Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
Bauarbeiten an der Pyramide einzustellen und die Arbeiter von der obersten Plattform zu entfernen.«
     
     
    »Ich dachte, dass du für die Domäne zuständig bist und nicht für die Pyramide.« Nefermaat beugte sich über den Papyrus.
    »Ich helfe Kamose hin und wieder bei statischen Berechnungen«, erklärte ich.
    Nefermaat schob den Plan von sich weg. »Nun legt er mir erneut Planänderungen vor? Warum kommt er nicht selbst?«
    »Er ist unabkömmlich. Gerade heute findet eine Baumaßnahme statt, die seine gesamte Aufmerksamkeit erfordert.« Ich erzählte Nefermaat nicht, dass Kamose ohne Genehmigung damit beginnen wollte, die Baurampe abzutragen, um das Fundament für den dreißig Ellen dicken Steinmantel vorzubereiten.
    »Unabkömmlich? Seneferu wird es schätzen, wie Kamose sich für sein Grabmal einsetzt. Er wird an seiner Unsterblichkeit teilhaben.«
    »Ja, das wird er!« Ich schob den Papyrus zurück über den Tisch, damit Nefermaat erneut einen Blick darauf werfen konnte.
    »Kamose plant die Erweiterung der Pyramidenbasis um dreißig Ellen auf allen vier Seiten. Die Erweiterung dient der Sicherung des Fundamentes. Um den steilen Neigungswinkel einhalten zu können, wird rund um die Basis ein zwei Ellen tiefer gelegenes Basisniveau geschaffen, auf dem der Steinmantel errichtet wird. Der Mantel wird dann mit Steinen aus Tura verkleidet werden.« Bevor Nefermaat nach dem Grund dieser gigantischen Baumaßnahme fragen konnte, fügte ich an: »Durch diese Erweiterung vergrößert sich die Seitenlänge der Pyramide auf dreihundertsechzig Ellen. Soweit ich den König verstanden habe, ist ihm das Grabmal in Pihuni zu klein geworden. Er benötigt, um die Länge und den Erfolg seiner Regierungszeit darzustellen, etwas viel Größeres.«
    »Wie viel größer wird die erweiterte Pyramide?«
    »Kamose plant eine neue Höhe von zweihundertsiebzig Ellen bei einem unveränderten Neigungswinkel. Das entspricht der anderthalbfachen Baumasse der ursprünglich geplanten Pyramide.«
    »Wie lange wird sich die Fertigstellung verzögern?«
    »Wenn alle verfügbaren Kräfte eingesetzt werden, ein Jahr.«
    »Nur ein Jahr, Nefrit?«
    »Der Bau auf der Domäne macht gute Fortschritte. Ich bin der Planung um über einen Mond voraus und kann Kamose Steinverleger zur Verfügung stellen. Darunter wird die Fertigstellung der Wirtschaftsdomäne nicht leiden.«
    Nach der Besprechung mit dem Wesir kehrte ich auf die Baustelle zurück, wo Kamose mich vor seinem Zelt erwartete. »Was hat er gesagt?«
    »
Gesiegelt und genehmigt
waren seine letzten Worte.«
    »Wie hast du ihn überzeugen können, Nefrit?«
    »Ich habe ihm Lösungen vorgeschlagen und keine Probleme aufgezeigt.«
    »Ich werde deinen Namen als zweiten Bauleiter in das Fundament der Pyramide schlagen lassen, Nefrit.«
    »Besser nicht.«
     
     
    Ich war verzweifelt. Seit sechs Wochen war mir jeden Morgen so übel, dass ich erst am späten Vormittag zu meiner Baustelle aufbrechen konnte. Die Besprechungen der Bauleitung wurden meinetwegen an manchen Tagen im Palast abgehalten.
    »Du solltest dich vom Arzt des Königs untersuchen lassen, Nefrit«, schlug mir Satamun eines Morgens vor, als ich flach auf dem Bett lag und unfähig war, mich zu erheben. Das Kleid, das sie mir gerade erst angezogen hatte, riss ich mir wieder vom Leib, als ich mich übergeben musste.
    »Sechs Wochen auf der
Udjat
während der Flut! Wahrscheinlich habe ich diese seltsame Schiffskrankheit. Merit war doch auch krank.«
    »Prinzessin Merit ist schwanger.«
    »Woher sollte ich …«, setzte ich an und verstummte sofort.
    »Soll ich den Arzt rufen?«, fragte Satamun.
    Der Arzt Meru untersuchte mich, indem er meinen Puls maß. Dann sah er mir in die Augen, besah sich meine Zunge und befühlte meinen Bauch. Dann packte er seine Instrumente zurück in den Kasten aus geschnitztem Ebenholz. »Bis auf einen erhöhten Puls ist alles völlig normal, Prinzessin. Die Schwangerschaft wird keine Komplikationen mit sich bringen.«
    »Ich bin schwanger?«
    »Die von dir beschriebenen Symptome sind deutlich genug, Prinzessin Nefrit. Du bist in der sechsten Schwangerschaftswoche. Genau wie Prinzessin Merit.« Merit hatte ihr Kind in der gleichen Nacht empfangen wie ich, mit dem kleinen Unterschied, dass sie mit dem Vater verheiratet war.
    Den Nachmittag verbrachte ich damit, auf meinem Bett zu liegen und über eine ungewisse Zukunft nachzudenken. Rahotep konnte sich an einer Hand abzählen, dass das Kind nicht von ihm sein

Weitere Kostenlose Bücher