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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gemeinsam, Nefrit.«
    »Nicht so viel wie du denkst, Khufu. Ich will nicht König werden.«
    Er lachte. »Das hatte ich nicht gemeint. Ich glaube, dass wir dieselbe Sehnsucht in uns haben, die uns immer wieder vorwärts treibt, die uns nie zur Ruhe kommen lässt. Die uns immer weitermachen lässt, auch wenn die Situation ausweglos erscheint.«
     
     
    Khufu und seine Schwester Henutsen, Rahotep und ich nahmen das Abendessen gemeinsam ein.
    Henutsens volle Lippen waren an den Seiten leicht nach oben geschwungen und ihre mandelförmigen Augen in einer Art geschminkt, die sie ständig lächeln ließen. Aber es war nicht das ironische Lächeln ihres Vaters, sondern das liebenswerte, zurückhaltende Strahlen der frühen Morgensonne, wenn sie sich über den Horizont erhebt. Mein Gespräch mit ihr drehte sich um Intrigen bei Hof und die Riten, die ihr Vater am nächsten Morgen im Tempel von Iunu für den Gott Re durchführen würde.
    Ich vermutete, dass Rahotep und ich uns nach der Mahlzeit in unsere Kabine zurückziehen würden. Wir hatten seit Beginn unserer Bekanntschaft noch nicht miteinander geschlafen, und das breite Bett in unserer Kabine sah für diese Zwecke sehr komfortabel aus. Während des Essens malte ich mir aus, wie Rahotep mich dazu bringen würde, mich meiner Kleider zu entledigen, die Sandalen von den Füßen zu streifen. Würde ich die Perücke aufbehalten oder würde er sie mir abnehmen? Wie würde Rahotep auf Küsse reagieren? Würden sie ihn so erregen wie mich selbst?
    Als er sich erhob, um sich zurückzuziehen, folgte ich ihm.
    »Gehst du auch schon schlafen, Nefrit? Die Reise muss dich anstrengen.«
    »Ich empfinde die Reise nicht als anstrengend, Rahotep. Das ist nicht der Weg zu unserer Kabine. Die liegt dort drüben.«
    »Hat dir Thotmes nicht gesagt, dass wir getrennte Kabinen haben?«
    Ich schüttelte betroffen den Kopf.
    »Ich arbeite oft noch spätabends und will dich in deinem Schlaf nicht stören, Nefrit.«
    »Ich hatte nicht vor zu schlafen. Ich dachte, dass wir …«
    »Ich habe noch zu arbeiten. Ich habe meine Pflichten in den letzten Wochen wegen des vorrangigen Flottenprojektes sehr vernachlässigt. Gute Nacht, Nefrit.« Damit verschwand er in seiner Kabine und schlug mir die Tür vor der Nase zu.
    Ich wollte Khufu meine Niederlage nicht eingestehen, dass Rahotep mehr Interesse für die Papyri auf seinem Schreibtisch aufbrachte als für seine nach Liebe und Zärtlichkeit hungernde Verlobte. Also kehrte ich allein in meine Kabine zurück und legte mich auf das Bett.
    Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich mich auf der weichen Matratze hin und her wälzte. Es muss gegen Mitternacht gewesen sein, als ich auf dem Gang vor meiner Tür Schritte vernahm. Ich horchte: Hatte Rahotep sich besonnen und wollte doch die Nacht mit mir verbringen? Aber es waren die schweren Schritte eines Kriegers, die vor meiner Tür innehielten.
    Khufu? Und wenn er nun wirklich …?
    Doch dann entfernten sich die Schritte zögernd, und ich hörte die Tür der Nachbarkabine zuschlagen. Ich drehte mich erleichtert um und versuchte einzuschlafen.
    Wieder hörte ich leise Schritte auf dem Gang vor meiner Tür. Die Schritte von nackten Füßen einer Frau. Henutsen? Doch Henutsen trug immer Sandalen. Wieder wurde die Tür der Nachbarkabine geöffnet und geschlossen, und nur wenig später hörte ich Schnaufen und leises Stöhnen durch die dünne Holzwand hinter meinem Bett. Noch bevor sich die Geräusche ihrem Höhepunkt näherten, betrat noch jemand Khufus Schlafkammer. Seine Sehnsucht und seine Unruhe zu befriedigen, bedurfte es zweier Dienerinnen.
    Ich weinte in die Laken. In diesem Augenblick hätte ich es sogar akzeptiert, wenn Khufu in meine Kabine gekommen wäre, um mich zu trösten.
     
     
    Am nächsten Morgen legten die Barken im Hafen des Tempels von Iunu an, während die Kriegsschiffe in der Mitte des Hapi-Seitenarmes, an dem Iunu lag, vor Anker gingen.
    Eine Dienerin weckte mich und reichte mir eine Schüssel mit frischem Wasser, damit ich mich waschen konnte. Die Vorsteherin der Perücken war entsetzt über den Zustand meiner Haare. Ich hatte die halbe Nacht wach gelegen und mich im Bett herumgewälzt. Aus dem Augenwinkel nahm ich ihren gequälten Blick wahr, als sie sich mit dem Flechten und Hochstecken meiner hüftlangen Haare beschäftigte.
    »Du solltest dir die Haare abschneiden«, ermunterte sie mich. »Das Tragen der Perücken wird im Sommer sonst unerträglich.«
    »Niemals werde ich das tun! Lieber

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