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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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sie einen Augenblick inne. Vermutlich war sie heute zum letzten Mal an dem Ort, der das Ende ihrer Jugend symbolisiert hatte und den Beginn einer Geschichte, die nun ihrem Ende entgegenging. Ihre Hand strich noch einmal über die Altarplatte, dann riss Marocia sich von dem Ort los und tauchte in das Ganggewirr des Wohnpalastes ein.
    Die Tür zu Octavians privaten Gemächern stand halb offen, Kleidung und sonstige Gegenstände lagen über den Boden und die Sessel verstreut. Marocia schloss die Augen. Ein Glück, dachte sie, er ist geflohen. Zwar schienen die Gefahren des Weges hierher und die prekäre Lage, in die sie sich durch ihren unerlaubten Ausgang von der Engelsburg gebracht hatte, vergeblich gewesen zu sein, aber wenigstens konnte sie sich sagen, dass sie das Ihre unternommen hatte, ihren Enkel in Sicherheit zu wissen. Jeden Gedanken an Crescentius unterdrückte sie.
    Erleichtert und doch traurig verließ sie wieder die Gemächer und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Auf halber Strecke stieg noch einmal eine Befürchtung in ihr hoch. Was, wenn . . . Sie bog ab. Ihre Fackel erlosch, und so suchte sie zunächst nach einer, die noch nicht abgebrannt war, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Endlich war sie am Thronsaal angekommen. Zu ihrer Erleichterung gab der in Finsternis getauchte Saal nur seine Leere preis, als sie ihn mit der Fackel durchschritt. Kurz bevor sie ihn wieder verließ, stammelte eine zaghafte Stimme aus einer Ecke: »Groß. . . Großmutter?«
    Ihr Herz schien stillzustehen. Sie hielt ihre Fackel wie ein Schwert in die Richtung, aus der die Worte gekommen waren. »Was, verflucht, machst du noch hier?«, schrie sie Octavian an und zog ihn vom Boden hoch. Nun trat auch Ganymed an seiner Seite hervor. »Ihr beide seid wohl von jedem Menschenverstand verlassen, wie? Der Aufstand bricht zusammen. Es sind ja nicht mal Leute da, die den Lateran bewachen.«
    Zu ihrer Verwunderung starrte Octavian sie nur aus großen, verzweifelten Augen an, ohne auch nur einen Mucks herauszubringen. Ganymed hielt seine Schultern umklammert.
    »Liudprand ist dabei, eine Synode einzuberufen, die dich aburteilen soll. Junge, wenn du nicht fliehst, werden sie dich hinrichten.«
    Octavian weinte. »Großmutter, was soll ich nur tun?«
    »Fliehen!«, schrie sie aus Leibeskräften, doch als Octavian wie unter einem Hieb zusammenzuckte, nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »So verrückt es klingt, du musst nach Byzanz fliehen. Sie werden dir Asyl gewähren, weil du dich gegen ihren Feind Otto gestellt hast, und sie werden dich als Marionettenpapst benutzen. Du wirst tun müssen, was sie befehlen. Aber alles, hörst du, alles ist besser, als hier zu bleiben.«
    Octavian nickte.
    »Gut. Habt ihr Gold?«
    »In Ganymeds altem Quartier ist etwas versteckt.«
    »Das ist zu gefährlich. Hier, nehmt das, es wird für eine Schifffahrt nach Bari reichen. Und nun geht.«
    »Großmutter«, weinte Octavian. »Mir tut das alles so Leid. Lando . . . Was ich angerichtet habe . . . Der Ärger, den Ihr hattet . . . Ich . . .ich . . .«
    Ihre Lippen zitterten. Sie verschwieg, dass der schlimmste Ärger ihr erst noch bevorstand. »Es ist gut, Junge«, sagte sie, drückte Octavian ihre Fackel in die Hand und gab ihm und Ganymed einen Klaps. »Ich wünsche euch viel Glück.«
    Sie sah dem Licht der Fackel hinterher und wartete, bis auch das Echo der Schritte sich in den Weiten des Lateran verloren hatte. Als nichts mehr zu sehen und zu hören war, schloss sie ebenso erleichtert wie erschüttert die Augen. Wieder war ein Mensch aus ihrem Leben gegangen, den sie geliebt hatte. Umgeben von Dunkelheit und Stille, blieb sie noch eine Weile im Thronsaal der Päpste zurück, bis sie ihn verließ. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie zum letzten Mal hier gewesen war.

    Octavian hielt sich nicht an den Rat seiner Großmutter, das Transtiberim zu meiden. Und Ganymed bestärkte ihn noch in dieser Überzeugung. Beide trieb das Gold. Ganymed liebte Octavian, dessen war er sich nun sicher, und er wollte das Leben mit ihm teilen. Doch die Byzantiner würden seiner Beziehung zu Octavian kaum mit der gleichen Toleranz begegnen wie vormals Marocia. Was, wenn sie ihn verstießen? Auf keinen Fall wollte er wieder zurück in das ärmliche Leben, das er früher gefristet hatte. Mit einem eigenen finanziellen Polster jedoch . . .
    Doch als sie die finstere, muffige Behausung betraten, erlebten sie eine Überraschung: »Wusste

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