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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Blick in ihrem Gesicht zu erkennen. Vermutlich besaß im Palast jede Dienerin mehr Kleider, Sandalen und Perücken als ich.
    »Das macht nichts. Du wirst ohnehin eine neue Garderobe erhalten.«
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »Ich bin Kari und für dein Wohlbefinden zuständig. Zusammen mit den anderen.«
    »Den anderen?«
    »Als künftiger Gemahlin des Prinzen Rahotep stehen dir fünfundzwanzig Dienerinnen und Diener zu.«
    »Fünfundzwanzig? So viele?«
    Sie zählte auf und benutzte ihre Finger: »Der Zeremonienmeister, der Sandalenträger, der persönliche Sekretär, drei Schreiber, die Vorsteherin der Salbgefäße, die Vorsteherin der Kleider, die Vorsteherin der Perücken, die Vorsteherin der Schmuckschatullen, zwei Wedelträger, eine Dienerin für Massagen, eine Dienerin für das Bad, ein Koch, ein Mundschenk, zwei Stallburschen und ein Wagenpfleger …«
    Reni erklärte mir, dass ich die Dienerschaft in den nächsten Tagen selbst aussuchen sollte.
    Zunächst machte ich mich aber mit meiner Wohnung vertraut.
    Im Schlafgemach stand das Bett mit dem Treppchen aus Zedernholz. Die Nackenstütze am Kopfende entfernte ich sofort: Ich hatte nicht die Absicht, die Nächte in dieser unbequemen Haltung zu verbringen. In dem Raum gab es einen Waschtisch mit eingelassener Schüssel und vier Truhen. Auf dem Schminktisch standen zwei Stützen für Perücken, drei Öllampen, Flakons mit duftenden Essenzen, Alabastervasen, Puderdosen, Salbgefäße und Schminktiegel und ein Kupferspiegel.
    Neben dem Schlafgemach fand ich zwei Wohnräume, die mit Tisch, Stühlen, Polstern und Truhen möbliert waren.
    Meine Räume hatten einen Garten, den ich mit Iset, der Schwester des Königs, teilte. Iset saß im Garten, und ich ging zu ihr hinüber.
    »Nefrit, ich freue mich, dich zu sehen!«, sagte sie. »Endlich gelingt es einer Frau, Rahotep zur Vernunft zu bringen.« Iset deutete auf einen Stuhl und ich setzte … ließ mich nieder.
    »Zur Vernunft zu bringen?«
    »Wenn du einen Rat von einer Frau annehmen willst, wie man einen Mann bändigt, dann komm herüber zu mir.«
    »Keine Angst, Iset, ich habe genug Erfahrungen mit Männern sammeln können.« Wie missverständlich ich mich ausgedrückt hatte, merkte ich erst, als sie mich erstaunt ansah. »Ich meine: auf der Baustelle der Pyramide.«
    »Ich dachte schon … Wie alt bist du, Nefrit?«
    »Ich werde in einem Mond einundzwanzig Jahre alt.«
    »Das ist alt. Warum bist du nicht schon längst verheiratet? Ich selbst habe Amenemhet mit zwölf geheiratet. Das ist jetzt dreiundzwanzig Jahre her.«
    »Bist du glücklich verheiratet, Iset?« Ich verzichtete bereits vor meiner Hochzeit mit Rahotep auf die zeremonielle Anrede der Prinzen und Prinzessinnen, und es schien niemandem etwas auszumachen.
    »Was ist Glück, Nefrit? Glück ist das, was wir aus den Umständen machen. Ich habe mir meinen Bruder als Gemahl nicht ausgesucht. Mein Vater Huni hat mir keine Wahl gelassen. Wenn ich schon einen Bruder heiraten musste, dann hätte ich Seneferu erwählt. Meine Schwester Hotephores hat mehr Glück als ich.«
    »Sind Seine Majestät und Ihre Majestät glücklich verheiratet?«
    »Bei Hathor, Nefrit, du stellst Fragen! Hotephores ist glücklich, weil er sie in Ruhe lässt. Sie hat nach der Geburt ihrer Kinder Aserkaf, Khufu und Merit ihre Pflicht als Königin für das Herrscherhaus erfüllt. Nun liegt es an Merit, die Dynastie weiterzuführen.«
    »Seneferu und Hotephores teilen nicht mehr das Bett miteinander?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie haben getrennte Schlafgemächer. Schon seit Jahren. Es würde ihn stören, wenn Hotephores wüsste, mit wem er die Nächte verbringt.«
     
     
    Mit meinem Vater hatte ich mich abgesprochen, dass ich wegen der Hochzeitsvorbereitungen nur selten die Baustelle besuchen konnte. Also schickte er mir Pläne und Berechnungen, damit ich sie in meiner Wohnung im Palast ausführen konnte. Rechenbrett, Winkelmaß und Schreibbinsen hatte ich selbst aus meinem Arbeitszelt auf der Baustelle mitgebracht. Meine Wohnung hatte keinen Arbeitsraum und so arbeitete ich im Garten.
    Zwei Tage nach meiner Ankunft im Palast wurde mir der Besuch von Senai gemeldet, einer der Gottesgemahlinnen. Mein neuer Sekretär brachte sie zu mir an meinen Schreibtisch im Garten.
    Senai hatte um ein Treffen gebeten, weil sie sich mir vorstellen wollte. Ich war nicht vertraut mit der Rangfolge innerhalb der Familie und erfuhr durch die geflüsterten Worte meines neuen Sekretärs, dass die

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