Die Herrin von Avalon
nach der Sitte der Britonen und der seines eigenen Volkes war die Hochzeit erst vollzogen, wenn die Braut entjungfert war.
»Soll ich die Fackel löschen?« fragte er leise.
Sie nickte stumm. Carausius bedauerte seine Frage. Was hatte er davon, eine schöne Frau zu heiraten, wenn er ihren Körper nicht sah? Andererseits würde ihn zuviel Schönheit vielleicht befangen machen. Im Dunkeln glich sie eher jeder anderen Frau. Er schlug das Laken zurück und hörte, wie das Lager unter seiner Last knarrte. Teleri blieb stumm. Mit einem Seufzen berührte er ihre Haare. Die Haut am Hals war samtig und glatt. Ohne nachzudenken, glitten seine Finger tiefer und legten sich um die Brüste. Sie holte kurz Luft, bewegte sich aber nicht. Er spürte sie unter seinen Händen zittern.
Sollte er sie mit Liebesworten beruhigen? Ihr Schweigen erhöhte nur seine Spannung, ihm fielen keine Worte ein. Auch wenn sein Bewußtsein nicht so recht bei der Sache war, sein Körper reagierte um so heftiger auf den jungen Körper. Carausius versuchte, sich zurückzuhalten. Er wollte warten, bis auch sie so erregt sein würde wie er. Teleri blieb jedoch unbeweglich liegen und wehrte sich auch dann nicht, als er ihr die Schenkel spreizte. Dann konnte er nicht länger warten. Er umklammerte ihre Schultern und drang in sie ein. Sie schluchzte plötzlich und wehrte sich gegen ihn, aber er nahm sich, was ihm gehörte.
Es war alles schnell vorüber. Danach legte sich Teleri zur Seite, drehte ihm den Rücken zu und zog das Laken über sich. Carausius blieb lange liegen und lauschte auf ihre Atemzüge. Er versuchte zu hören, ob sie weinte. Aber sie gab keinen Ton von sich. Allmählich entspannte er sich und fand, es sei für den Anfang nicht schlecht gewesen. Es würde mit der Zeit bestimmt noch besser werden, wenn sie sich kennerlernten. Vermutlich wäre es zuviel verlangt, auf Liebe zu hoffen, aber im Alltag des Zusammenseins mochten Achtung und Zuneigung genügen. Mehr konnten die meisten Ehepaare ohnehin nicht erwarten.
Carausius war es nicht gewohnt, das Bett mit jemandem zu teilen. Er blieb noch lange wach und beschäftigte sich in Gedanken mit seinen Truppen, mit Versorgungsproblemen und Beförderungen. Er hätte am liebsten eine Lampe angezündet, um an den Listen zu arbeiten. Er wußte jedoch nicht, ob seine Frau schlief. Wenn sie schlief, dann wollte er sie nicht wecken. Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf und träumte, auf einem schwankenden Deck zu stehen und gegen eine nicht abreißende Zahl von Feinden zu kämpfen, die keine Gesichter hatten.
Als er das Klopfen hörte, dachte er zuerst, es sei ein Rammbock, der gegen das Schiff stieß. Dann hörte er Stimmen, und langsam verstand er auch Worte.
»Herrin, es ist die dritte Stunde. Nichts kann vor Anbruch des Tages geschehen. In Junos Namen, es ist seine Hochzeitsnacht! Du kannst ihn jetzt nicht stören!«
»Wenn er ungehalten ist, werde ich die Schuld auf mich nehmen«, erwiderte eine Frau. »Kannst du es verantworten, ihm die Nachricht zu verweigern, die er hören muß?«
»Nachricht?« fragte die Wache an der Tür. »Es sind keine Boten gekommen ... «
»Ich brauche keine Boten!« Die Stimme der Frau wurde leiser. Carausius sprang aus dem Bett und hüllte sich in einen Umhang. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, aber das hatte nichts mit der nächtlichen Kälte zu tun. »Zweifelst du an meinen Worten?«
Der arme Wächter schwankte zwischen seinen Befehlen und der Autorität der Priesterin. Carausius befreite ihn aus der schwierigen Lage, als er die Tür öffnete.
»Ein Überfall?«
Bei seinem Anblick entspannte sich das Gesicht der Hohepriesterin, und sie lächelte. Sie hatte ein langes Gewand übergestreift, aber die offenen Haare fielen ihr flammend rot über die Schultern. Sie nickte und wurde wieder ernst.
»Ich habe gesehen, wie eine Stadt angegriffen wurde ... Ich glaube, es ist Clausentum. Zwei Schiffe sind auf das Ufer gezogen worden. Sie werden sich Zeit lassen mit dem Plündern, da sie glauben, daß keine Hilfe kommen kann. Wenn du dich beeilst, kannst du mit der Flut auslaufen und sie hinter der Insel Vectis abfangen.«
Carausius nickte. Der Wachsoldat hatte mit offenem Mund zugehört, aber er salutierte ordnungsgemäß, als der Navarch ihm einen Befehl gab. Carausius unterdrückte ein Lächeln. Alle anderen Überlegungen waren vergessen, denn ihn erwartete der Kampf gegen die Piraten. Auf diesem Gebiet wußte er genau, was er zu tun hatte.
Sie
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