Freunde, mich schmerzt es auch, dass Blut am Heiligen Abend vergossen werden muss, doch es ist für eine heilige Sache.« Er nickte der Gruppe ein letztes Mal aufmunternd zu, dann verabschiedete er einen nach dem anderen mit einem langen, festen Händedruck.
    Als der Letzte gegangen war, blieb Alberic mit seiner Fackel allein in dem Gewölbe zurück. Er kniete sich vor das, was vor Jahrhunderten der Altar gewesen war, ein einfacher Steinklotz mit verwitterten Inschriften und einem dreiarmigen Leuchter darauf. Er stellte zwei Kerzen auf und versank im Gebet. Fast die ganze Nacht verbrachte der Jüngling in der totalen Stille, in sich gekehrt, die Heiligen, die Jungfrau Maria und Christus um Beistand und Verzeihung bittend. Erst bei Morgengrauen kehrte er in die Villa Fortuna zurück. Dort öffnete er die Tür zu Aldas Gemach einen Spaltbreit, trat auf Zehenspitzen ein und blickte eine ganze Weile auf das Mädchen, die junge Frau, die friedlich schlief. Er prägte sich ihr Gesicht ein, denn er würde es für lange Zeit nicht mehr wieder sehen – vielleicht sogar nie.

    Am nächsten Morgen versammelten sich ein Großteil von Hugos Truppen sowie seine Familie jenseits der Stadtmauer, um das Krönungsgefolge zu bilden. Der König hatte vor, mit großem Gepränge in Rom einzuziehen, obwohl er es eben erst verlassen hatte. Er sollte von Clemens empfangen und zur Petersbasilika geleitet werden.
    In dem Augenblick, als der Krönungszug sich an der Via Triumphalis gebildet hatte, griffen die Stadtmilizen die in Rom verbliebenen Einheiten des Königs an. Vom Kapitol aus rief Alberic die Einwohner zum Widerstand gegen den ungeliebten Despoten auf, und in den anderen Stadtvierteln erledigten die
defensores
diese Aufgabe. Binnen einer Stunde befand sich die Ewige Stadt in Aufruhr.
    Als Hugo die Nachricht vom Aufstand erhielt, wollte er sofort einrücken, aber seine Torbesatzungen waren zuerst vertrieben worden, alle Zugänge waren verschlossen. Da sein Gefolge verständlicherweise keine Leitern, Seile oder sonstiges Angriffsgerät mit sich führte, blieb ihm nichts, als Späher auszusenden, die nach Toren suchen sollten, deren Besatzungen noch von seinen Soldaten

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