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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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konnte sich aber schwerlich dagegen wehren, wenn ich in meinem eigenen Haus einen Raum für mich beanspruchte. Er maulte einige Tage vor sich hin, dann half er mir aber, seinen alten, zerschrammten Schreibtisch für den Sperrmüll an den Straßenrand zu tragen. Damit war aber dann sein hilfreicher Einsatz auch beendet. Es kam ihm eine sehr praktische Weiterbildungsmaßnahme in die Quere, zu der er zwei Wochen nach Berlin reisen musste.
    Die aufwendigste Phase musste gleich als Erstes in Angriff genommen werden, denn mir leuchtete ein, dass die Heizung tunlichst vor dem Winter erneuert werden sollte. Es war eine schmutzige Plackerei. Die Handwerker rissen den alten Kessel und die Ölheizung heraus und wühlten meinen Garten auf, um den Gasanschluss herzurichten, aber als sie fertig waren, hatte ich einen Kellerraum dazugewonnen, denn die neue Anlage brauchte nurnoch ein verschämtes Eckchen, um uns mit heißem Wasser und Wärme zu versorgen.
    Das wiederum nahm ich zum Anlass, auch den restlichen Keller gründlich auszumisten – eine Aufgabe, die ich mit gutem Grund immer vor mir hergeschoben hatte. Meine Eltern waren vor rund dreißig Jahren nach einem Auslandseinsatz in dieses Haus eingezogen. Seither hatten sich die Relikte der Wohlstandsgesellschaft schichtweise in alten Schränken und Regalen abgelagert. Daran war auch ich nicht schuldlos, denn als vor sieben Jahren mein Vater gestorben war, hatte ich nicht die Kraft gehabt, irgendetwas fortzuwerfen. Stattdessen hatte ich alles, was ich in den oberen Räumen nicht mehr haben wollte, nach unten gebracht. Entrümpeln tat also wirklich Not. Für mich war das eine lästige, staubige Arbeit, aber zwei Mitglieder meines Haushaltes genossen das Herumwühlen in den alten Sachen aus vollem Herzen – mein Sohn und Titi. Diese weiße Katze schien in jede Spalte kriechen zu können, musste jede Lade durchstöbern und war dann abends eifrig damit beschäftigt, sich die Spinnweben aus dem Fell zu putzen.
    Ich hätte das auch besser getan, denn als ich über einem besonders ergiebigen Ausmisten eines alten Kleiderschrankes die Zeit vergessen hatte, brach ich einmal sehr überstürzt zu meinem Unterricht bei Halima auf. Als ich ankam, hatte die Stunde schon angefangen. Ich wollte mich möglichst unbemerkt an meinen Platz schleichen, als mich plötzlich alle ansahen. Erst gab es nur ein unterdrücktes Lachen, das aber schnell in heftiges Kichern umschlug. Ein Blick in den Spiegel sagte mir deutlich warum – Baba Jaga in ihrer authentischen Maske. Ein graustaubiges Spinnweb mit einer vertrockneten Motte hing mir in den krausen Locken wie ein Gazeschleier. Ein paar staubige Striemen hatte ich auch noch über der Nase.
    »Geh dir das Gesicht abwaschen. Warte, ich gebe dir eine Haarbürste«, sagte Halima und schob mich Richtung Toiletten. »Wie hast du denn die Dekoration zustande bekommen?«
    »Ich miste meinen Keller aus. Das ist so spannend, dass ich darüber offensichtlich alles andere vergesse. Vor allem, mich selbst mal im Spiegel anzuschauen, bevor ich aus dem Haus gehe.«Sie nickte und drückte mir dann eine Bürste in die Hand.
    »Eine gute Idee von dir, den Keller aufzuräumen, Amanda. Damit räumst du auch in dir selbst auf.«
    »Was meinst du damit?«
    Ich war schon wieder misstrauisch, weil ich immer noch das Gefühl hatte, dass Halima mehr von mir wusste, als sie sagen wollte, obwohl wir in den vergangenen Wochen nach Nicoles Besuch kein privates Wort mehr gewechselt hatten.
    »Was ich damit meine? Oh, eine äußere Handlung hat oft auch eine Wirkung nach innen. Du wirst schon sehen.«
    »Das ist mir mal wieder zu geheimnisvoll, Halima. Ich habe keine Lust, derartige Doppeldeutungen darin zu sehen, wenn ich alte Anzüge in die Kleiderbeutel des roten Kreuzes stopfe.«
    »Musst du ja auch nicht. Hier ist ein Handtuch.« Ich trocknete mir Gesicht und Hände ab und sah jetzt wieder ganz manierlich aus.
    »Danke. Das muss reichen. Das nächste Mal werde ich mich genauso säuberlich putzen wie meine Katze.«
    »Du hast eine Katze? Was für eine?«, fragte Halima, als wir zum Übungsraum gingen.
    »Seit drei Wochen, eine kleine weiße, sozusagen ein Findelkind.«
    »Aha.«
    Mehr sagte sie nicht, und ich blieb mal wieder irritiert zurück, als sie zur Musikanlage ging und die CD wechselte.
    Dieses eine kurze Gespräch war aber auch das einzige, das ich mit Halima lange Zeit führte. Sie ließ mich mit ihren mysteriösen Äußerungen in Ruhe und korrigierte nur meine

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