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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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konnte.
     
     
    In den nächsten drei Monden war mein Zustand noch nicht offensichtlich. Ich sprach mit niemandem außer Satamun darüber. Jeden Morgen fuhr ich auf die Domänenbaustelle, um meiner Arbeit dort wie gewohnt nachzugehen. Ich war froh darüber, dass der Winter in Mempi kühl war, denn die Sommerhitze hätte ich nur in meiner Wohnung im Palast überstanden.
    Nach einem guten halben Jahr Bauzeit waren die Gebäudekomplexe aus Schlammziegeln fertig gestellt und mit Holzdächern eingedeckt. Ich dirigierte die Bauarbeiter um zur Errichtung der Feldarbeitersiedlung am nördlichen Rand der Domäne. Die Errichtung der Wohnhäuser würde weitere vier Monde in Anspruch nehmen, danach konnte mit der großflächigen Anlage der Felder, Weiden und Fruchthaine begonnen werden. Die ersten Setzlinge, in Tonkrügen mit schwarzer Erde transportfähig gepflanzt, waren bereits im Hafen von Mempi eingetroffen.
    Mehrmals im Mond besuchte ich Kamose. Der Abriss der Baurampe hatte nur drei Wochen gedauert, die Vorbereitung des erweiterten Fundaments einige weitere Tage. Dann hatte er begonnen, den Stabilisierungsmantel zu errichten. Mit der Unterstützung meiner zweitausend Steinverleger war der Baufortschritt jeden Tag sichtbar.
    Allerdings sollte Kamoses Euphorie darüber nur wenige Wochen dauern. Als die oberste Plattform die neunzigste Elle Höhe erreicht hatte, musste er einsehen, dass auch diese gigantische Baumaßnahme nicht ausreichte, um die Pyramide zu stabilisieren.
    Im vierten Mond ihrer Errichtung wurde die Basiserweiterung selbst zum Sicherheitsproblem. Der Stabilisierungsmantel stand auf dem sandigen Untergrund des Pyramidenplateaus, das unter dem erhöhten Druck erneut nachzugeben drohte.
    Mit jeder Elle, den der Stabilisierungsmantel in die Höhe wuchs, wurden die schon vorhandenen Risse in der Grabkammer länger und breiter. Im fünften Mond nach der Planänderung entstanden erste Risse in der neuen Verkleidung aus Tura-Stein. Der Steinmantel verformte sich und drohte zu zerplatzen. Die Pyramide stand unter enormen Spannungen. Als der Stabilisierungsmantel die halbe Höhe zur obersten Plattform in neunzig Ellen Höhe erreicht hatte, begann Kamose am Fundament mit den ersten Ausbesserungsarbeiten an zerborstenen Verkleidungssteinen.
    Der Bau der Pyramide war ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit!
     
     
    Mein Zustand erlaubte mir keine regelmäßige Anwesenheit auf beiden Baustellen. Ich arbeitete immer öfter an meinem Schreibtisch im Garten meiner Wohnung und hielt die Besprechungen mit der Bauleitung zweimal wöchentlich im Palast ab.
    Nach den Besprechungen spazierte ich meist durch den Palast, weil mir die Bewegung gut tat. Mein Bauch hatte sich gerundet und ich fühlte mich schwer und unbeweglich. In dieser Nacht irrte ich ruhelos durch die Gänge und Gärten. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, als ich hinter mir Schritte vernahm. Ich drehte mich um. »Khai?«
    »Ich bin es, Prinzessin Nefrit. Was machst du so spät noch in diesem Teil des Palastes?« Er schien beunruhigt. Khai war nach der Beförderung von General Ti zum Befehlshaber der Regimenter im Unteren Land dessen Nachfolger als Kommandant der Palastwache geworden, nachdem er eine Zeit lang unter General Ahmose im Seth-Regiment gedient und der Kommandeur der Stadtwache von Mempi gewesen war. Bei Tis Versetzung nach Iunu hatte mit Sicherheit Rahotep seine Hände im Spiel. Wer General Khai auf seine Position gesetzt hatte, war mir nicht klar.
    »Ich gehe spazieren, Khai.«
    »Um diese Zeit? Ich werde dich zu deiner Wohnung begleiten.«
    »Aber ich will noch nicht …«
    »Du musst sehr müde sein!«, fiel mir Khai ins Wort.
    Mit sanfter Gewalt nahm er meinen Arm und führte mich die Gänge entlang zu meiner Wohnung, wo er sich höflich von mir verabschiedete. Ich war beunruhigt. Wie konnte er es wagen, mich derartig zu behandeln? Was ging hier vor? Was sollte ich nicht sehen?
    Als er mir eine angenehme Nachtruhe gewünscht hatte, folgte ich ihm heimlich. Er begab sich zur Wohnung von Amenemhet und Iset. Nach kurzem Klopfen wurde ihm geöffnet, als habe man ihn erwartet. Was tat Khai um Mitternacht in der Wohnung des Königsbruders? Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade in meine Wohnung zurückkehren, als ich erneut Schritte vernahm. Ich drückte mich in eine dunkle Wandnische und hätte beinahe eine kostbare Vase umgeworfen, als ich Neferti, einen der jüngeren Söhne Amenemhets, erkannte.
    Khai und Neferti konnte ich mir mit viel

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