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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schwellender Kraft und Liebreiz angetan und habe die Fruchtbarkeit der Fülle, verführerischen Reiz und Üppigkeit.«
    »Hört sich gut an«, erwiderte die Göttin. »So habe ich mich auch immer gesehen.«
    »Ach ja? Ein bisschen einseitig, meine Liebe. Ich verlange mehr als das, denn meine Aufgabe ist es auch, Gerechtigkeit den Entrechteten und Misshandelten zu bringen, die Kranken zu heilen und betrübte Seelen aufzuheitern.«
    »Ach so. Nix mit Hure und scharlachroten Kleidern und so?«
    »Die und vieles andere mehr habe ich abgegeben. Ich empfehle dir wärmstens, das auch einmal durchzuexerzieren. Das formt den Charakter! Besuch doch mal meine Schwester Ereschkigal. Vielleicht findest du bei ihr eine ganz besondere Art der Hilfe bei dem, was du suchst.«
    Die Göttin war bereit, diese Erfahrung zu machen, und ließ sich von Ishtar den Weg zu den sieben Toren weisen, die tief in den Schoß der Erde führten.
KAPITEL 13

    Ein unromantischer Heiratsantrag
    Als ich ins Haus trat, hörte ich Männerstimmen. Ulli und zwei seiner Freunde saßen im Wohnzimmer und tranken Bier. Ich winkte ihnen kurz zu, ohne mich dazuzugesellen. In dieser Runde würde ich nur stören. Also ging ich ins Schlafzimmer und zog mich um. Ullis Anzug hing an meinem Kleiderschrank, seine Socken lagen auf meinem Nachttisch. Als ich meine verschwitzte Trainingskleidung ins Bad trug, stellte ich fest, dass der Korb mit Schmutzwäsche schon wieder überquoll – mit Ullis Hemden und Unterwäsche. In mir begehrte es kurzfristig auf. Das hier war mein Haus, und es gab keinen Winkel, keine Ecke, die mir selbst gehörte. Sogar das winzige Zimmerchen neben dem Schlafzimmer hatte Ulli belegt und seinen Schreibtisch hineinbugsiert, um sich zum Zeitunglesen dorthin zurückziehen zu können. Ich lehnte den Kopf an die Fensterscheibe und versuchte, den unbändigen Wunsch in den Griff zu bekommen, Ullis gesamten Plunder aus dem Fenster zu werfen. Es musste sich etwas ändern, das war klar. Aber von heute auf morgen ging das nicht. Also suchte ich bei Patrick Unterschlupf. Er saß noch am Computer und klapperte eifrig auf der Tastatur herum. Einmal hatte ich den Fehler begangen, ihm eines der gängigen Spiele zu schenken. Er hatte ein höfliches Danke hervorgewürgt und sich dann die Quittung geben lassen. Tags darauf hatte er ein ausgefallenes Lexikon installiert und entwickelte sich seitdem selbst zu einem Born des Wissens.
    »Darf ich mich ein bisschen zu dir setzen, wenn ich verspreche,dich nicht zu stören?«, fragte ich ihn, als er einmal kurz von dem flimmernden Bildschirm aufsah.
    »Natürlich. Ulli hält wieder Stammtisch in deinem Wohnzimmer, was?«
    »Du lädst auch manchmal Freunde ein.«
    »Ja, aber wir schwallen uns nicht mit derartigem Stuss zu wie die da unten.«
    »Man könnte meinen, du magst Ulli nicht.« Diese Frage hatte ich bisher immer vermieden zu stellen, aber im Moment lag sie einfach zu nahe.
    »Wenn er ausziehen würde, tät ich nicht in haltloses Schluchzen ausbrechen. Oder siehst du das anders, Baba?«
    In haltloses Schluchzen würde ich sicher auch nicht ausbrechen, aber wahrscheinlich würde es eine Leere hinterlassen, von der ich nicht wusste, ob ich sie schon ertragen konnte. Außerdem hatte ich Ulli ja sogar überredet, zu mir zu ziehen. In seinem winzigen Apartment wäre für uns drei kein Platz gewesen, und warum eine größere Wohnung mieten, wenn doch ein Haus da war? So hatte ich damals argumentiert und nicht bedacht, dass Ulli vielleicht irgendwann ein bisschen zu gegenwärtig werden könnte.
    »Und, wirfst du ihn demnächst raus?«, insistierte Patrick, da ich viel zu lange geschwiegen hatte.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Schade. Ich meine, du müsstest ja nicht alleine hier wohnen, wenn dir das zu langweilig ist. Es gibt doch bestimmt noch andere Männer, die dich ganz nett finden.«
    »Danke für die Blumen. Aber vielleicht sollte das tunlichst auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich müsste so einen Mann eben auch ›ganz nett‹ finden.«
    »Ja, und wo liegt das Problem?«
    »Vermutlich in mir. Die Auswahl derer, die ich nett finde, ist zurzeit etwas begrenzt.«
    »Mh. Sag mal, Baba, was ist eigentlich mit meinem Vater? Den hast du doch auch mal ganz nett gefunden, oder?«
    »Du bist noch einen Tick zu jung für meine Lebensbeichten, Patrick. Wechseln wir das Thema.«
    »Verdammt, warum tust du so geheimnisvoll?«, fuhr er mich an, und plötzlich erkannte ich die Komik der Situation. Dieselben Worte hatte ich ebenso

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