Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
seinen Blick zu bemerken, und einen Augenblick lang sah er ihr zartes Gesicht durch den hauchdünnen rosa Schleier. Sie erinnerte ihn an die Statue einer Göttin. Er wandte beinahe verlegen den Kopf und räusperte sich. In seinem Leben hatte es bisher nur normale und einfache Dinge gegeben. Als er beim Militär befördert wurde, fiel es ihm nicht schwer, Frauen zu finden. Er hatte sogar die Kurtisanen von Rom kennengelernt, aber noch nie mit einer Frau von adligem Blut geschlafen, vor allem nicht mit einer Frau, die so schön war. Es würde ihm nicht schwerfallen, sie zu verehren, aber er wußte nicht so genau, wie er als verheirateter Mann mit ihr zusammenleben sollte.
    »Etwas unsicher?« Aelius, der die Hercules im Hafen von Clausentum zum Überholen zurückgelassen hatte, trat zu Carausius und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kann ich gut verstehen! Aber man sagt, daß es jedem Bräutigam so geht!« Er lachte. »Keine Angst, eine Frau gleicht im Grunde der anderen, wenn erst einmal die Fackeln gelöscht sind. Denk daran, wie man mit einem Schiff durch das Rheindelta fährt, dann kann nichts schiefgehen: Langsam vorwärts tasten und oft genug die Tiefe loten!« Er lachte schallend, als Carausius ihn wütend ansah.
    Der Navarch drehte sich erleichtert um, als ihn jemand am Arm berührte. Vor ihm stand ein schlanker junger Mann mit dunklen, durchdringenden Augen. Er kannte ihn, erinnerte sich aber nicht an seinen Namen.
    »Herr, ich habe seit ... seit dem letzten Sommer viel nachgedacht«, sagte der junge Mann. »Ich weiß, du ... du hast etwas Großes für Britannien im Sinn.«
    Er sprach stockend. Es klang beinahe, als stottere er. Offenbar konnte er seine Gefühle nicht recht unter Kontrolle halten.
    Er heißt Allectus ...
    Carausius nickte freundlich.
    »Ich war in meiner Kindheit oft krank. Deshalb bin ich nicht zum Militär gegangen. Aber ich weiß, um deine Ziele zu verwirklichen, brauchst du Geld ... mehr Geld, als der Kaiser dir geben wird. Ich, Herr, ich ... verstehe etwas von Geld. Wenn du mich in deinen persönlichen ... Stab aufnimmst, werde ich dir treu und ergeben dienen.«
    Carausius runzelte die Stirn und betrachtete den jungen Mann mit den Augen eines Befehlshabers. Allectus würde nie ein Krieger sein, aber er wirkte gesund. Auch er kannte die Gerüchte und vermutete, daß Allectus nicht von ungefähr auf seine Begabung hinwies.
    Der Navarch hatte mittlerweile festgestellt, daß die Bürger von Britannien mehr von ihm erwarteten als das, was Maximian ihm als Aufgabe übertragen hatte.
    »Was sagt dein Vater dazu?«
    Seine Augen leuchteten. »Er hat seine Einwilligung gegeben. Ich glaube, er würde sehr stolz auf mich sein!«
    »Also gut. Du kannst in diesem Winter zuerst einmal probeweise in meinen Stab aufgenommen werden. Wenn du tüchtig bist, werden wir die Sache auf Dauer regeln, wenn im Frühling der Kampf gegen die Piraten wieder beginnt.«
    »Herr!« Allectus hob die Hand zu einem militärischen Gruß. Die übergroße und etwas unangemessene Begeisterung ließ ihn plötzlich sehr viel jünger aussehen, als er war.
    Carausius hatte Mitleid und sagte: »So, und jetzt habe ich den ersten Auftrag für dich. Finde für mich heraus, wann die Zeremonie beginnt.«
    Allectus verbeugte sich und eilte davon. Carausius sah ihm zweifelnd nach. War es richtig gewesen, den jungen Mann in seinen Dienst zu nehmen? Er wirkte einerseits jung und unerfahren, andererseits aber auch wie ein reifer Mann. Und nach allem, was Carausius über ihn gehört hatte, war er ein kluger und einfallsreicher Geschäftsmann. Beim Heer konnten viele unterschiedliche Begabungen zum Zuge kommen. Wenn Allectus die Disziplin und die körperliche Kraft besaß, die man im militärischen Dienst brauchte, dann mochte er sich vielleicht als nützlich erweisen.
    Der Navarch überließ sich seinen Gedanken, aber ein unbestimmtes Gefühl rief ihn bald wieder in die Gegenwart zurück. Als er den Kopf hob, stand die Hohepriesterin vor ihm.
    Er holte tief Luft und deutete auf den Saal. »Du hast nicht zuviel versprochen. Alle folgen deinen Befehlen.« Er lachte leise und fragte dann: »Bist du zufrieden?«
    »Bist du es?« Sie erwiderte gelassen seinen Blick.
    »Für mich ist eine Schlacht erst dann gewonnen, wenn der Tag vorüber ist.«
    Dierna hob eine Augenbraue. »Hast du Angst?«
    »Seit ich dich kennengelernt habe, werden mir seltsame Geschichten über Avalon erzählt. Man sagt, Rom hat die Druiden besiegt, aber nicht die

Weitere Kostenlose Bücher