Die Herrin der Pyramiden
dieser Verschwörung beteiligt ist?«, fragte Djedef, nachdem er sich angekleidet und die Mädchen fortgeschickt hatte. Er saß auf seinem zerwühlten Bett.
»Rahotep ist Hohepriester des Re. Er ist einer der Gegner der Maßnahmen seines Vaters, Atum zum Reichsgott zu ernennen. Außerdem ist Rahotep wütend, weil Aserkaf und nicht er selbst zum Nachfolger ernannt worden ist. Es ist möglich, dass er von der Verschwörung weiß.«
»Und Khufu?«, fragte er.
»Ich habe gehört, wie Mereruka von seiner Position als Oberkommandierender sprach. Er soll also Khufu ersetzen.«
»Amenemhet will offenbar die königliche Familie beseitigen.«
»Beseitigen?«, fragte ich entsetzt.
»Du glaubst doch nicht, dass Khufu seine Position freiwillig an Mereruka abtreten wird? Amenemhet will seinen eigenen Bruder umbringen, um König zu werden. Dann wird er Hotephores heiraten, um sich zu legitimieren. Wenn Seneferu tot ist, wird Amenemhet Aserkaf und Khufu und vielleicht auch Rahotep unter Arrest stellen und töten lassen.«
»Wir müssen sie warnen!«, rief ich.
Djedef erhob sich von seinem Bett und füllte einen Becher mit Palmwein, den er mir reichte. »Nicht nur sie sind in Gefahr, auch Merit und du, Nefrit. Merit ist nach Hotephores die Nächste in der Thronfolge. Amenemhet wird entweder seine Nichte heiraten oder sie umbringen, aber da er keine eigene Tochter hat, die seine Nachfolge sichern könnte, wird er Merit wohl heiraten und mit ihr ein Kind zeugen.«
»Wieso bin
ich
in Gefahr, Djedef?«
»Du bist Rahoteps Frau. Sollte Aserkaf etwas zustoßen, wird die Thronfolge auf Rahotep als ältesten Sohn fallen. Du bist bereits schwanger und trägst ein königliches Kind. Entweder Merit oder du, eine von euch wird die nächste Königin von Kemet.«
Djedef und ich planten unseren Feldzug gründlich. Satamun und Sekhem, die sich unauffällig im Palast bewegen konnten, sollten von Amenemhets Dienerschaft Details der Verschwörung in Erfahrung bringen. Ich hatte gesehen, wie einer der Diener des Prinzen während der Besprechung Wein ausgeschenkt hatte. Satamun sollte ihn aushorchen, um zu erfahren, wer sonst noch Gast beim Prinzen war. Erst als Satamun mir nach zwei Nächten weitere Namen nennen konnte, wagte ich den nächsten Schritt. Ich fragte sie nicht, wie sie an die Namen gekommen war.
Lange nach Mitternacht schlich ich durch die Gänge des Palastes. Durch ein Tor gelangte ich in einen Garten, den ich lautlos durchquerte. Ich hatte Angst. Wenn die Wachen mich hier fanden …
Leise schlich ich durch die Räume.
Ich fand ihn in seinem Bett, halb sitzend in den Kissen. Die muskulösen Arme ruhten neben den schmalen Hüften. Der Papyrus, in dem er gelesen hatte, lag ungerollt neben ihm. Die dünne Leinendecke war bis zur Taille hochgezogen, enthüllte aber mehr, als sie verdeckte: Er war nackt.
Seneferu hatte die Augen geschlossen und atmete tief und entspannt. Sein Kopf war leicht zur Seite geneigt und lehnte an der gepolsterten Rückenlehne des Bettes. Seine langen Haare fielen lose auf die breiten Schultern. Ich stand am Fußende des Bettes und betrachtete ihn. Eine unbändige Lust, ihn zu berühren, ihn zu streicheln, ihn zu küssen stieg in mir auf.
Ein Geräusch weckte ihn. Er öffnete die Augen und griff nach dem Dolch. Er schien auf alles vorbereitet. »Wer ist da?«
»Nefrit, Euer Majestät.«
»Was willst du?«
»Ich muss mit Euch sprechen! Amenemhet plant, Euch zu ermorden! Morgen, während der Sonnenwendzeremonie. Ich habe ein Gespräch in seiner Wohnung belauscht.«
Er war entsetzt. »Wer gehört alles zu der Verschwörung?«
»General Ahmose, General Mereruka, …«
»Mein
Sohn
Mereruka?«
»Amenemhet hat ihm das Oberkommando versprochen, wenn …«
»Wer noch?«
»General Khai von der Palastwache, Neferti, Thotmes …«
»Thotmes auch?«
»Thotmes hat Eurem Bruder den Ablauf der Zeremonien für die Sonnenwendfeier morgen verraten, die Hesire ausgearbeitet hat.«
Djedef war innerhalb einer Stunde auf Befehl des Königs in den Palast geeilt. »Können wir Hesire oder Aperiatum ins Vertrauen ziehen, Euer Majestät?«
»Obwohl Hesire ein fanatischer Verfechter des Atum als Reichsgott ist und er kein Interesse daran haben kann, dass mein Bruder Amenemhet als Anhänger des Sonnengottes Re auf den Thron steigt, ist Hesire eine Gefahr für den Thron. Ich lasse ihn ohnehin überwachen: Er ist loyal, solange ich seiner theologischen Linie folge. Hesire wird sich erst von mir abwenden, wenn ich
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