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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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die Musik feurig. Wir lachten und scherzten und saßen bis in die Nacht an Deck. Ich weiß nicht, ob irgendjemandem auffiel, dass ich den ganzen Abend mit Rahotep kein Wort wechselte.
    Jeden Tag kam ich dem Meer näher! Wie würde es sein, am Strand zu stehen und auf die Wellen am Horizont zu schauen? Wie würde sich das Wasser auf meinen nackten Füßen anfühlen?
    Der nächste Hafen war Sau, die Hauptkultstätte der Kriegsgöttin Neith. Das Fest der Brennenden Lampen, das jedes Jahr in Sau und im ganzen Land gefeiert wurde, war eines der schönsten Feste von Kemet. Wenn sich die Einwohner zum Fest in Sau versammelten, zündeten sie in einer Nacht Öllampen an und stellten sie rund um die Häuser. Die Lampen brannten die ganze Nacht. Ein wundervoller Anblick, den wir von unseren Schiffen aus genossen.
    Bevor wir nach Buto weitersegeln konnten, erreichte Seneferu eine Nachricht von Kanefer. Die libyschen Stämme hatten die Grenzfestungen überrannt und eingenommen. Ich war enttäuscht. Das Meer war nur wenige Stunden entfernt, und ich musste umkehren!
    Nachdem die Flotte nach Mempi zurückgekehrt war, verließen Seneferu und seine Generäle mit dem Amun- und dem Re-Regiment die Residenz, während das Ptah- und das Seth-Regiment unter der Führung des Fürsten Tutmosis aus Weset die Hauptstadt schützte.
    Seneferus Feldzug gegen die libyschen Fürsten dauerte sechs Monde.
    Während dieser sechs Monde nahm ich meine neue Aufgabe im Ministerium für die Fremdländer auf, die darin bestand, Gesandtschaften zu organisieren und Schriftstücke zu verfassen. Nachrichten aus dem ganzen Reich liefen auf meinem Schreibtisch zusammen, wurden von mir gesichtet, sortiert und dem Wesir vorgelegt. Nach zwei Monden übertrug mir Kanefer einige eigenständige Aufgaben wie die selbstständige Beantwortung von Briefen, die ich ihm dann zur Siegelung vorlegte.
    Außerdem war ich dafür verantwortlich, die Dokumente, von denen Seneferu während seiner Abwesenheit Kenntnis nehmen sollte, zu sammeln und alle drei Tage per Boten an das Feldlager zu schicken. Der zurückkehrende Bote meldete sich wenige Tage später bei mir und übergab mir die gesiegelten Papyri zur Weiterleitung an den Wesir oder die betroffenen Ministerien oder Ämter.
    Ein Mal in der Woche traf ich mich mit den Bauleitern Hemset und Rechmire, die mir über den Baufortschritt der Knickpyramide und der Baustelle der Wirtschaftsdomäne Bericht erstatteten. Ich hatte so viel zu tun, dass ich zur Freude von Sekhem und Merit meine Truhen wieder in den Palast bringen ließ, der vom Wesirspalast mit wenigen Schritten zu erreichen war.
     
     
    »Prinzessin Nefrit, der Bote des Königs ist eingetroffen!«
    Mein Sekretär stand in der Tür meines Arbeitsraumes im Obergeschoss des Wesirspalastes. Ich hatte vor wenigen Wochen einen weiträumigen, mit repräsentativen Fresken ausgemalten Arbeitstrakt in unmittelbarer Nähe des Wesirs bezogen. In zwei Vorzimmern arbeitete ein Stab von einem Sekretär und fünf Schreibern, die mir persönlich unterstellt waren. Ich erhob mich hinter meinem Ebenholzschreibtisch, warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, das sich auf den Platz vor dem Palast öffnete, und ging dem staubigen Reiteroffizier aus Djedefs Regiment entgegen. Er fiel im Schreiberzimmer vor mir auf den Boden, und ich nahm den Ebenholzkasten mit den Dokumenten an mich.
    Khufus Bericht entnahm ich, dass die Regimenter eine Oase namens Siwa erreicht hatten, wo sie ihr Feldlager aufgeschlagen hatten. Ich las von einer Schlacht mit den libyschen Stämmen.
    Als ich die gesiegelten Schriftstücke durchsah und in Lederhüllen für die verschiedenen Ministerien verteilte, rief mich mein Schreiber erneut. »Prinzessin, noch ein Bote, diesmal aus Akkad.«
    Ein fremdländischer Bote, der von einem Hauptmann einer der östlichen Grenzfestungen in meinen Arbeitsraum eskortiert wurde, überreichte mir eine in roten Wollstoff gewickelte Keilschrifttafel.
    »Von wem ist dieser Brief?«
    »König Sargon schreibt an König Seneferu.«
    Die Übersetzung des Briefes wurde mir wenig später vom Übersetzer Meriteti vorgelegt. Er verbeugte sich und nahm auf ein Zeichen von mir vor meinem Schreibtisch Platz.
    »Nun, Meriteti: Was schreibt König Sargon?«
    Meriteti nahm den Papyrus und begann zu lesen.
    »Scharrukena von Akkad, Herrscher der vier Weltteile, König von Sumer, an seinen Bruder Seneferu Nebmaat, Herrscher der Zwei Reiche. Von deinem Vasallen, dem Fürsten von Amurru, habe ich erfahren,

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