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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erster Name?«
    Eigentlich wollte ich sie mit einem schlichten »Baba« abspeisen und hintergründig lächeln, aber dann erzählte ich ihr doch die richtige Version.
    »Du solltest es für dich behalten, denn der Name ist nicht schön. Meine Eltern nannten mich nämlich Baptista Amanda.«
    »O je! Das ist ja megagrässlich!«
    »Du sagst es. Und da wir beide, Patrick und ich, in den ersten Jahren bei ihnen wohnten und sie mich ausschließlich mit Baptista anredeten, waren seine ersten Worte eben nicht Mama, sondern Baba.«
    »Wann hast du deinen Namen geändert?«
    »Nachdem mein Vater gestorben war. Das ist inzwischen auch schon fast sieben Jahre her.«
    »Du Arme. Deine Mutter ist auch früh gestorben, nicht?«
    »Ja, zwei Jahre vorher. Es war eine graue Zeit, Nicole. Ich habe sie beide bis zuletzt gepflegt, und irgendwie bin ich dann in diesem Job hängen geblieben.«
    »Ich verstehe. Das ist wohl auch der Grund, warum du dich so ausgebrannt fühlst.«
    Manchmal war Nicole sehr sensibel und zog erstaunlich richtige Schlüsse. Sicher war das ein Grund, warum mein Leben mir so farblos erschien. Ich war in eine Richtung gedrängt worden, die mir eigentlich nicht lag.
    »Meine Eltern waren liebevolle und gütige Menschen. Als meine Mutter krank wurde, baten beide mich, ihnen zu helfen. Vor allem boten sie mir ein Heim an, in dem ich Patrick ohne Probleme aufziehen konnte. Er war damals erst ein Jahr alt, weißt du. Ich hätte große Schwierigkeiten gehabt, Studium und Erziehung und Jobben unter einen Hut zu bringen.«
    »Und Patricks Vater …?«
    »Vergiss es.«
    Meine Stimme war erstaunlich scharf geworden bei dieser Antwort.
    »Okay. Ich rühre nicht dran. Das hier ist das Haus deiner Eltern?«
    »Ja, habe ich dir das nicht schon mal erzählt? Sie wohnten seit vielen Jahren hier.«
    »Du hast es gut, keine Miete, kein Vermieter …«
    »Na ja. Es sind dafür eine Menge Renovierungen nötig. Die Heizung ist fällig, und das Dach macht auch so seine Probleme. Aber wovon bezahlen? Ich habe zwar das Haus geerbt, aber sonst war da nicht mehr viel. Mein Vater war Lehrer. Meine Mutter – na ja, du weißt schon, wie das damals so war – Hausfrau. Obwohl sie irgendwann in ihrer Jugend auch mal als Krankenschwester gearbeitet hat.«
    Ich schwatzte dahin, um Nicole von weiteren verfänglichen Fragen nach irgendwelchen Männern in meinem Leben abzuhalten.
    »Mama und Papa waren sehr ruhige Menschen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es bei uns mal zu Gefühlsausbrüchen kam. Außer bei mir natürlich. Aber selbst dann schimpften sie nicht, sondern erklärten mir nur, ein gutes Mädchen täte so etwas nicht.«
    »Oh, dann kommst du ja in den Himmel«, kicherte Nicole. »Wo alle guten Mädchen hinkommen.«
    »Ich bin mir da nicht ganz so sicher, ob ich da hinwill. Zumindest nicht in den Himmel, wie ihn mein Vater mir immer geschildert hat. Er unterrichtete nämlich neben Deutsch und Geschichte auch Religion.«
    »Ach, deswegen warst du skeptisch wegen des Rituals. Das hättest du doch sagen können. Wir wollen niemandem unseren Glauben aufzwingen. Auch Christen nicht.«
    »Nein, Nicole, mit meiner christlichen Erziehung hat das nichts zu tun. Eher damit, dass ich an gar nichts glaube. Weder an einen Gott noch an seinen Sohn, noch an eine Erdgöttin oder eine allmächtige Mutter. Mir sind alle Götter einfach zuwider.«
    Mitleidig sah mich meine hexische Freundin an und wechselte das Thema.
KAPITEL 8

    Halima
    Die Untätigkeit nagte an mir. Seit fünf Wochen hatte ich keine geregelte Arbeit mehr, und wenn ich auch in den ersten Tagen die Unabhängigkeit und Freiheit genossen hatte, jetzt kam ich mir unausgefüllt und ziellos vor. Es war Ferienzeit, Patrick war mit seinen Vereinsfreunden für eine Woche in ein Zeltlager gefahren, Ulli musste in der Bank Urlaubsvertretung machen, Nicole und Nandi waren kurzfristig in die Toskana gefahren, und ich hatte penibel Haus und Garten in Schuss gebracht. Dabei war mir wieder einmal bewusst geworden, wie dringend manche Ecken einer Erneuerung bedurften. Aber das Geld aus Gitas Nachlass dafür zu verwenden erschien mir dann doch verantwortungslos, wenn auch die Versuchung ziemlich groß war.
    Halbherzig hatte ich mich schließlich an die Aufgabe gemacht, nähere Informationen über Josiane zusammenzutragen. Gitas Tochter war bei einem lokalen Aufruhr in den Außenbezirken von Kairo ums Leben gekommen – ein zufälliges Opfer sinnloser Gewalttätigkeit. Eine Kugel hatte sie

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