Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
und nahm die Hand, die Sarenput mir reichte. Wir verließen den Bankettsaal und gingen durch den vom Mondlicht erhellten Garten.
    »Danke, dass du mich gerettet hast, Sarenput.«
    »Ich konnte deinen leidenden Blick nicht mehr ertragen, Nefrit.«
    Dann zog er mich in den Schatten und küsste mich.
    »Ich bin froh, dass du wieder in Mempi bist«, flüsterte ich.
    »Ich auch, meine Geliebte! Die Trennung von dir war mir ebenso unerträglich wie meine Ehe mit Iya.«
    »Bist du geschieden?«
    »Mein Antrag liegt Kanefer zur Siegelung vor.«
    »Hast du eine Geliebte?«
    »Ja. dich, Nefrit!«
    Meine Affäre mit Sarenput gestaltete sich kompliziert. Weder konnte er mich in meiner Wohnung im Palast noch in meinem Arbeitsraum im Ministerium aufsuchen, noch konnte ich ihn im Fürstenpalast besuchen. Ich ließ Satamun meine Villa am Stadtrand für unsere nächtlichen Treffen herrichten.
     
     
    Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden, als Kanefer mich zu sich rief. »Hast du einen Augenblick Zeit, Nefrit?«
    »Ich wollte gerade gehen, Kanefer!«
    »Sarenput wird sich gedulden müssen. Ich will dir etwas zeigen.«
    Ich stand in der Tür und sah ihn sprachlos an.
    »Ja, ich weiß von deiner Liebesaffäre mit meinem Cousin. Es wäre schlimm, wenn ich als Wesir und Chef des Geheimdienstes das nicht wüsste, nicht wahr?«
    »Lässt du mich überwachen?«
    »Nein, es war mehr Zufall, dass dein Treffen mit Sarenput gestern Abend beobachtet wurde. Im Übrigen steht jedes Mitglied der königlichen Familie unter besonderem Schutz.«
    Unaufgefordert setzte ich mich auf einen Stuhl. Was würde Kanefer mit diesen Informationen anfangen?
    Der Wesir wechselte das Thema, als ob die Worte vorher nicht gefallen wären. »Mein Vater hat den Brief an Sargon überarbeitet und zurückgesandt.«
    »So schnell? Was hat er geändert?«
    Kanefer entrollte einen Papyrus, der vor ihm auf dem Schreibtisch gelegen hatte.
    »Seneferu Nebmaat, Herr der Weltordnung, Sohn des Re, Eroberer der Fremdländer, Herrscher des Oberen und Unteren Landes, grüßt seinen Bruder Scharrukena von Akkad. Ich danke dir für deine anerkennenden Worte für Nefermaat. Wenn Frieden zwischen uns herrscht, ist es sein Verdienst. Nefermaat hinterlässt Trauer in meinem Herzen, jedoch keine Leere in seinem hohen Amt. Mein Sohn Kanefer füllt die Aufgabe des Wesirs zu meiner vollen Zufriedenheit aus. Nachdem Aserkaf während einer militärischen Auseinandersetzung im östlichen Sinai in der Schlacht gefallen ist, hat mein Sohn Khufu die Thronfolge angetreten. Er wird mir als König nachfolgen. Ich habe über deinen Vorschlag, deine Tochter Ninsun zu heiraten, nachgedacht. Eine solche Verbindung zwischen uns wäre ein starker Knoten. Kanefer ist der Architekt des Friedens zwischen uns. Ich will ihn durch diese Heirat auszeichnen. Akzeptiere meinen Sohn als deinen Sohn, so wie ich deine Tochter als meine Tochter ansehen werde. Ich erwarte deine Zustimmung. Gruß, Seneferu Nebmaat.«
    Kanefer wandte sich an mich: »Lass den Brief an Sargon übersetzen und auf eine Tontafel schreiben, Nefrit.«
    Ich nahm den Papyrus entgegen. »Wie fühlst du dich als künftiger Schwiegersohn von König Sargon?«
    »Eine zerbrochene Ehe reicht mir«, murmelte er und sah mich erschrocken an.
    »Sprichst du von Tiya?«, bohrte ich nach. Er antwortete nicht. »Seid ihr nicht glücklich?«
    »Ich weiß nicht, warum ich …«
    »Weil ich eine Frau bin, Kanefer.«
    »Ich kann mit niemandem darüber sprechen. Nicht mit Meresankh, nicht mit Rahotep oder meinen Schwestern und schon gar nicht mit meinem Vater.«
    »Was ist geschehen? Hat Tiya einen Geliebten?«
    »Wenn es so wäre! Sie will sich von mir scheiden lassen.«
    »Warum?«
    »Sie sagt, sie erträgt die Ehe mit mir nicht mehr. Sie sagt, sie erträgt mich nicht mehr!«
    Ich saß vor Kanefer und sah ihn lange an. »Wirst du mit Rahotep über mein Verhältnis zu Sarenput sprechen?«
    Kanefer zögerte. »Deine Ehe liegt in Scherben. Du bist in keiner besseren Lage als ich.«
    Es blieb nicht der einzige Abend, an dem Sarenput in meiner Villa auf mich warten musste.
     
     
    Fürst Tutmosis nutzte seinen Aufenthalt in Mempi und besuchte Meresankh regelmäßig in ihrer Wohnung. Manchmal blieb er für mehrere Stunden, zwei Mal über Nacht. Ich las die Berichte des Nachrichtendienstes des Wesirs, bevor ich sie in die Lederhüllen steckte, die für seinen Schreibtisch bestimmt waren.
    Die Königinmutter hatte ihre Beziehung zu General Tutmosis nie

Weitere Kostenlose Bücher