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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Tempel von Karnak und die neuen Wirtschaftsdomänen verschlingen unendliche Mengen von Gold. Die wachsende Beamtenschaft will bezahlt werden. Ich bin verwundert, dass trotz des leeren Schatzhauses dieser Tempel rechtzeitig fertig geworden ist. Bauleiter Rechmire hat ein Wunder vollbracht.«
    Nie hatte ich mir Gedanken gemacht, woher das Kupfer kam, um die Arbeiter auf den vielen Großbaustellen zu bezahlen. Seneferu war mir immer als gottgleicher Herrscher mit unbegrenzten finanziellen Mitteln erschienen. Wie war die Prachtentfaltung des Hofstaates möglich, wenn der Staatshaushalt kurz vor dem Zusammenbruch stand?
    Als der König auf einer von acht Kuschiten getragenen Sänfte eintraf, konnten die heiligen Rituale beginnen.
    Die Opferfeuer vor den beiden Tribünen waren schon vor Stunden angeschürt worden und die Kohlen glühten hellrot. Die Teile eines geschlachteten weißen Stieres wurden durch den Hohepriester Aperiatum in die Opferfeuer geworfen, während der Herrscher zum neuen Gott betete.
    Prinz Hesire kniete einige Schritte hinter dem Lebendigen Gott und führte dieselben rituellen Handlungen aus. Hesire war trotz seines Alters von nur vierzehn Jahren bereits zum Priester Vierten Grades geweiht worden. Welche Karriere stand ihm noch bevor?
    Nach der Opfergabe des Stierfleisches wurden dem neuen Gott Blumen, Weihrauch und Myrrhe gespendet. Nachdem der König die Riten an der Götterfigur beendet hatte, traten die Hohepriester des Ptah, der Hathor, des Osiris, der Isis, der Bastet und der Maat vor und vollzogen die gleichen rituellen Handlungen, die sie täglich an ihren eigenen Göttern durchführten. Wie mussten sie sich wohl fühlen, einem neuen Gott dienen zu müssen, dem sich ihre eigenen Götter unterordnen sollten! Auf Befehl des Königs!
     
     
    »Wie konntest du dich nur so benehmen, Nefrit? Die ganze Familie hat über dich gesprochen.« Rahotep und Khufu saßen gemeinsam in Rahoteps Arbeitsraum und verfassten ein Schriftstück. Khufu grinste unverschämt.
    »Was habe ich getan?« Als Rahotep mich durch seinen Zeremonienmeister Reni in den Palast gebeten hatte, hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Frontalangriff.
    »Du hast in der ersten Reihe der Würdenträger gesessen!« Rahotep war wirklich wütend.
    »Ich habe dem Wunsch meines Freundes Aperiatum entsprochen.«
    »Aperiatum ist nicht dein Freund, Nefrit. Er ist Hohepriester des Atum und damit einer der höchsten Würdenträger des Reiches.«
    »Seine Stellung bei Hofe ist mir egal, Rahotep. Aperiatum ist ein Freund, weil ich ihn als solchen bezeichne.«
    »Es gibt bei Hof keine Freunde, Nefrit. Das solltest du schnell lernen. Vor allem mach dich endlich mit dem Hofzeremoniell vertraut! Dein Benehmen war unerträglich!«
    Khufu lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete aufmerksam unseren Streit.
    »Du willst deinen Zeremonienmeister Reni bestrafen, weil ich mich danebenbenommen habe! Zwanzig Stockschläge! Rahotep, ich bitte dich, ihn zu verschonen, denn ich habe die Fehler gemacht, nicht er«, sagte ich lauter als beabsichtigt.
    »Es war seine Aufgabe, dich in das Hofzeremoniell einzuweisen und solche Fehler zu vermeiden, die die gesamte königliche Familie kompromittieren.«
    Das war zu viel und ich brauste auf: »Wenn meine Umgangsformen für dich und deine Familie zu unerträglich sind, dann löse die Verlobung und schick mich zurück in den Wüstensand, aus dem ich nach Meinung deiner Großmutter komme.«
    Rahotep sah mich überrascht an. Doch dann besann er sich. Aus mir unverständlichen Gründen wurde er nachsichtig, wenn ich ihm die Lösung der Verlobung vorschlug. Warum brauchte er mich? War er so verliebt in mich?
    Bevor er antworten konnte, betrat ein Bote des Königs den Arbeitsraum. »Prinz Rahotep, Seine Majestät wünscht dich sofort zu sehen.«
    »Ich komme«, sagte Rahotep und erhob sich. »Warte hier auf mich, Nefrit. Wir sind noch nicht fertig.« Dann verließ er eilig den Raum und ließ mich mit Khufu allein.
    Khufu erhob sich und baute sich direkt vor mir auf. Sein stechender Blick hielt den meinen fest. »War die Drohung ernst gemeint, Nefrit?«
    »Welche Drohung?«
    »Meinen Bruder nicht zu heiraten und uns unserem Schicksal zu überlassen?«
    »Ja.«
    Khufu kam ganz nahe, als wollte er mich küssen, doch dann neigte er den Kopf und flüsterte mir ins Ohr: »Geh nicht, Nefrit! Du bist der einzige Mann hier.« Lachend verschwand er, weil auch er zu seinem Vater gerufen wurde.
     
     
    Tagelang sah

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