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Die Herrin Thu

Die Herrin Thu

Titel: Die Herrin Thu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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mich nicht unterbrochen. Ihre Blicke wanderten von meinen Augen zu meinem Mund und wieder zurück, und sie rührte keinen Muskel. Schließlich schwieg ich, und nach einem Weilchen, während sie offensichtlich ganz in Gedanken versunken war, berührte sie mein Knie. „Und du glaubst ihr das alles, Kamen?“ Diese Frage hatte mir die Frau schon oft gestellt. Ich nickte.
    „Ja, ich glaube ihr. Für diese Wahrheit setze ich meine Laufbahn, ja, vielleicht sogar mein Leben aufs Spiel.“
    „Dann glaube ich ihr auch. Und sie ist draußen, beim Fluß? Diese Bauersfrau? Was soll ich mit ihr anfangen?“ Mir entging der etwas abfällige Ton durchaus nicht, doch ihre Stimme klang auch ängstlich. Wer wollte ihr beides verübeln?
    „Du hast viele Frauen in deinen Diensten, Takhuru. Sag deinem Haushofmeister, daß sie dir vom Marktplatz gefolgt ist und dich um Arbeit angebettelt hat und daß du dich ihrer Not nicht verschließen konntest. Bring sie in den Dienstbotenquartieren unter, paß aber auf, daß sie nur dort arbeitet, wo niemand sie sieht. Vielleicht könnte sie sich um den Garten kümmern.“ Takhuru rümpfte das Naschen.
    „Kamen, warum nimmst du sie nicht mit nach Hause und läßt sie in deinem Garten arbeiten?“
    „Weil“, so machte ich ihr sanft klar, „wir viel weniger Dienstboten haben als Nesiamun und Pa-Bast sie schlicht vor die Tür setzen oder sie an einen anderen Haushalt weitergeben würde. Bitte, tu es mir zuliebe, Takhuru.“ Meine Bitte stimmte sie nicht milder. Statt dessen sagte sie scharf:
    „Dir zuliebe, Kamen, oder ihr zuliebe? Oder euch beiden zuliebe? Ist sie schön? Schließlich bist du tagelang mit ihr auf dem Fluß gewesen.“ Ich seufzte im stillen. Oh, diese Frauen!
    „Meine allerliebste Takhuru“, sagte ich. „Du hast mir gut zugehört. Ich weiß es. Sie war einmal schön und die Geliebte des Königs, doch das ist siebzehn Jahre her. Jetzt ist sie nur noch eine Frau, die dringend auf unsere Hilfe angewiesen ist. Sie braucht uns. Bitte, denke dir etwas aus, wie wir sie in den Palast schmuggeln können.“ Bei diesen Worten wuchs Takhurus Anteilnahme.
    „Falls sie eine Nebenfrau gewesen ist, muß sie sich im Palast gut auskennen“, sagte sie. „Ich lasse mir das Problem zusammen mit ihr durch den Kopf gehen. Ehrlich, Kamen, ich habe noch nie eine Nebenfrau gesehen und bin ganz wild darauf.“ Sie beugte sich vor. „Ich begreife den Ernst der Lage, auch wenn mir das alles fremd ist“, beharrte sie. „Und ich nehme nichts auf die leichte Schulter. Aber, Kamen, meine Nachricht für dich ist noch umwerfender. Möchtest du mich jetzt anhören?“
    „Nein“, sagte ich brüsk. „Nicht jetzt. Hol mir ein Dienstbotenarmband für sie, Takhuru, damit sie an den Wachtposten vorbeikommt. Sie wartet schon lange und muß hungrig und durstig sein. Ich gehe sie holen.“ Takhuru wollte etwas erwidern, sie machte den Mund auf und kniff ihn zu einer schmalen Linie zusammen, dann stand sie auf und ging fort. Kurz darauf war sie wieder zurück und schwenkte ein dünnes Kupferarmband.
    „Ich habe dem Haushofmeister gesagt, daß ich eine neue Dienerin eingestellt habe“, sagte sie und gab mir das Armband. „Bring sie in mein Zimmer, Kamen, und dann muß ich einfach mit dir reden.“ Schon wieder huschte dieser Ausdruck über ihr Gesicht, diese Mischung aus Dringlichkeit und Zögern, dann ging sie ins Haus zurück. Ich lief durch den Garten und zum Tor hinaus.
    Die Frau schlief unter ihrem Umhang im Schatten einer Sykomore, die Wange in die braunen Hände geschmiegt, das Haar auf dem Gras ausgebreitet. Ich betrachtete sie kurz, bemerkte, wie ihre langen, schwarzen Wimpern im Traum zitterten, dann ging ich in die Hocke und berührte ihre Schulter. Sie erwachte mit einem Ruck, schlug die Augen auf und fixierte mich mit ihrem direkten blauen Blick. Ich gab ihr das Armband. „Ich habe mit Takhuru geredet“, sagte ich. „Und ihr alles erzählt. Sie stellt dich ein und verrät dich nicht.“
    „Du vertraust ihr.“ Das war eine Feststellung, keine Frage, und ich nickte.
    „Ich weiß nicht, welche Arbeit man dir zuweist“, sagte ich und hatte dabei irgendwie das Gefühl, ich müsse mich bei ihr entschuldigen, daß sie überhaupt arbeiten mußte, doch wieder einmal konnte sie meine Gedanken lesen. Sie lächelte, schob das Armband über die Hand und ließ es aufs Handgelenk rutschen.
    „Ich bin harte Arbeit gewöhnt“, sagte sie trocken. „Mir ist es einerlei, welche Arbeit man mir zuweist. Ich

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