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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Verständnis, Hilfsbereitschaft, Liebe, Mütterlichkeit und Anmut. Nein, unmöglich.«
    Nicole überlegte eine Weile schweigend, dann sah sie mich mit leicht zusammengekniffenen Augen an.
    »Seit wann machen sich diese Nebenwirkungen bemerkbar?« Ich dachte einen Moment nach und meinte dann: »Den ersten Traum, der anders war als die üblichen, hatte ich vor anderthalb Wochen. Aber der war nicht scheußlich, sondern nur seltsam. Dann fingen die Erinnerungen an. Sachen, die ich schon lange vergessen hatte, die aber immer noch weh tun. Aber heute hatte ich wirklich einen Angsttraum.«
    »Gab es ein bestimmtes Ereignis vor dem ersten Traum?«, hakte sie nach, und mir fiel es plötzlich wieder ein.
    »Ach ja, das war der Tag, an dem mir Halimas Prospekt in die Hände fiel. Weil ich nämlich von dieser wunderschönen Tänzerin träumte, bin ich gleich am nächsten Nachmittag zu ihr gefahren, um mir ihr Studio anzusehen.«
    »Schau an, das habe ich mir gedacht. Da hat jemand etwas bei dir umgedreht! Ganz sicher.«
    »Umgedreht?«
    »Amanda, vertraust du mir?«
    Mein Vertrauen schien an diesem Tag eine begehrte Ware zu sein. Nicole war eine nette Freundin, aber ihr Hexenwissen war mir ein wenig suspekt. Dennoch, wenn ich mehr von ihr wissen wollte, musste ich ihr wohl vertrauen. Ich nickte also.
    »Es gibt nicht nur Hexen, die sich mit weißer Magie beschäftigen, Amanda«, flüsterte sie fast. »Manche haben sich auch auf den linken Pfad begeben, und die sind dann echt gefährlich.«
    »Schwarze Magie?«
    Das wurde ja richtig putzig!
    »Genau. Und weißt du, wer eine richtig schwarze Hexe ist? Deine Halima! Das habe ich gleich gemerkt, als ich ihr in die Augen gesehen habe. Sie hat dich mit dem ersten Traum in ihre Nähegelockt und dann deine Aura vergiftet! Was hast du ihr getan, dass sie deine Feindin geworden ist?«
    »Nichts habe ich ihr getan. Zumindest nichts, was nicht gesellschaftlich zu vertreten wäre.«
    »Dann muss es an etwas liegen, das sich in eurer Vergangenheit abgespielt hat. Ob es an deinem Interesse an Josiane liegt? Wahrscheinlich hütet sie da ein Geheimnis, hinter das du nicht kommen sollst.«
    »Warum hätte sie mich dann erst zu sich locken sollen? Auf meine Fragen hin hätte sie sich ja nur einfach unwissend stellen müssen.«
    »Wer weiß, was damals wirklich geschehen ist. Vielleicht will sie dich auch auf einen falschen Pfad locken.«
    »Entschuldige, aber ein bisschen absurd finde ich deine Schlussfolgerung schon. Sicher, Halima ist nicht einfach zu durchschauen. Ihr Verhalten ist auch ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber als schwarze Hexe kann ich sie nicht betrachten.«
    »Schade! Es wäre besser, wenn du nicht so naiv wärst. Ich werde auf jeden Fall mal einen Schutzzauber für dich machen. Vor allem solltest du nicht mehr zu ihr hingehen. Kündige am besten sofort den Vertrag!«
    »Ich überlege es mir, Nicole. Vielleicht bilde ich mir auch alles nur ein.«
    »Bestimmt nicht. Ich erkenne eine Schwarzmagierin, wenn ich sie sehe!«
    Und ich eine beleidigte Leberwurst, dachte ich. Später, als Nicole gegangen war, grübelte ich noch eine Weile vor mich hin. Aber schließlich schüttelte ich diese Bangigkeit von mir ab, die das Gemunkel von schwarzer Magie und Hexenzauber bei mir verursacht hatte. Es gab eine ganz einfache Lösung, die alle zufriedenstellen würde. Ich wollte weiter bei Halima tanzen, denn der Kurs machte mir Spaß. Aber das Thema Josiane und Tochter würde nicht mehr zur Sprache kommen. Dafür würde ich dankend Nandis Geld annehmen und das Haus renovieren. Ich beschloss auch, dass Ulli sein Arbeitszimmer opfern musste, weil ich mir darin ein eigenes Studierzimmer einrichten wollte.Irgendwann in einem Jahr würde ich meine Diplomarbeit beendet haben und bedauernd feststellen müssen, dass trotz intensiver Nachforschungen Gitas Enkelin in diesem Zeitraum nicht aufzufinden war.
KAPITEL 18

    Staub und Ulli
    Meine guten Vorsätze zeigten Wirkung. Vermutlich aber war es die Menge an Arbeit, die ich mir aufgebürdet hatte, die die trüben Erinnerungen verscheuchte. Sie ließ mich meist so müde ins Bett fallen, dass mich auch irgendwelche Angstträume nicht aus dem Schlaf schrecken konnten. Meine geistige Herausforderung fand ich in den Recherchen für meine Diplomarbeit, deren Thema inzwischen genehmigt worden war, die körperliche Herausforderung bestand vorwiegend in meiner Renovierungsaktion. Ulli war zwar nicht sehr glücklich damit, dass ich sein Zimmerchen okkupierte, er

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