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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht erwartet, aber vielleicht etwas Betroffenheit. Ein schlichtes In-Frage-Stellen der Vaterschaft jedoch hatte ich nicht erwartet.
    »Was glaubst du wohl, was mich da so sicher macht?«, fuhr ich ihn an, obwohl ich mir so fest vorgenommen hatte, in ihm möglichst Sympathie für mich zu wecken.
    »Ich denke, diese Aussage sollte ein Vaterschaftstest untermauern.«
    Tränen der Demütigung brannten in meinen Augen, aber ich versuchte, einen Rest Würde zu bewahren.
    »Davor brauche ich mich nicht zu fürchten.«
    »Dann ist es wohl in Ordnung.«
    Er saß ganz entspannt in seinen Stuhl gelehnt und sah mich immer noch ausdruckslos an. Keinerlei Hilfe bot er mir, und ich versuchte mühsam, mir seine leidenschaftlichen Reaktionen jener Nacht in die Erinnerung zurückzuholen, um diesen steinernen Fremden mit anderen Augen sehen zu können. So absolut herzlos konnte er doch nicht sein. Ich versuchte noch einmal, an ihn heranzukommen.
    »Wenn du überzeugt bist, Damon, wirst du mir dann helfen? Ich … ich kann mit niemand sonst darüber sprechen.«
    »Welche Art von Hilfe stellst du dir vor?«
    Er ließ mich aber auch jeden Brocken dieser Suppe selbst auslöffeln, bis zur bitteren Neige. Plötzlich waren alle meine guten Vorsätzewie weggeblasen. Ich richtete mich auf, nahm die Schultern zurück, stellte mit einer energischen Bewegung die Tasse hin und sah ihm geradewegs in die Augen.
    »Du solltest mich heiraten.«
    Eines musste man dem Schweinekerl lassen, seine Beherrschung war perfekt. Er zuckte noch nicht einmal mit dem Augenlid.
    »Natürlich.«
    »Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Mach die Termine, ich bin da. So, und jetzt muss ich in meine Vorlesung. Hier ist meine Telefonnummer.« Er schob mir im Aufstehen eine Karte zu und wandte sich zum Gehen. Erst als er schon zwei Schritte weit entfernt war, drehte er sich noch einmal um, um mir den letzten Schlag zu versetzen.
    »Ach ja, sag mal, wie heißt du eigentlich?«
KAPITEL 14

    Bestechung
    Es war eine der
nuits blanches,
eine der weißen Nächte, in denen man keinen Schlaf findet, und erst nachdem ich die schmerzhafte Konfrontation mit einer Vergangenheit überlebt hatte, fiel ich in einen bleiernen Schlaf. Das war, als Ulli längst schon aufgestanden war.
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich seltsam leer und leicht. Patrick hatte mir eine Nachricht gekritzelt, er sei auf dem Sportplatz, und ich setzte mich zu einem sehr verspäteten Frühstück an den Küchentisch. Kurz darauf klingelte das Telefon. Nicole meldete sich aus dem Urlaub zurück.
    »Es war phantastisch, gigantisch, wahnsinnig! Wie hatten Superwetter und das Hotel …« Ich ließ die Wogen der Euphorie über mich hinwegrollen und wartete geduldig, bis sie empfangsbereit für meine Antworten war. Es brauchte geraume Zeit.
    »Ich habe auch ein paar interessante Dinge erlebt«, lockte ich sie. »In Sachen Enkelkind!«
    »Oh, Amanda, da habe ich auch noch etwas für dich. Deswegen wollte ich dich auch fragen, ob ich heute mal vorbeikommen kann.«
    »Natürlich, nur zu. Ich habe derzeit noch nichts anderes vor, als die Wäsche zu bügeln. Mir ist jede Ausrede recht, die mich davon abhält.«
    Nicole kam gegen drei und hatte eine dicke Mappe dabei. »Ich habe Gitas Zimmer aufgeräumt und ihre Sachen durchgesehen. Nandi wollte das zwar lieber selber machen, aber er musste schon gleich wieder nach London fliegen, darum hab ich schon mal die größten Schränke ausgemistet.«
    Für ganz so selbstlos, wie sie sich den Anschein gab, hielt ich Nicole allerdings nicht. Eher für ausgesprochen neugierig. Ich hatte schon mehrfach bemerkt, wie gerne sie ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckte. Und Gitas Haus musste eine ungeheure Verlockung für sie darstellen.
    »Schau mal, das habe ich dabei gefunden!«
    Sie legte die Tasche auf den Tisch und öffnete sie. Zwei altmodische Fotoalben kamen zum Vorschein, vornehm in Leder gebunden. Die einzelnen Seiten waren ordentlich durch transparentes Papier getrennt, damit die Schwarzweiß-Fotos, deren Ränder noch einen altmodischen Wellenschnitt aufwiesen, nicht aneinander klebten.
    Viele zeigten eine junge, ausnehmend schöne Frau mit dunklen, lockigen Haaren, die im Stil der damaligen Mode kurz geschnitten um den Kopf lagen. Auch ein Herr im korrekten Anzug, später in Uniform, war häufig abgebildet. Die Frau kam mir seltsam vertraut vor.
    »Gita mit ihrem ersten Ehemann«, erklärte Nicole, was mir die Vertrautheit der Gesichtszüge erklärte. »Und sieh

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